Die Dragon Quest-Reihe wird gern als Dinosaurier bezeichnet und ich mag den Vergleich sehr. Zum einen, weil das Franchise bereits über 30 Jahre alt ist (entspricht etwa Kreidezeit im Videospielbereich) und zum anderen, weil sich Dragon Quest außerhalb Japans nie durchsetzen konnte.
Das heißt aber nicht, dass die märchenhafte JRPG-Reihe ausgestorben ist. Tatsächlich gibt es jetzt mit Dragon Quest 11: Streiter des Schicksals einen neuen Versuch, die Marke im Westen zu etablieren.
Neu, aber nicht taufrisch
So richtig neu ist das großangelegte JRPG für PS4, Nintendo Switch und PC aber trotzdem nicht, denn das japanische Original erschien schon im Sommer 2017 und wird jetzt erst für den westlichen Release lokalisiert.
Die Wartezeit lohnt sich allerdings, denn Dragon Quest 11 kam nicht nur bei der japanischen Fachpresse und den Fans gut an, sondern wurde für die Veröffentlichung in Amerika und Europa auch ordentlich überarbeitet.
Ich hatte die Gelegenheit, in die englischsprachige Version reinzuspielen und bin zuversichtlich, dass der internationale Durchbruch von Dragon Quest endlich bevorstehen könnte.
Dragon Quest 11 scheint viele Fesseln des konservativen Spieldesigns abstreifen zu wollen und setzt jetzt auf halboffene Spielwelten, ein actionreicheres Kampfsystem und rückt das Erkunden noch mehr in den Mittelpunkt. Fans der Reihe werden ihren Liebling aber auch jetzt noch wiedererkennen, keine Sorge.
Wenn das Warten sich lohnt
Zuallererst möchte ich aber über die Änderungen der europäischen Dragon Quest 11-Version sprechen, denn die können sich sehen lassen.
So wurde für den Westen eigens eine englische Sprachausgabe (deutsche Texte wird es auch geben) angefertigt, ein Feature, das es im Original überhaupt nicht gab. Dort sprechen die Charaktere nämlich weiterhin kein einziges Wort.
Außerdem gibt es einen neuen, härteren Schwierigkeitsgrad, eine bitter nötige Sprintfunktion und überarbeitete Menüs, die dem "westlichen Geschmack" entsprechen.
In der etwa zweistündigen Version von Dragon Quest 11, die ich gespielt habe, konnte ich mir sowohl den eher ruhigen Beginn des Spiels anschauen, als auch in einen späteren Part reinspielen, in dem ich mit vollbesetzter Party durch die Wüstenwelt von Gallopolis geschlagen habe.
Auch wenn sich im Vergleich zu Dragon Quest 9 oder Dragon Quest 8 in Sachen Gameplay auf den ersten Blick viel getan hat, versprüht auch das Open World-Gameplay von Dragon Quest 11 denselben Charme wie die Vorgänger.
Größer! Schneller! Besser!
Eine begrüßenswerte Neuerung ist aber das Kampfsystem, das sich auf Wunsch auch dynamischer gestalten lässt. So können wir einstellen, dass wir alle Party-Mitglieder befehligen und uns zwischen den Attacken frei auf dem Schlachtfeld bewegen können.
Wer möchte, kann aber auch ganz klassisch in Reih und Glied stehen, um die putzigen Akira Toriyama-Monster nacheinander niederzustrecken. Etwas statisch bleibt die Dragon Quest-Action dann aber leider doch noch, aber es wird zumindest etwas aufgelockert.
Eine richtige Open World bietet Dragon Quest 11 nicht, die halboffenen Areale sind allerdings die mit Abstand weitläufigsten Gebiete der Dragon Quest-Geschichte.
Unser namenloser Held, der Franchise-typisch seinen Schicksal als Auserwählter folgt, kann die Spielwelt entweder zu Fuß durchqueren oder sich auf den Sattel schwingen und durch die Gegend reiten. Im Weg stehende Monster werden dabei ganz einfach umgerannt. Auf dem Weg zum nächsten Story-Abschnitt können wir dann auch optionale Inhalte erledigen oder Geheimnisse entdecken.
Der Charakterfortschritt wurde ebenfalls ausgebaut und wir können nun Fertigkeitenpunkte auf einem Talentbaum verteilen, der an das Sphärobrett von Final Fantasy 10 erinnert.
So können wir die Ausrichtung der Spielfiguren etwas persönlicher gestalten, anstatt die Partymitglieder ganz automatisch ihre jeweiligen Fähigkeiten erlernen zu lassen.
Wenn wir unterwegs unser Lager an bestimmten Punkten aufschlagen, können wir zudem auch wieder ein Crafting-System nutzen, mit dem wir neue Ausrüstung schmieden können. In meiner Demo-Session war das aber leider nicht möglich.
Ein 60 bis 80 Stunden-Märchen
Was das Storytelling von Dragon Quest 11 angeht, scheint sich die Reihe trotz aller mechanischen Modernisierungen dennoch treu zu bleiben. Der erwähnte Auserwählte wird gezwungen, sein Heimatdorf zu verlassen, trifft nach und nach auf neue Begleiter und bleibt dabei von Anfang bis Ende stumm.
Allerdings scheint die Entwickler um Takeshi Uchikawa auch hier der Größenwahn gepackt zu haben. So ist die Stadt Helidor nicht nur unfassbar groß, sondern auch vollgepackt mit NPCs, die Sidequests verteilen und ihren Senf zu allen Ereignissen dazugeben.
Wer sich nur an die umfangreiche Hauptgeschichte von Dragon Quest 11 halten will, ist laut Producer Okamoto Hokuto trotzdem um die 60 Stunden mit dem Spiel beschäftigt.
Zahlreiche Nebenaktivitäten und Mini-Spiele wie das Pferderennen in Gallopolis sollen die Spielzeit an die 100 Stunden-Grenze bringen. Wie bei den einzelnen Final Fantasy-Ablegern ist es auch bei Dragon Quest 11 nicht nötig, irgendwelche Vorkenntnisse der Reihe mitzubringen. Das Spiel steht vollständig für sich selbst.
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