Als unsterblicher Dragon Ball-Fan hatte ich zum plötzlichen Ende von Dragon Ball Super nur eine Sache zu sagen: Naja, von mir aus. Während den meisten Zuschauern der Schock in Mark und Bein raste, konnte ich ständig nur daran denken, dass mir der neue Dragon Ball-Anime nie das gegeben hat, was ich mir von einer Dragon Ball Z-Fortsetzung erhofft hatte. Der Wust an austauschbaren Charakteren (Jiren, Hit) und wahnwitzigen Saiyajin-Upgrades (Ultra Instinct?) ließ mich einfach kalt.
Momentane Teleportation aus der Vergangenheit
Nun soll das natürlich nicht heißen, dass niemand Spaß an Dragon Ball Super haben darf. Vielleicht bin ich auch einfach nur zu konservativ und zu wenig Freund von Veränderungen. Es ist jedenfalls bezeichnend, dass ich mir die ganze Zeit über die Rückkehr von Dragon Ball Z gewünscht habe, obwohl Dragon Ball Super doch eigentlich genau das sein soll. Dass mein Herz aber noch immer heftig schlägt, wenn Son Goku, Piccolo und Vegeta die Muskeln spielen lassen, weiß ich spätestens seit meinen ersten Matches in Dragon Ball FighterZ.
Nach der anfänglichen E3-Freude über die grandiose 2,5D-Optik des Prüglers, fiel mir schnell wieder ein, dass Dragon Ball FighterZ ja noch immer ein Beat 'em up ist und, ganz ehrlich, meine Tekken/Street Fighter-Zeiten sind seit knappen 20 Jahren vorbei. Tja, aber nach mittlerweile mehr als 15 Stunden, die ich mit dem neuen Arc System Work-Hit verbracht habe, kann ich sagen, dass das popkulturelle Phänomen Dragon Ball auch genreübergreifend für Schmetterlinge im Bauch sorgen kann.
Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Beat 'em up-Kombos, die mehr als drei Buttons erfordern, sind für Hannes ein Buch mit sieben Siegeln, doch in Dragon Ball FighterZ fiel im der Einstieg leicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ihn der übermächtige Nostalgie-Flair tief in seinen Bann gezogen hat.
Seit der ersten Dragon Ball-Folge ist Hannes mit vollem Herzen dabei, fühlte sich in den letzten Jahren von der Reihe aber kaum noch angesprochen. In Dragon Ball FighterZ scheint aber an genau den richtigen Hebeln zu ziehen, dass sich auch verloren geglaubte Fans wieder heimisch fühlen.
Und ich weiß auch ganz genau, warum mir Dragon Ball FighterZ so gut gefällt und warum ich plötzlich wieder weiß, warum es Spaß macht, Kombo-Ketten zu bilden und nach der perfekten Runde zu geifern. Ganz einfach: Dragon Ball FighterZ ist ein Spiel für die Dragon Ball-Fans von damals. Stilsicher und nostalgisch verklärt, bringt das Spiel die 1990er Jahre für all die RTL 2-Kids zurück, die schon mit Dragon Ball GT nicht mehr warm geworden sind.
Best of Dragon Ball & Dragon Ball Z
Dieser Blick zurück, der Dragon Ball FighterZ für mich auszeichnet, hat aber nicht nur etwas mit der originalgetreuen Präsentation zu tun. Zwar sind die Spezialeffekte und Sounds nahezu 1:1 aus der TV-Vorlage übernommen, doch das Beat 'em up zeigt auch an ganz anderen Stellen, dass es hier um die gute alte Zeit geht: Die Liste der spielbaren Figuren. Wer hätte denn wirklich erwartet, dass DBZ-Charaktere wie Yamchu, Tenshinhan oder Krillin ihr Comeback vom Martial Arts-Abstellgleis feiern dürfen?
Hier bricht Dragon Ball FighterZ klar mit der Tradition jüngerer Dragon Ball-Produktionen. Während es in Dragon Ball Super eigentlich nur noch um die Saiyajins und die nächsten (übermächtigen) Gegner geht und Dragon Ball Xenoverse das Universum vollständig öffnet, konzentriert sich Dragon Ball FighterZ auf die Tugenden von damals. Wer es richtig anstellt, kann mit der Wolfzahn-Faust von Yamchu auch Super-Saiyajin Gott Super-Saiyajin Son Goku (richtig gelesen) in die Schranken weisen.
Die Entwickler wissen ganz genau, dass diese Kämpfer, die noch im ersten Dragon Ball-Anime ihren Zenit hatten, schon lange keine Rolle mehr in den großen Kämpfen spielen. In den Herzen vieler Fans ist Krillin aber noch immer ein Superstar und was wäre Dragon Ball Z ohne Tenshinhan und Chao-Zu? Und dann gibt es da noch Captain Ginyu, Anführer der Ginyu Force, und Nappa, Vegetas alter Saiyajin-Kumpel, die wortwörtlich von den Toten erweckt werden, um Fans wieder das zu geben, was Dragon Ball heutzutage nicht mehr hat.
Neue Geschichten für alte Recken
Das Wiedersehen mit den obsolet gewordenen Kultfiguren beschränkt sich aber nicht nur auf Charaktermodell und Move-Set. Mit dem Story-Modus von Dragon Ball FighterZ, für den Dragon Ball-Schöpfer Akira Toriyama eigens einen neuen Bösewicht geschrieben hat, gibt es auch Dialogsequenzen, Cut-Scenes und Charakterentwicklungen, die für frischen Wind sorgen. Wie reagiert Yamchu denn darauf, dass er plötzlich wieder kämpfen soll? Wie geht Nappa damit um, dass er plötzlich wieder Lord Freezer gegenübersteht? Dragon Ball FighterZ beantwortet diese Fragen.
Und dann gibt es da noch all die versteckten "Dramatic Finishes" und Easter Eggs, die die spannendsten Momente aus Dragon Ball Z nahezu Bild für Bild nachstellen. Wer mit Son Gohan als Teenager gegen Cell antritt und die richtige Stage ausgewählt hat, darf beispielsweise bei einem Sieg zuschauen, wie der "perfekte Organismus" von Gohans Kamehame Ha pulverisiert wird. Wer das Original im Kopf hat, kann durch die Kombination von Kämpfern ganz einfach die Lieblingszenen von damals triggern.
Wer jetzt noch zweifelt, dass Dragon Ball FighterZ nicht auf die Bedürfnisse frustrierter Dragon Ball Z-Fanatiker zugeschnitten ist, brauch nur einen Blick auf die Lobby werfen, in der wir auf Online-Matches warten oder Singleplayer-Inhalte auswählen. Mit fast vergessenen Figuren wie Jees (der rote Typ von der Ginyu Force), der ersten Form von Freezer oder dem dreifachen Super-Saiyajin trotten wir an den kultigsten Locations der Dragon Ball-Geschichte vorbei.
Trainieren können wir auf dem Mini-Planet von Meister Kaio, lokale Matches tragen wir auf dem Turnierplatz der Cell-Spiele aus und Arcade-Inhalte bieten den Schlangenpfad, den Raum von Geist und Zeit sowie das Superschwerkraftraumschiff, mit dem Goku damals nach Namek geflogen ist. Sogar das Kame-House von Muten-Roshi wird prominent platziert, der Fan-Service von Dragon Ball FighterZ kennt kein Ende. Sogar die einfacheren Dragon Ball-Zeiten werden dank Red Ribbon-Armee, dem Großen Turnier und den Hoipoi-Kapseln heftig zitiert.
Fan-Service für die Kinder der 90er
All diese Dinge haben in Zeiten von Dragon Ball Super keinen Platz mehr, schließlich muss es mit der Reihe ja auch weitergehen. Aber vielleicht kann Dragon Ball FighterZ ja den entscheidenden Impuls setzen, dass es auch mit dem weitergehen kann, was man schon hat. Ich kann vom Charme des Beat 'em ups gar nicht genug bekommen und das liegt wohl daran, dass ich exakt die Zielgruppe repräsentiere, auf die es die Entwickler abgesehen haben.
Wer Dragon Ball vermisst, obwohl es Dragon Ball noch immer gibt, der darf sich mit voller Herzenslust auf ein Spiel stürzen, das genau weiß, was es erreichen will. Wer hier mit der Schulter zuckt, verpasst das meiner Meinung nach wohl beste Videospiel, dass die Dragon Ball-Reihe je gesehen hat. Es kann aber sein, dass das nur diejenigen verstehen, die mit dem modernen Dragon Ball nicht mehr Schritt halten können.
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