Eine Welt der Gegensätze
Mit einem stolzen Budget von 140 Millionen Dollar wurde eine Welt erschaffen, die bedrückender kaum sein könnte. Panem ist einheitlich grau und die armen Distrikte sollen bewusst an Arbeitslager erinnern. Hier werden die Bewohner eingepfercht und malochen auf Feldern, in Minen oder am Fließband. All dass, damit das Kapitol sich seinem Reichtum hingeben und im Überfluss leben kann. Hier ist alles bunt und glitzert. Während man in den Distrikten den Hungertod stirbt, schlucken die Bewohner des Kapitols ganz nach dem Vorbild der alten Römer Brechmittel, damit sie bloß nicht aufhören müssen zu essen, wenn sie satt sind.
Präsident Snow regiert Panem erbarmungslos und Donald Sutherland verleiht dem Despoten eine bedrohliche, verschlagene Präsenz, wie es kaum ein anderer je könnte. Zur Hintergrundgeschichte des Landes wird im Vergleich zum Buch recht wenig erzählt und vieles nur beiläufig erwähnt. Am Rande wird immerhin der dreizehnte Distrikt erwähnt, der sich einst gegen das Kapitol wehrte, aber mit einem Atomschlag dem Erdboden gleichgemacht wurde. Der Hoffnung, die Katniss und Peeta im Volk wecken, begegnet die Regierung auch diesmal mit unglaublichen Gewaltexzessen gegen all jene, die es wagen, sich gegen das Kapitol aufzulehnen.
Dabei sind die Bilder so hoffnungslos und vor allem die implizierte Gewalt so schockierend, dass man sich oft fragt, ob die FSK Freigabe von 12 tatsächlich gerechtfertigt ist. Natürlich wundert sie niemanden, schließlich ist genau das die Zielgruppe. Aber für empfindliche 12-jährige ist Catching Fire sicherlich schon hart an der Grenze.
Zwischen Oscargewinn und Teenie-Star
Jennifer Lawrence schwimmt momentan auf einer ganz klaren Erfolgswelle. Von dem schmuddeligen Mädel im Indie-Drama Winter's Bone, für das sie bereits mit 17 für einen Oscar nominiert war, hätte man diesen rasanten Imagewandel so wohl gar nicht erwartet. Heute ist die 23-jährige Everybody's Darling. Mit einem verdienten Oscar für Silver Linings und Zigtausenden kreischenden (zumeist weiblichen) Fans im Schlepptau weigert sie sich vehement gegen Hollywoodideale und betont immer wieder, wie gerne sie isst und dass eine Diät für sich nicht in Frage kommt. Dieses »gegen den Strom schwimmen«, macht sie besonders beliebt. Auf eine tausendmal harmlosere Art und Weise ähnelt sie damit vielleicht sogar Katniss: Lawrence macht was sie will und passt sich nicht an. Da darf man auf dem Treppchen zur Oscarbühne auch mal stolpern und vor einem Millionenpublikum auf die Nase fallen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Denn natürlich macht sie dieses Verhalten auch zu einem Vorbild für junge Mädchen und funktioniert ganz nebenbei auch als Marketing-Masche nicht schlecht. Dass Lawrence trotz ihrer Liebe zum Essen ziemlich dünn und vom Hollywoodideal alles andere als weit entfernt ist...Schwamm drüber.
Im Film jedenfalls macht sie ihre Sache gut. Für einen auf Teenager ausgerichteten Film ist Catching Fire außerordentlich gut besetzt und kann mit Ikonen wie Donald Sutherland, Stanley Tucci und Philipp Seymour Hoffman aufwarten. Auch an den männlichen Hauptdarstellern Josh Hutcherson und Liam Hemsworth gibt es nichts auszusetzen. Catching Fire lohnt sich also nicht nur für Lawrence-Anhänger und Teenager, sondern für jeden, der die Bücher mochte oder sich einfach nur gerne dystopische Zukunftsvision auf der Leinwand ansieht.
Fazit
Anne Facompre: Obwohl der erste Teil der Hunger Games Reihe schon ziemlich gelungen war, setzt Catching Fire noch einmal einen oben drauf. Visuell sorgt das Riesenbudget von 140 Millionen Dollar für ein absolut sehenswertes Spektakel. Von den tristen Distrikten über das glamouröse Kapitol bis hin zu der bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Arena der 75ten Hunger Games: Die Umsetzung ist perfekt. Neben Teenie-Lieblingen Lawrence, Hutchinson und Hemsworth sorgen hochkarätige Nebendarsteller für makellose Schauspielleistungen. Wer Lenny Kravitz außerdem schon immer mal mit goldenem Eyliner sehen wollte, hat jetzt die Chance dazu.
Erzählerisch liefert Catching Fire eine gelungene Mischung aus Gesellschaftskritik, Lovestory und erschreckender Zukunftsvision, die für Zuschauer jeden Alters sehenswert ist. Wer es darauf abgesehen hat, kann sich voll in das Liebesdreieck reinsteigern. Trotzdem ist es subtil genug, dass jeder, dem es zu banal ist, diesen Aspekt der Geschichte gut ignorieren kann. Mal abgesehen von einigen wenigen holprigen und überzogenen Dialogen, bei denen es einen kurz schaudert, ist Catching Fire eine absolut gelungene Buchadaption und Jugendkino, wie es besser kaum sein kann.
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