Geblubber in der Gerüchteküche
Aber was ist mit den ganzen unangenehmen Gerüchten? Angeblich, so hieß es, soll die neue Xbox Gebrauchtspiele auf die eine oder andere Art »blockieren«. Ein Gerücht, das inzwischen genauso aus unbekannten Quellen dementiert wurde. Die mysteriösen Insider sind sich also uneins. Realistisch betrachtet ist die Wahrscheinlichkeit, dass Microsoft tatsächlich eine komplette Gebrauchtspiele-Sperre für seine Konsole vorsieht, sehr gering. Microsoft als Plattforminhaber verdient nur einen kleinen Teil seines Geldes mit den eigenen Softwareverkäufen und riskiert Millionenverluste, wenn seine neue Hardware wegen eines solchen Features gegen die PS4 den Kürzeren zieht.
Insbesondere im Hinblick auf die wachsende Bedeutung des digitalen Vertriebs von Spielen, der Gebrauchtkäufe weitgehend ausschließt, wäre eine solche Sperre ein rückwärtsgewandtes Feature, das viel zu spät kommt. Unsinn für eine Konsole, die vermutlich erneut bis zu zehn Jahre am Markt überdauern soll. Möglich erscheint allenfalls, dass Microsoft ein solches Feature bereitstellt, das dann von jedem Publisher genutzt werden kann, der darauf besteht. Das gleiche Arrangement bestand in dieser Generation bereits im Hinblick auf die ungeliebten Region-Codes, die eine Funktion von aus den USA importierten Spielen auf europäischen Konsolen verhindern. Manche Spiele nutzten die Funktion, andere nicht.
Eine solche Funktion bereitzustellen dürfte nicht schwerfallen. Bereits jetzt erfordern viele Titel die separate Freischaltung ihres Online-Modus durch Eingabe eines Schlüsselcodes, der nach einmaligem Gebrauch verfällt. Das gleiche System könnte auf die komplette Anmeldung des Spiels auf der Konsole angewandt werden. Mit dem fest in die Konsole integrierten Kinect könnte sogar die Eingabe eines solchen Schlüsselcodes wegfallen. Stattdessen könnte der Nutzer eine Art QR-Code vor den Sensor halten, was eine sehr schnelle Registrierung erlauben würde. Stellt das System dann beim Online-Abgleich fest, dass der gleiche Titel schon auf einer anderen Konsole aktiviert wurde, kann das Spiel den Start verweigern. Sehr wahrscheinlich ließe sich dann eine vergleichsweise günstige zweite Lizenz für den Titel nachkaufen. Der Knackpunkt dabei jedoch: Damit das System funktioniert, muss jedes Spiel online registriert werden. Wer seine Konsole bislang, aus welchem Grund auch immer, komplett offline hält, wäre ausgesperrt.
Für eine solch einmalige Registrierung könnte Microsoft vermutlich leicht das Wagnis eingehen, ein paar Nutzer einzubüßen, die nicht in der Lage oder willens sind, ihre Xbox ans Internet zu klemmen. Doch andere Gerüchte sprechen gar davon, die Konsole sei mit einem Online-Zwang verbunden, müsse also ständig in Kontakt mit dem Internet stehen. Verliert die Xbox die Verbindung, so heißt es, würde sich das Gerät nach Ablauf einer Schonfrist einfach abschalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gerücht tatsächlich zutrifft, ist extrem gering.
Tatsächlich ist es erheblich wahrscheinlicher, dass die nächste Xbox »immer online« ist - im gleichen Sinne, wie die Wii bereits seit ihrer Veröffentlichung »immer online« ist. Das bedeutet, dass sich die Konsole nicht völlig abschaltet und sogar im Standby-Modus noch im Hintergrund Nachrichten empfangen oder Dateien herunterladen kann. Eure Xbox könnte also nachts, während ihr seelig schlummert, schon mal alle Spiele-Updates herunterladen und installieren, abonnierte Podcasts oder Serien auf die Platte ziehen, Benachrichtigungen empfangen und so weiter. Falls Microsoft dieses Feature nicht abschaltbar macht wäre es allein schon leicht, die Gerüchte über den »Online-Zwang« durch ein simples Missverständnis zu erklären
Umgekehrt würde eine tatsächliche Online-Pflicht keinen Sinn machen. Raubkopien auf Konsolen erfordern seit jeher einen Hack des Betriebssystems der jeweiligen Plattform, da jede Konsole ein meist zu Anfang sehr effektives Hardware-DRM-System mitbringt. Eine Online-Komponente bringt hier keinen erkennbaren Vorteil, da diese vermutlich gleich mit ausgehebelt werden könnte, wenn die neue Xbox irgendwann »geknackt« wird. Auch Kotaku, eines der Magazine die zuerst über den Onlinezwang berichteten, haben keinerlei Begründung anzubieten.
Die Quellen, auf die sich die dortigen Kollegen stützen, führen lediglich vage die Überheblichkeit auf Seiten von Microsoft ins Feld. Eine extrem schwache Erklärung, die dem Gerücht den Geruch von reiner Stimmungsmache anhaften lässt. Manch einer glaubt es, weil man den Großkonzernen einfach alles zutraut. Objektiv betrachtet würde Microsoft ein solch heikles Feature nie einführen, wenn es keinen ganz erheblichen Wettbewerbsvorteil mit sich bringt. Eine solch gewaltiger Vorzug ist nicht zu erkennen.
Glaubwürdiger sind hingegen die Spekulationen über den Kaufpreis der nächsten Xbox. Um die 500 Dollar für die Standardausgabe werden derzeit gehandelt. Mysteriös erscheint auf den ersten Blick eine zweite Version der Konsole, die es für 300 Dollar geben soll, bei der aber ein nicht näher benanntes Abo abgeschlossen werden muss. Hier in Deutschland kennen wir dieses Modell insbesondere von Handyverträgen. Wer sich dort für zwei Jahre verpflichtet, bekommt oft ein stark rabattiertes Handy dazu. Bei der Xbox, die von Microsoft als Mediacenter der Zukunft positioniert wird, ist aber die Kombination mit Pay-TV-Kanälen erheblich wahrscheinlicher. Anders als hierzulande kaufen sich Amerikaner ihr TV-Programm überwiegend aus Dutzenden unterschiedlicher Pakete so genannter »Premiumkanäle« zusammen.
Die vergünstigte Xbox wird sehr wahrscheinlich genau ein solches »Cable-Package« mitbringen. Da der Pay-TV-Markt in Deutschland aber nach wie vor stark limitiert ist, wird es dieses Angebot mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht erst nach Deutschland schaffen. Denn das vielleicht durchaus attraktive Original-Angebot könnte gar nicht hierher übertragen werden, da die meisten US-Sender die Übertragungsrechte für ihr Programm in Deutschland bereits an hiesige Sender verkauft haben. Ein schöner Traum sind Spekulationen, die neue Xbox sei in Wirklichkeit ein Tablet-PC mit Dockingstation. Das Abo, dass mit der günstigen Variante angeboten wird, könnte dann wirklich ein Handyvertrag für die 3G-Nutzung sein. Klingt super, ist aber aus zig Gründen unrealistisch. Insbesondere passen die Hardware-Spezifikationen ganz und gar nicht und eine solch coole Lösung würde am Ende deutlich mehr kosten, als nur 500 Dollar.
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