Die Playstation Vita und die Wii U. So heißen die neuen Konsolen, die Sony und Nintendo auf der E3 angekündigt haben. Ich stehe beiden skeptisch gegenüber. Okay, Nintendo darf sich mit der Wii U zumindest Erfolgshoffnungen machen. Sony hingegen wiederholt mit der Vita den Fehler, den die Japaner schon mit der PSP gemacht haben.
Ja, die PSP war ein Fehler. Bei rund 102 Millionen weltweit verkauften Exemplaren klingt das erstmal weit hergeholt, zum Vergleich: Die Xbox 360 verkaufte sich 54, die Playstation 3 »nur« 50 Millionen Mal. Doch trotz der 102 Millionen PSPs verlor Sony das Handheld-Duell gegen Nintendo, dessen DS 147 Millionen Mal über die globalen Ladentische wanderte.
Das lag maßgeblich an Nintendos originellerem Konzept: Zwei Bildschirme, davon einer berührungsempfindlich -- so etwas hatte es zuvor nicht gegeben. Die PSP hingegen war ein klassischer Handheld, technisch stark, aber frei von Innovation. Vielleicht abgesehen von der Fähigkeit, UMD-Filmdisks abzuspielen, die sich aber nie durchgesetzt haben.
Heute liefern sich Nintendo und Sony freilich kein alleiniges Duell mehr, weil inzwischen ein enorm starker Mitbewerber im mobilen Spielemarkt mitmischt: die Smartphones, allen voran die Android-Modelle und das iPhone. Warum also sollte sich jemand eine Handheld-Konsole kaufen, wenn es immer mehr und bessere Spiele für Handys gibt?
Nintendo hat versucht, diese Frage mit dem 3DS zu beantworten, dessen brillenlose 3D-Technologie abermals Faszinationsakzente setzte. Dennoch blieb das 3DS hinter den Verkaufserwartungen zurück: Bis April 2011 hatte Nintendo auf 4 Millionen verkaufte Exemplare gehofft, aber nur 3,61 Millionen erreicht. Die Japaner mögen den Konkurrenzdruck durch die Smartphones unterschätzt haben.
Nun hat Sony also die PlayStation Vita angekündigt, eine abermals klassische Handheld-Konsole, man könnte auch sagen: eine aufgemotzte PSP. Klar, die Vita glänzt erneut mit 1A-Technik, die Spiele sehen spitze aus, es gibt interessante Netzwerk-Funktionen und die Möglichkeit, übers Handy-Netz online zu gehen. Nur: Reicht das, um gegen die Smartphones zu bestehen?
Nein. Es wird Sony sehr schwer fallen, zu erklären, warum jemand 249 (WLAN) bis 299 Euro (WLAN + 3G) in eine Handheld-Konsole investieren soll, wenn er auch mit dem Handy spielen, online gehen, Filme gucken kann. Schöne Grafik alleine verkauft keine Handhelds mehr. Nicht mal neuartige Technologie verkauft Handhelds, das 3DS lässt grüßen.
Dann also die Wii U, eine aufpolierte Wii mit Touchscreen-Controller. Das ist fraglos ein spannendes Konzept, die Wii U verknüpft Handheld- und Wohnzimmer-Konsole, angereichert mit Gimmicks wie Video-Chats. Aber: Ein iPad-großer Controller wirkt schlichtweg unzeitgemäß, wenn Microsoft gleichzeitig mit Kinect beweisen möchte, dass man Konsolen auch ganz ohne Plastik-Spielzeug bedienen kann.
Damit will ich die Wii U nicht schlecht reden, noch mal: das Konzept ist spannend und bietet coole Möglichkeiten. Man denke an Rollenspiele, deren Inventar sich auf dem Controller-Touchscreen verwalten lässt. Dieser Twist lockt auch die Publisher an, Ubisoft und EA haben bereits Titel für die Wii U angekündigt. Dennoch entfaltet Nintendos neuster Streich längst nicht den Meilenstein-Charakter der alten Wii, der ersten Konsole mit Bewegungssteuerung.
Auch auf Nintendos E3-Pressekonferenz waren die ersten Reaktionen - für amerikanische Verhältnisse - zurückhaltend, tosender Applaus klingt anders. Und das, wo im Publikum viele Nintendo-Fans sitzen, die sogar schon johlen, wenn das Bühnenorchester das Zelda-Thema anspielt.
So können weder Nintendo noch Sony die Frage beantworten, wie die Konsolen der Zukunft aussehen sollen. Microsofts Kinect verströmt mehr Revolution, mehr Hightech-Flair. Klar, viele Kinect-Features wirken aufgesetzt, die Sprachsteuerung für Mass Effect sogar geradezu lächerlich: Warum sollte ich Sheppards Sätze vorplappern, wenn er sie danach doch selbst noch mal - meist sogar anders - wiederholt?
Dennoch ist Kinect ein Fingerzeig in eine mögliche Konsolen-Zukunft, während die Wii U und die Playstation Vita Fingerzeige in die Konsolen-Vergangenheit sind: Aufgemotzte Modelle ihrer Vorgänger, im Falle der Wii U immerhin mit originellem Twist. Wirklich vom Hocker haut mich aber auch das nicht.
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