Red Dead Redemption ist ein in ein Spielform gepresstes Wild-West-Gefühl und für mich einer der besten Titel der letzten zehn Jahre. Das liegt vor allem an seiner auch heute noch brillant inszenierten Spielwelt. Vom Spielstart weg wird meine Spielfigur John Marston in ein Amerika des beginnenden 20. Jahrhunderts geworfen, das mich über die komplette Spielzeit gepackt und nicht mehr losgelassen hat - und das, obwohl ich vorher gar kein großer Wild-West-Fan war.
Es beginnt mit der absoluten Liebe zum Detail. Alle Örtlichkeiten wie die MacFarlane Ranch, das Örtchen Armadillo oder das mexikanische Städtchen Escalara sehen so aus, wie man es sich vor seinem inneren Auge immer ausgemalt hat. In Armadillo gibt es einen Saloon mit Schwingtüren, eine Bahnstation mit Wasserturm und eine große staubige Hauptstraße, wie gemacht für ein zünftiges Duell. Klar, da steckt auch viel Klischee drin, aber auch deswegen fühle ich mich in Cholla Springs, Rio Bravo und Co. so wohl.
Zwischen den einzelnen Orten gibt es viele freie Flächen, staubige Prärie oder trockene Wüste. Trotzdem habe ich in kaum einem Open World-Spiel die Schnellreise seltener genutzt als in Red Dead Redemption. Das liegt einerseits daran, dass es an vielen Stellen etwas zu entdecken gibt. Mein absoluter Favorit ist dabei die Schatzsuche. Es gibt Schatzkarten, die markante Punkte der Spielwelt samt eingezeichnetem X zeigen.
Da halte ich gleich doppelt so gerne die Augen auf, denn markante Punkte gibt es in der Red-Dead-Spielwelt zuhauf. Der Hanging Rock mit dem Baumgalgen zum Beispiel, der eindrucksvolle Nekoti Rock im Nordosten oder auch der Lake Don Julio. Orte aus anderen Open World-Spielen sind mir oft nach wenigen Tagen entfallen, die Red Dead-Locations haben sich - zumindest größtenteils - in mein Hirn gebrannt.
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Überraschend lebendig
Zum anderen mag die Spielwelt auf den ersten Blick etwas leer erscheinen, auf den zweiten Blick ist sie aber überraschend belebt. Klar, nicht so sehr wie in GTA 5, dafür sind die zufälligen Ereignisse aber derart nuanciert und auf den Punkt eingesetzt, dass sie mir bis heute im Gedächtnis geblieben sind. Ich bin zum Beispiel Zeuge eines Postkutschenüberfalls geworden, habe gesehen wie Reisende von einem Puma angefallen wurden oder einen verletzten Banditen, der sich ein Rudel hungriger Cojoten vom Leib halten musste.
Gerade die vielfältige Tierwelt sorgt für Lebendigkeit und zudem immer wieder auch für Aha-Erlebnisse, weil sie meinen Held John Marston schnell in die Bredouille bringen kann. Selten ist mir beim Anblick eines Bären oder eines Berglöwen in einem Spiel das Herz dermaßen in die Hose gerutscht. Dazu kommen natürlich die Rockstar-typischen kuriosen Situationen, beispielsweise wenn ich einen Gegner aus dem Sattel schieße und der dabei an einem seiner Steigbügel hängen bleibt und durch die Gegend geschleift wird.
Ebenfalls unvergesslich sind überragend inszenierte Himmel und die Wettereffekte. Ex-Kollege Henry hat es damals so schön ausgedrückt: "Der Himmel macht etwas mit dir". Das trifft es auf den Punkt. Wenn ich mit meinem Pferd am schnell dahinfließenden San Luis River entlangtrabe, die Sonne hinter den Bergen versinkt und die ganze Szenerie in rötliches Licht taucht, werde ich fast melancholisch. Noch brillanter ist es allerdings, wenn am Horizont langsam dunkle Wolken aufziehen und die Welt wenige Minuten später in ein Regen- und Gewitter-Inferno verwandeln. Das Firmament trägt zudem dazu bei, dass ich in Red Dead Redemption ein Freiheitsgefühl habe wie in kaum einem Spiel davor, was bei den minutenlagen Ritten zum Punkt für die nächste Mission nur noch verstärkt wird.
Die Open World von Red Dead Redemption mag weniger interaktiv sein als andere, aktuellere Genrekollegen. Aber sie ist eine fantastisch und vor allem glaubwürdig inszenierte Kulisse für eines der besten Westernspiele aller Zeiten. Mal schauen, ob das der Nachfolger Red Dead Redemption 2 im Herbst noch einmal toppen kann. Ich wünsche es mir.
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