Anime-Games mit einer deutschen Synchronisation sind rar. Doch wieso eigentlich? Natürlich können Spiele dieser Art nicht mit den Verkaufszahlen großer Blockbuster-Titel vom Schlage eines Call of Duty konkurrieren. Dennoch schlagen sich Anime-Games, wie dieses Jahr etwa Dragon Ball Z: Kakarot und One Piece: Pirate Warriors 4, auch an den hiesigen Ladentheken ziemlich gut. (via Game)
Woran liegt es also, dass wir noch immer auf eine deutsche Sprachausgabe mit den uns vertrauten Synchronschauspieler*innen, die die Anime-Atmosphäre perfekt abrunden würde, verzichten müssen?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wandten wir uns an drei Herren, die sich in diesem Bereich auskennen. Von Bandai Namco Entertainment Deutschland stand uns PR-Manager Marco Süß zur Seite. Darüber hinaus unterhielten wir uns mit zwei absoluten Experten der deutschen Synchro-Branche: Hubertus von Lerchenfeld (Sanji in One Piece) und Yannick Forstenhäusler (Synchronregisseur bei One Piece).
Kommen die Wünsche der Fans bei den Verantwortlichen an?
Von ihnen wollten wir natürlich zunächst erfahren, wie Bandai Namco Entertainment Deutschland und hiesige Synchronsprecher zu diesem Thema stehen. Wie Marco Süß ausführt, "hören wir [definitiv] die Rufe und es ist uns wichtig."
Auch Jannick Forstenhäusler, der bei den aktuellen One Piece-Episoden und -Kinofilmen vorwiegend in der Regie Platz nimmt, erklärt, er kenne diesen Wunsch deutscher Fans. Seinerseits ergänzt er, er bekomme deren Forderungen zwar nicht unmittelbar mit, erklärt allerdings:
"Ich erhalte keine Nachrichten oder so etwas diesbezüglich. Dass es den Wunsch nach einer deutschen Sprachausgabe von Anime-Spielen gibt, weiß ich jedoch. Ich kann das nur befürworten. Wer Fan der deutschen Synchro ist, will natürlich auch von seinem Lieblingscharakter die deutsche Stimme am PC oder der Konsole hören."
Etwas anders sieht die Situation derweil sein Kollege Hubertus von Lerchenfeld. Die Stimme des langjährigen Synchronschauspielers dürfte vielen deutschen Film- und Serien-Fans unter anderem als Marshall Eriksen aus der Sitcom How I Met Your Mother oder dem Anime-Dauerbrenner One Piece als liebestoller Koch Sanji vertraut sein. Wie er uns gegenüber verriet, "hat mich noch nie so ein Wunsch erreicht." Allerdings schob er direkt hinterher: "Selbstverständlich würde ich Sanji auch hier gern sprechen."
Wenn die Wünsche der deutschen Anime- und Gaming-Fans also sowohl die Verantwortlichen als auch einige Sprecher erreicht haben, wieso wollte es dann bisher nicht klappen?
Woran könnte eine deutsche Synchronisation bisher gescheitert sein?
An der Bereitschaft der angestammten deutschen Sprecher, ihren Charakteren auch in Videospiel-Form ihre Stimme zu leihen, sollte es zumindest nicht scheitern. Was er in seiner letzten Aussage bereits andeutete, unterstreicht von Lerchenfeld anschließend nochmal deutlich:
"Keine Frage, Sanji in einem Game zu verkörpern, wäre das Größte für mich! Aber nur, wenn er am Ende dann auch gewinnt (und mit Nami in den Sonnenuntergang segelt...)."
Ähnlich sieht es auch sein Kollege Forstenhäusler.
"Ich denke, da spreche ich für die gesamte Synchro-Mannschaft: Ja. Sofort. Viele spielen ihre Rolle seit Jahren und natürlich will man diese dann auch auf anderen Medien weiter verkörpern. [...] Auf so eine Nachricht oder einen Anruf warten bestimmt viele Kollegen!"
Die Sprecher sind also motiviert und würden ihre Anime-Charaktere somit wohl ebenfalls in Videospielen zum Leben erwecken. Allerdings ist dies natürlich nur ein Teil des Ganzen.
Das sagt Bandai Namco: Marco Süß deutete uns gegenüber an, allein die logistische Seite eines solchen Vorhaben, beispielsweise alle wichtigen Leute für ein solches Projekt zusammenzubekommen, könne eine Herausforderung sein. Eine Synchronisation entsteht schließlich nicht über Nacht, sondern erfordert ein verantwortliches Studio, Übersetzer, eine Regie.
Ganz davon abgesehen, dass die Sprecher natürlich auch erstmal terminlich zur Verfügung stehen müssten. Wenn es dann bei großen Reihen, etwa Dragon Ball, dann auch noch zu diversen Neubesetzungen kommt und ein gänzlich neuer Cast verpflichtet wird, ergeben sich weitere Probleme für die Verantwortlichen im Hintergrund - sollte es zu einer Synchronisation kommen, auf welchen Cast sollte gesetzt werden?
All dies sind Schwierigkeiten, von denen wir Fans in der Regel eher wenig mitbekommen, die die Leute im Hintergrund jedoch vor allerlei Probleme stellen können.
Deutsche Synchros wohl erstmal nicht in Sicht, aber...
Eine deutsche Synchronisation wird es zumindest vorerst wohl nicht in Anime-Games geben. Ganz vom Tisch sei das Thema natürlich nicht, doch aktuell stünde laut Marco Süß für Bandai Namco Entertainment eher im Fokus, sicherzustellen, "dass die japanische und englische Tonspur und zumindest die deutschen Texte passen!"
Dass der Wunsch der Fans gehört wird und auch nicht auf taube Ohren stößt, ist eine gute Nachricht für viele hiesige Gamer. Damit sich in Zukunft womöglich doch mal mehr in dieser Sache bewegt, gibt Yannick Forstenhäusler allen Interessierten Spielern noch einen Ratschlag an die Hand:
"Wie immer kann ich nur dazu aufrufen, Kritik und Wünsche zu äußern. Wendet euch damit an die Produktionsfirmen. Gemeinsam lässt sich immer etwas erreichen."
In diesem Sinne: Bleibt am Ball, wenn ihr wollt, dass sich hier etwas bewegt!
Auf Seite 2 findet ihr interessante Ausschnitte aus den Interviews mit Sychronregisseur Forstenhäusler und Synchronschauspieler von Lerchenfeld.
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