Es ist ein Moment der totalen Anspannung: Schweiß rinnt uns von der Stirn, vor Aufregung zittern unsere Hände am Controller. Nur noch einmal volle Konzentration und dann ist es vollbracht. Nach über drei Stunden nervenzerfetzender Action haben wir die Hälfte des neuen Raids »Krotas Ende« in Dunkelheit lauert geschafft. Zwei riesige Oger sacken röchelnd zusammen, während sich im Hintergrund eine gigantische Kammer öffnet - und sechs Spieler jubelnd ihre Belohnung bestaunen. Dieses Glücksgefühl lässt uns für einen Augenblick die Enttäuschung über den ersten Zusatzinhalt zu Destiny vergessen, denn der toll designte Raid ist leider nur ein kleines Licht in der Finsternis der Langeweile.
Was steckt in »Dunkelheit lauert«?
Der DLC beinhaltet drei neue Story-Missionen, einen neuen Strike (für PlayStation-Spieler zwei) sowie den neuen Raid »Krotas Ende«. Darüber hinaus dürfen wir drei neue Mehrspieler-Maps im Schmelztiegel unsicher machen. Und natürlich gibt es einen Schwung neuer Waffen und Ausrüstungsgenstände.
Endlich mehr Story
Dabei sind die ersten Eindrücke der Minierweiterung sehr vielversprechend. Eris Morn lümmelt als neues Fraktionsmitglied im Turm und versorgt uns mit neuen Story-Missionen, Beutezügen und Items. Fans werden nun mit den Augenbrauen klimpern, aber die drei Story-Aufträge erzählen tatsächlich eine nachvollziehbare Geschichte, die einerseits von Eris aus dem Off und andererseits in Form von Textschnipseln erzählt wird.
Dabei dreht sich die Geschichte um den neuen Raid-Endboss Krota, der einst die Menschheit bedrohte, in einer Schlacht gegen die Hüter des Lichts aber eins auf die Birne bekam und nun als seelenlose Hülle sein Dasein fristet. Blöderweise schnappte sich die Schar die Überreste Krotas und arbeitet seitdem daran, den dunklen Lord wieder heraufzubeschwören.
Krota ist damit eine der weniger blassen Figuren im Destiny-Universum und im Vergleich zu den anderen austauschbaren Bossmonstern, die wir ständig mit Schulterzucken niederballern, eine greifbare Bedrohung. Außerdem konfrontiert uns Dunkelheit lauert mit einem weiteren Erzfeind, der eine wichtige Rolle spielt: Die Hexe Omnigul taucht in jeder einzelnen Mission auf - ihre Präsenz zieht sich wie ein roter Faden durch den Zusatzinhalt. Klar, von einer tiefgründigen Geschichte ist Destiny immer noch weiter entfernt als die Erde vom Jupiter. Trotzdem steckt in Dunkelheit lauert mehr Story als im gesamten Hauptspiel.
Zusatzinhalt ohne Inhalt
Allerdings bleibt dieses Potenzial ungenutzt, weil es schlicht an Inhalt mangelt. Die drei ultrakurzen Story-Häppchen überzeugen zwar mit einer tollen Atmosphäre, halten aber insgesamt nicht mal eine Stunde bei der Stange. Selbst der neue Strike, den wir im Rahmen von Eris' Nebenquestreihe freischalten, ist nichts weiter als eine Standard-Mission auf der Erde rückwärtsgespielt.
Lediglich am Ende betreten wir ein kleines Stück unbekanntes Terrain, in dem ein »neuer« Bossgegner wartet. Der stammt jedoch offensichtlich aus der Klonfabrik und wurde nur mit anderen Farben bepinselt. Dasselbe in grün beim PlayStation-exklusiven Strike »Der unsterbliche Geist« auf dem Mars, wobei hier die grüne Kulisse des Schwarzen Gartens optisch immerhin mehr Eindruck schindet als das ausgelutschte Alte Russland im Kosmodrom.
Bungie recycelt also größtenteils alten Inhalt, verkauft ihn aber für satte 20 Euro in einer Erweiterung, die ihren Namen nicht verdient. Okay, es gibt neue Beutezüge, die sogar vergleichsweise originelle Aufgaben bereithalten, etwa die hochexplosiven Schar-Leibeigenen im Nahkampf zu töten, ohne zwischendurch ins Gras zu beißen.
Und ja, dass wir uns bei den Händlern nun mit neuen legendären Items ausstatten und somit endlich Stufe 30 knacken können, ohne hundert Mal durch die Gläserne Kammer zu hetzen, ist eine feine Sache. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir nach ein paar Stunden (fast) alles gesehen haben - zumal sich spielerisch überhaupt nichts verändert hat.
Nachteile für Dunkelheit-Verweigerer
Wer den Zusatzinhalt nicht direkt oder als Teil des 35 Euro teuren Season Pass erworben hat, bleibt in Zukunft regelmäßig vom heroischen Strike sowie vom Dämmerungs-Strike ausgeschlossen, wenn die zufällig aus dem DLC stammen. Darüber hinaus hagelt es bei der Tiger-Strike-Playlist keine Engramme als Belohnung mehr - die gibt es nur noch bei der DLC-exklusiven Roch-Playlist. Damit wird das Hauptspiel für Nichtkäufer von Dunkel lauert merklich entwertet.
Noch immer ballern wir uns von A nach B, lassen unseren Geist Türen und Terminals knacken und verteidigen anschließend eine bestimmte Position - zum Einschlafen. Immerhin haben die Entwickler das Loot-und-Item-System leicht angepasst, um das ewige Dauergrinden leicht zu entschärfen. Exotische Gegenstände lassen sich jetzt schneller leveln, Ausrüstungsupgrades benötigen weniger Bruchstücke und die täglichen Quests werfen nun auch Ressourcen wie Drehmetall ab.
Zudem können wir unseren alten Ausrüstungskram beim Wochenend-Händler Xur aufbrezeln, damit sie den besseren DLC-Items ebenbürtig sind - wobei wir uns immer noch fragen, warum einer der wichtigsten Händler nur am Wochenende im Turm hockt. Dunkelheit lauert drückt uns also regelrecht mit Rekordgeschwindigkeit in den neuen Raid - und damit in das Herzstück des DLCs.
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