Persona mit Popstars - Der eine Wii U-Port, den die Switch noch braucht

Auf der Switch landen aktuell sehr viele Wii U-Spiele. Aber eines wird konsequent vergessen: Tokyo Mirage Sessions #FE. Zu Unrecht, wie Redakteurin Ann-Kathrin findet.

Falls ihr noch nie von Tokyo Mirage Sessions #FE gehört habt, solltet ihr unbedingt weiterlesen. Falls ihr noch nie von Tokyo Mirage Sessions #FE gehört habt, solltet ihr unbedingt weiterlesen.

Mit Captain Toad Treasure Tracker, Mario Kart 8 oder Donkey Kong Country: Tropical Freeze haben ein ganzer Haufen Wii U-Spiele den Weg auf die Nintendos Hybrid-Konsole gefunden, die dort sehr viel mehr Beachtung bekommen als bei ihrem ersten Release. Die Wii U war schließlich weitaus weniger beliebt als Vorgänger Wii oder Nachfolger Switch.

Dadurch haben viele großartige Spiele nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient hätten. Zu ihnen gehört Tokyo Mirage Sessions #FE, ein Diamant unter den verpassten Perlen, der anders als viele andere noch keine zweite Chance via Remake oder Port bekommen hat.

Das JRPG von 2016 kombiniert Elemente der Persona-Reihe mit Ideen aus Fire Emblem. Es ist damit der perfekte Kandidat für alle, die entweder schon sehnsüchtig auf einen Persona-Titel auf der Switch warten oder einfach mal wieder ein richtig gutes JRPG spielen wollen.

Persona-fiziert

Ich ziehe den Vergleich zu Persona 5 deswegen, weil die beiden Spiele sich wirklich sehr ähnlich sind. Das Spiel erschien 2017, gilt aber immer noch als eines der besten JRPGs der aktuellen Konsolengeneration.

Anders als Genrevertreter wie Final Fantasy oder die Tales-Reihe spielt es im modernen Tokio und begleitet eine Gruppe Highschool-Schüler, die Nachts ein Doppelleben als Einbrecherbande führen. Damit eignet es sich für Genrefans auf der Suche nach Abwechslung, aber auch für Genreneulige, die mit dem typischen Fantasy-JRPG-Settings eher nicht so viel anfangen können.

Die einzige Klausur, bei der ich die Antworten live googlen konnte. Die einzige Klausur, bei der ich die Antworten live googlen konnte.

Das gleiche gilt für Tokyo Mirage Sessions #FE. Wie Persona 5 verfügt es über ein rundenbasiertes Kampfsystem, das komplexer wird, je weiter ich mich hineinfuchse. In beiden Spielen müssen meine Figuren ihren Alltag mit nächtlichen Heldentaten vereinen. Und beide haben ein Setting, das für JRPGs aber auch Rollenspiele im Allgemeinen eher ungewöhnlich ist.

Wenn das Punkte sind, die euch ansprechen, solltet ihr Tokyo Mirage Sessions #FE eine Chance geben. Und abgesehen davon: Allein das Kampfsystem für sich genommen macht das Spiel schon lohnenswert.

Mathe - aber in spannend

In Tokyo Mirage treten wir gegen die namensgebenden Mirage an, Monster aus einer anderen Welt. Wie auch in Pokémon hat jedes der Biester ein Element, das es Mirage anderer Elemente gegenüber stärker oder schwächer macht.

Dieses Stein-Schere-Papier-Prinzip wird im Laufe des Spiels sogar noch vertieft. Nicht nur meine Attacken, sondern auch meine Figur, deren Waffe und deren Status beeinflussen den Ausgang des Kampfes. Anpassungen in allen Bereichen sind nicht nur nötig, sondern auch spannend.

Sieht gar nicht nach Mathe aus, hat aber sehr viel mit Zahlen zu tun. Sieht gar nicht nach Mathe aus, hat aber sehr viel mit Zahlen zu tun.

Und das ist bemerkenswert: Eigentlich habe ich nämlich eine unheimlich starke Abneigung gegen Mathematik. Trotzdem hing ich fast die Hälfte der Zeit nicht im eigentlichen Spiel, sondern im Charaktermenü herum, in dem ich jede Änderung in der Kampfaufstellung und deren Einfluss auf die Stärke meines Teams genau analysiert habe.

Ich musste mich aber nicht zwangsläufig reinfuchsen, um im Spiel weiterzukommen. Tokyo Mirage funktioniert auch mit einem sehr oberflächlichen Verständnis des Kampfsystems. Aber ich wollte so gern, weil schon die kleinste Änderung vor einem Bosskampf dazu führen kann, dass ich mit dem Bösewicht den Boden wische. Oder, bei der falschen Anpassung, der Boden mit mir gewischt wird. So viel Begeisterung für Zahlen hätte meinen ehemaligen Mathelehrer wahrscheinlich zu Tränen gerührt.

Doppelleben mit sehr viel Stil

Es gibt aber noch einen anderen Grund, warum der Vergleich mit Persona so nahe liegt: Tokyo Mirage ist genau so durchgestylt. Die Menüs sind abstrakt und schick, die Outfits der Charaktere sind detailverliebt und die Videosequenzen sind wunderschön animierte Animeszenen, die auch genau so im Fernsehen oder als OVA im Kino laufen könnten.

Tokyo Mirage Sessions #FE - Gameplay-Trailer von der E3 2016 Video starten 1:53 Tokyo Mirage Sessions #FE - Gameplay-Trailer von der E3 2016

Ich schlüpfe nämlich in die Rolle eines angehenden Idols (den japanischen Versionen von Popstars) dessen Freunde auf einmal von den namensgebenden Mirage bedroht werden. Die ernähren sich von kreativer Energie, die Popstars zu Hauf haben. Zusammen mit ein paar gutartigen Mirage, die sich auf meine Seite geschlagen haben, sage ich den Dämonen den Kampf an.

Gleichzeitig muss ich jedoch auch meine Popstar-Karriere vorantreiben. Das Doppelleben aus Berühmtheit und Kämpfer für das Gute macht einen der Hauptspannungspunkte der Story aus. Und einen der möglichen Kritikpunkte des Spiels.

Wie neon ist zu neon?

Das Popstarsetting samt Musikvideos und Konzertauftritten könnte selbst hartgesottene JRPG-Fans dazu bringen, den Titel gar nicht erst anzufassen. Es führt kein Weg daran vorbei: Die Inszenierung muss man mögen.

Hier bekommt ihr japanische Idol-Kultur vom feinsten, inklusive aufwendig inszenierter Bühnenauftritte in bester J-Pop-Manier, die Yunas Auftritt in Final Fantasy 10-2 mühelos in den Schatten stellen.

Ich persönlich liebe diesen Mix aus Anime und J-Pop. Aber ich weiß auch, dass sich viele bei diesem Trailer auch fragen werden, ob zu viele knallbunte Lichtreflexe eigentlich spontan Epilepsie auslösen. Lasst euch davon jedoch nicht abschrecken!

Vielleicht hat sie Flügel im Haar. Aber dafür ist sie wunderschön gezeichnet. Vielleicht hat sie Flügel im Haar. Aber dafür ist sie wunderschön gezeichnet.

Ganz davon abgesehen, dass die Animationen wirklich hochwertig sind, steckt hinter der quietschbunten Pop-Fassade ein klassischer JRPG-Handlungsstrang, der sich lohnt - inklusive Freundschaft, Verrat, und der Rettung der Welt vor dem sicheren Verderben.

Außerdem ist das moderne Tokyo-Setting für mich eine super Alternative zum "typischen" JRPG, das meist entweder mit Natur und Fantasy oder dystopischem Steampunk aufwartet. Statt immergleichen Eiswüsten, Wäldern oder Burgen laufe ich durch das Zentrum von Tokio, das mit riesigen Wolkenkratzern, bunten Lichtern und noch bunteren Persönlichkeiten aufwartet.

Perfekt für unterwegs

Und zuletzt ist Tokyo Mirage meiner Meinung nach perfekt für die Switch geeignet. Die 50 bis 60 Spielstunden lassen sich nämlich auch super im Handheld-Modus verbringen. Die Menüführung so wie die Größe von Schrift und Figuren machen sich sehr gut auf dem kleinen Bildschirm.

Auch auf dem kleinen Bildschirm macht sich Toyko Mirage ganz wunderbar. Auch auf dem kleinen Bildschirm macht sich Toyko Mirage ganz wunderbar.

Wenn das GamePad der Wii U damals nicht so verdammt schwer, klobig und an die Konsole gebunden gewesen wäre, hätte ich das Spiel schon damals mit auf Reisen genommen, um unterwegs ein paar Mirage den Kopf zurechtzurücken.

Tokyo Mirage Sessions #FE ist bunt, komplex, komfortabel und mit einem Release 2016 noch aktuell genug, um ohne Probleme auf die Switch zu wandern. Deswegen hat es meiner Meinung nach einen Re-Release und das damit verbundene, größere Publikum wirklich verdient. Bitte, Nintendo?

zu den Kommentaren (31)

Kommentare(26)
Kommentar-Regeln von GamePro
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.