Mit genug Geduld, den passenden Ingame-Skills und einem prall gefüllten Ressourcen-Beutel lassen sich in dem noch recht frischen Survival-MMO Conan Exiles allerhand Dinge anstellen, die weit über das bloße Überleben hinausgehen. Schon während meiner ersten Gehversuche kurz nach Release bemerkte ich, wie viel Potenzial jenseits der ersten Spielstunden schlummert und das Werk von Conan Exiles-Spieler Skarekrows scheint mir nun tatsächlich Recht zu geben.
Er baute nach tagelanger Ressourcen-Suche und stundenlangem Crafting einen mehrgeschossigen, etwa 120 Quadratmeter großen Gebäudekomplex, der gleichsam als Stripclub und Bordell dienen soll. Besonders auffällig ist dabei der omnipräsente Sinn für Details: Die Bühne wird von aufwändig hergestellten Wachskerzen gerahmt, es gibt geschlechtergetrennte Toiletten, mehrere Bars, private und öffentliche Tanzbereiche sowie verschiedene Schlafzimmer.
Auch an das Personal hat Skarekrows gedacht: Er nutzte das Feature von Conan Exiles aus, NPCs gefangen zu nehmen und als Leibeigene zu beschäftigen. Männer wie Frauen arbeiten so nun aufreizend bekleidet oder komplett nackt in dem Bordell als Tänzer oder Kellner, wobei die KI des Spiels die Avatare zuweilen noch etwas ratlos vor Wänden oder in Ecken stehen lässt.
Die große Frage: Kopien oder Experimente?
Das Stripbar-Bordell von Skarekrows ist allerdings weit mehr als nur ein aufwändiger und ressourcenhungriger Scherz eines Spielers, sondern reiht sich als neuester Mosaikstein in eine spannende Diskussion ein: Bilden die Online-Communitys in MMOs wie Rust oder eben auch Conan Exiles zwangsläufig das nach, was sie aus unserer echten Welt kennen? Oder nutzen sie die verfügbaren Werkzeuge, um völlig neue Gebäudetypen und Ideen umzusetzen?
Derzeit schlägt das Pendel der Erkenntnis eindeutig in die Richtung aus, dass Spieler immer wieder versuchen, ihnen bekannte Gebäude aus unserer Welt in Spielwelten zu übertragen und möglichst genau nachzubauen, statt sie selbst weiterzuentwickeln.
So war es offenbar auch nur eine Frage der Zeit, bis ein Spieler wie Skarekrows versucht, Gebäude aus dem Rotlichtmilieu in eine Spielwelt wie Conan Exiles zu übertragen, die ohnehin seit Release mit Schlagwörtern wie "variable Geschlechtsteilgrößen" und "Avatare können komplett nackt sein!" wirbt. Wer den Bogen etwas weiter spannen will, kann sich allerdings auch über die Parallelen freuen, die die so junge virtuelle Online-Community von Conan Exiles mit unserer realen Menschheitsgeschichte aufweist.
Ähnlich wie das Machwerk von Skarekrows und unsere Berichterstattung auch Nicht-Spielern einen kurzen, aber farbenfrohen Einblick in die Welt von Conan Exiles ermöglicht, so sind die archäologischen Überreste von Bordellen ein unheimlich wichtiger Zeuge des Alltagslebens in der Vergangenheit.
Auch wenn die Geschichte des Rotlichtmilieus wohl eng mit der Geschichte der Sklaverei verwoben ist und damit seinen Ursprung vor mehreren tausend Jahren hat, stammen die prominentesten Beispiele aus dem 1. Jahrhundert nach Christus: Dank des katastrophalen Vulkanausbruchs des Vesuv ist die römische Stadtanlage von Pompeji außerordentlich gut erhalten und lässt Besucher nach wie vor auch die Räume der städtischen Bordelle besuchen und erkunden.
Fresken, Wandmalereien und das Interieur erzählen hier noch immer lebhaft Geschichten von diesen Orten und machen sie zum unschätzbaren Schlüssel, um die antike Gesellschaft umfassend zu begreifen. Ähnliches können wir auch über das Werk von Skarekrows sagen, dass für viele auf den ersten Blick wie ein aufwändiger "Hihihihi"-Witz daherkommt, in Wirklichkeit aber außerordentlich viel über die Spielwelt aussagt, in der es errichtet wurde.
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