"Call of Duty blickt einer ungewissen Zukunft entgegen." - an Überschriften wie diese mussten sich Fans der alteingesessenen Shooter-Reihe in den vergangenen Jahren gewöhnen. Zuletzt war es die Ankündigung von Call of Duty: Infinite Warfare, die für besorgte Artikel und verständnislose Kommentare aus der Community sorgte: An einem weiteren Call of Duty voller Laserwaffen und futuristisch-steriler Kampfgebiete störten sich die vielen Shooter-Fans, hatten sie sich doch an den Zukunftsvisionen der Entwickler längst satt gespielt.
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Bestätigt wurde diese Geschmacksverändung vergangenes Jahr durch Battlefield 1, das die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges zu seinem Schauplatz macht und mit seiner Ankündigung für unzählige Jubelschreie in der Shooter-Community sorgte. Eine "Endlich wieder zurück zu den Wurzeln"-Stimmung breitete sich in den sozialen Netzwerken aus. Die "dreckigen, schnörkellosen Kämpfe" des Ersten Weltkriegs stellten sich als Antithese zu weit verbreiteten Sci-Fi-Szenarien dar.
Während Call of Duty: Infinite Warfare zu den melancholischen Tönen von David Bowies Space Oddity den Rekord des schlechtbewertetsten Trailers auf YouTube brach, rückte Battlefield 1 die erbarmungslosen Gefechte des einzelnen Soldaten in den Vordergrund.
Wie erste Leaks deutlich nahelegen, scheint nun auch Call of Duty diese Trendwende bemerkt zu haben: Call of Duty: WW2 will offenbar auf die Schlachtfelder des Zweiten Weltkrieges zurückkehren, auf denen das Franchise 2003 seine ersten Sporen verdient und den Grundstein seines Erfolgs gelegt hat. Doch die Rückkehr in die Vergangenheit steckt voller Tücken und so kann ich den Entwicklern nur empfehlen, sich Battlefield 1 zum Vorbild zu nehmen - im Guten wie im Schlechten.
Goodbye, Actionheld!
Battlefield 1 entfernte sich in seiner Einzelspielerkampagne so weit vom pathetisch inszenierten Actionspektakel wie bislang kein anderer Serienteil: Auch wenn die eine oder andere War Story nicht auf dramatische Heldentaten verzichten will, so hat sich Battlefield 1 doch ganz klar für eine realistische, unmittelbare Herangehensweise entschieden.
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In der Einzelspielerkampagne dürfen wir immer wieder Figuren kennenlernen, die trotz einer oft nur knappen Einführung echt und interessant wirken und so auch spielmechanisch simple Missionen aufwerten. Und auch der Multiplayer von Battlefield 1 erinnert uns immer wieder daran, dass gerade Menschen und nicht etwa Superhelden diese Schlachten führen: Soldaten keuchen, ächzen, schreien und selbst aus verbarrikadierten Häusern können wir Rufe von unsichtbaren NPCs hören.
Eine solche emotionale Tiefe erkundet zwar bereits Call of Duty: Infinite Warfare, indem es uns mit mehrdimensional aufgebauten Figuren konfrontiert - aber der Multiplayer ist eine gesichts- und charakterlose Schießerei zwischen stummen, austauschbaren Supersoldaten. An diesem Konzept könnte Activision nun ordentlich rütteln, um auch den Multiplayer mit dieser eindringlichen Tiefe zu bereichern.
Mut zur Ineffizienz
Es ist spannend zu beobachten, wie DICE in Battlefield 1 mit dem ungewöhnlichen Waffen-Inventar des Ersten Weltkrieges umgeht: Zwar wurde hier und da ein experimentelles Modell des historischen Krieges zur normalen Standard-Waffe umgemünzt, um ein wenig mehr Abwechslung zu bieten, doch das ungewöhnliche Handling der Maschinengewehre, Pistolen und Karabiner wurde ganz bewusst in den Vordergrund gestellt, statt es zu unterschlagen.
Damit hat Battlefield 1 aus dem vermeintlichen Problem eine Stärke gemacht: Es dauert ein Weilchen, bis sich ein Anfänger an die unpräzise Handhabung gewöhnt hat. Allerdings zahlt sich diese Trainingsphase aus. Belohnt werden Spieler mit einem Waffen-Inventar, das fordernd ist und sich sehr von der aktuellen Genre-Konkurrenz unterscheidet.
Call of Duty: WW2 könnte einen ganz ähnlichen Weg gehen und die Stärken, aber eben auch die Schwächen der unterschiedlichen Waffen des Zweiten Weltkrieges in den Vordergrund stellen. Mehr Mut zur Ineffizienz könnte für einen ganz neuen spielerischen Anspruch sorgen, dessen Überwindung umso befriedigender ist und nicht zuletzt dem historischen Schauplatz gerecht wird.
Unlock-Systeme - aber auf die kluge Art und Weise
Unlock-Systeme sind ein effektiver Weg, Spieler über lange Zeit zu motivieren. Immerhin locken verschiedenste Herausforderungen mit der Aussicht darauf, gesperrte Inhalte freizuschalten. Unlockable Items sind allerdings seit Jahren ein umstrittenes Thema innerhalb der Spielerschaft: Manch einer fühlt sich bevormundet und möchte direkt alle Inhalte, die ein Spiel zu bieten hat.
Andere wiederum schätzen das Gefühl, nach und nach immer mehr Gegenstände, Gadgets und Fähigkeiten zu bekommen. Während For Honor zuletzt zeigte, dass ein riesiges Unlock-System durchaus abschreckend wirken kann, hat Battlefield 1 mit einem der letzten Updates einen Weg gefunden, das umstrittene Unlock-System auf eine kluge Art und Weise umzusetzen: Einige Anforderungen für die neuen Waffen des DLCs They Shall Not Pass gingen auf die momentan großen Schwachstellen und unterbesetzten Rollen der Multiplayer-Schlachten ein.
So nutzen beispielsweise verhältnismäßig wenige Spieler das Fernglas des Scharfschützen, um feindliche Soldaten zu markieren - aber ausgerechnet das war eine der Anforderungen, die eine neue Sniper-Waffe an Spieler stellte. Damit gelang es Dice, das Spielverhalten der Community spürbar zu beeinflussen.
Call of Duty: WW2 sollte sich an diesem Trick orientieren und ebenfalls darüber nachdenken, hinter wie vielen Türen es seine freischaltbaren Gadgets und Waffen verstaut - und was nötig ist, um sie zu erspielen. Battlefield 1 hat gezeigt, dass Unlockables weitaus mehr können, als nur den Komplettierungszwang der Spieler anzusprechen und die Spielzeit des Einzelnen mühsam in die Länge zu ziehen.
Während mir diese drei Punkte auf Anhieb eingefallen sind, bin ich mir sicher, dass es noch andere Ratschläge gibt, die wir Call of Duty: WW2 mit auf den Weg geben könnten. Habt ihr Ideen? Dann schreibt sie uns in die Kommentare!
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