Mehr Action, mehr Knalleffekt, mehr Bombast. Der Ankündigungstrailer von Modern Warfare 3 verspricht ein rasantes Feuerwerk. Doch hat man das alles nicht schon mal gesehen? Tritt die Serie gar mittlerweile auf der Stelle? Unsere Redakteure Fabian Siegismund und Tobias Veltin diskutieren im Streitgespräch über Activisions kommenden Shooter.
Fabian:
Ich habe den Eindruck, die Marke Call of Duty entwickelt sich allmählich zu einer Supernova: Nachdem sich Black Ops wieder einmal unglaublich gut verkauft hat, hat die Serie den Höhepunkt ihrer Strahlkraft erreicht. Im Ankündigungs-Trailer von Modern Warfare 3 stecken noch mehr Explosionen, noch mehr Action und das auch noch werbewirksam auf internationalen Schauplätzen. Hätte man noch nie einen Militär-Shooter gespielt, müsste man wohl glauben, das sei das tollste Spiel aller Zeiten. Aber am Ende einer Supernova steht nun mal, dass der Stern in sich zusammenfällt – alle Energie verbraucht. Und der Punkt könnte mit Modern Warfare 3 allmählich erreicht sein.
Tobias:
Unwahrscheinlich. Die Strahlkraft eines Call of Duty ergab sich schon immer aus der intensiven Atmosphäre, der Action und vor allem auch der cineastischen Aufmachung. Und da geht Modern Warfare 3 mittlerweile einfach den Weg großer Kinoproduktionen - bombastischer, größer, toller. Das muss man nicht unbedingt gutheißen, aber du musst zugeben, dass der Trailer nach wirklich netter Unterhaltung aussieht.
Fabian:
Bombastischer, größer? Vielleicht. Aber ob das auch toller ist, sei dahingestellt. Ein guter Kinofilm lebt davon, dass er Höhen und Tiefen hat. Eine Explosion an der anderen macht keinen Spaß, weil so jede einzelne an Wert verliert. Nehmen wir das erste Modern Warfare: Hier stimmt der Wechsel zwischen brachialer Action und Schleichmissionen noch. Unvergessen der Sniper-Einsatz oder das Level »Tod von oben«, die in Sachen Action minimalistisch waren und gerade deshalb im Gedächtnis bleiben. Modern Warfare 2 gibt hingegen durchweg Vollgas, und das wird nach einer Weile schlicht albern. Spätestens als da Zehntausende russische Fallschirmjäger in Washington landen, ist für mich der Bogen absolut überspannt - mal ganz abgesehen davon, dass das ganze Szenario völlig absurd ist. Und ein glaubwürdiger Hintergrund gehört für mich zu einem guten Militär-Shooter dazu. Diese Geschichte wird jetzt in Modern Warfare 2 fortgesetzt, und da kann Activision ja gar nicht anders, als da noch mehr Spektakel oben draufzusetzen. Und warum? Vermutlich, weil denen nichts Besseres einfällt.
Tobias:
Naja, die Entwickler haben eben gemerkt, dass Action ohne Atempause beim Publikum offensichtlich gut funktioniert. Nicht umsonst hat sich Modern Warfare 2 so grandios gut verkauft. Die Leute wollen so etwas anscheinend. Das da dann nicht unbedingt drüber nachgedacht wird, ob eine Story wirklich Sinn macht oder von vorne bis hinten funktioniert, ist dann auch klar. Aber will man das wirklich - eine solche Geschichte? Man weiß doch mittlerweile, wie Call of Duty tickt, und lehnt sich gerne zurück und genießt diese Achterbahnfahrt; vielleicht gerade weil es keine Atempause gibt. Bei den Tempowechseln gebe ich dir recht, das war bei Modern Warfare 1 einfach klasse. Trotzdem sollte man abwarten, ob Modern Warfare 3 nicht auch ruhige Passagen zu bieten hat. Die Tauchsequenz könnte in diese Richtung gehen. Hier sollte man nicht zu schnell über dem Spiel den Stab brechen, sondern erstmal abwarten.
Fabian:
Klar, Activision wäre dumm, die Marke Call of Duty zu verändern, solange sie sich derart gut verkauft. Den Vorwurf »Das ist ja immer das Gleiche!« gab es bei Black Ops, dem letzten Teil der Reihe, ja auch schon, und trotzdem ging das Spiel weg wie warme Semmeln. Jetzt, bei der Ankündigung von Modern Warfare 3, scheint mir der Hype innerhalb der Spielerschaft aber weitaus geringer als bei den Vorgängern. Das sehen wir ja schon an Klickzahlen hier auf der Seite, an den Kommentaren und den Videozugriffen. Die sind nur moderat, was für eine Marke dieses Kalibers bemerkenswert ist. Die Zugriffszahlen von Battlefield 3 gingen hingegen bei dessen Ankündigung komplett durch die Decke. Und bezeichnender Weise scheint sich Battlefield 3 eher am ersten Modern Warfare zu orientieren: glaubwürdiges Szenario, Wechsel von Action und Ruhe und nicht zuletzt überragende Technik, während Call of Duty seit Jahren gleich aussieht.
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