Bioshock Infinite: Burial at Sea Episode 2 im DLC-Test - Das Beste zum Schluss

Keine Wahl – Fans von Bioshock müssen Burial at Sea komplett spielen. Die beiden DLCs verknüpfen das gesamte Universum zu einer cleveren Story und sind der perfekte Abschied von Irrational Games. Wir haben die zweite Episode der Erweiterung getestet.

Es ist eine Schande, dass Burial at Sea als DLC erschienen ist. Die beiden Teile des Einzelspieler-Downloads bieten alles, was vielen Fans im Hauptspiel zu fehlen schien. Sie verbinden Bioshock Infinite und seine Vorgänger Bioshock und Bioshock 2 zu einer großen Geschichte. Sie lassen das glorreiche Artdesign des ersten Teils wieder auferstehen, bieten ein Wiedersehen mit altbekannten Charakteren und ein weniger komplexes, dafür aber emotional befriedigenderes Ende. Aber der Reihe nach.

Im zweiten Teil der Seebestattung wechseln wir die Rollen: Statt Booker de Witt, spielen wir nun Elisabeth. »Super!«, denken wir, »Schnell einen Riss nach Tahiti aufgemacht und dann kippen wir am Strand alle Mai-Tais die es gibt oder je geben könnte!« Aber genau damit hat Ken Levine wohl gerechnet und beraubt Elisabeth zu Spielbeginn ihrer Dimensionsreise-Fähigkeiten. Verflixt.

Immer noch auf der Suche nach dem kleinen Mädchen Sally, müssen wir stattdessen durch Rapture schleichen und Gegner aus dem Hinterhalt ausschalten. Anders als Booker hält Elisabeth nämlich kaum eine Handvoll Treffer aus. Sogar ihre Schrotflinte scheint weniger Schaden anzurichten. Schwache Frau halt. Das ergibt vielleicht keinen Sinn, dafür aber Spannung. Insbesondere auch deshalb, da Elisabeth nicht wie Booker praktisch unsterblich ist.

Sinkt unsere Lebensenergie auf Null, wird hier der letzte Checkpoint geladen und der Abschnitt muss wiederholt werden. Deswegen zu schreien »BÄM! Schluss mit Casual-Gaming!« wäre übertrieben, da wir zum Ausgleich bis zu fünf Gesundheits-Auffrischer bunkern dürfen. Dennoch: Burial at Sea 2 fühlt sich mehr nach Spiel an und weniger nach interaktiver Geschichte.

Deutsche Version
Es gibt keine deutsche Vertonung von Burial at Sea, sondern lediglich deutsche Untertitel. Die Audiologs werden im Spiel selbst nicht untertitelt, allerdings kann man sie alternativ im entsprechenden Menü anhören, dort sind sie in Textform übersetzt. Das Hauptspiel Bioshock Infinite bot dagegen eine vollständige Lokalisierung.

Spanner-Plasmide

Sich zwischen Splicern und Big Daddys ungesehen durchzumogeln erfordert mal Geduld, mal entschlossenes, schnelles Handeln und vor allem den geschickten Einsatz von Plasmiden.

Extra dafür gibt es das neue Peeping-Tom-Plasmid, mit dem wir Gegner durch Wände hindurch beobachten können, solange wir still an einem Fleck stehen. Höhere Ausbaustufen machen uns sogar zeitweilig unsichtbar.

Das praktische Spanner-Plasmid könnte genau so gut aber Spielbarkeits-Plasmid heißen, denn in einem Egoshooter wie Bioshock Infinite ist eine faire Schleich-Spielmechanik ohne Hilfestellungen dieser Art kaum machbar. Dafür bietet die Perspektive einfach zu wenig Übersicht. Entsprechend wenig Eve verbraucht es bei Anwendung und entsprechend viel Zeit verbringen wir damit, auf bunte Silhouetten zu starren, um deren Laufwege abzupassen. Das ist ein wenig schade, denn so nützlich unser genetischer Wallhack ist, wir würden uns lieber auf die erneut wunderschön gestaltete Unterwasserwelt konzentrieren.

Die ersten zwei Minuten aus Burial at Sea - Episode 2 (Spoiler!) Video starten 2:53 Die ersten zwei Minuten aus Burial at Sea - Episode 2 (Spoiler!)

Original mit gehemmtem Herzschlag

Die fängt die Atmosphäre des Original-Bioshock so grandios ein, dass man fast schwach werden könnte und sich beschweren mag, dass Ken Levine einen neuen, originellen Ansatz für Infinite gewählt hat, anstatt uns einfach mehr Rapture zu geben. Einzig der Grusel, der uns beim ersten Durchstreifen von Rapture befiel, will sich nicht mehr einstellen.

Burial at Sea Episode 2 versetzt uns zurück in die atmosphärisch-bedrückende Welt von Rapture. Burial at Sea Episode 2 versetzt uns zurück in die atmosphärisch-bedrückende Welt von Rapture.

Obwohl sich die Entwickler bemühen, mit atmosphärischen Schattenspielen und unheimlichen Ereignissen wieder mehr auf Horror zu setzen, will der Puls nicht ansteigen. Dafür ist Elisabeths Waffenarsenal zu mächtig - inklusive einer neuen Armbrust, die mit der richtigen Munition ganze Gegnergruppen betäuben kann. Aber auch gerade der zum Schleichen nötige Blick durch Wände und das weniger abscheuliche Design der Splicer hemmen den Herzschlag.

Der Aufwand, der in dem DLC steckt ist dennoch beachtlich. Inszenierung und Zwischensequenzen stehen dem Niveau der Originale kaum nach und die Illustration der Missionsaufgaben durch Karten und kurze, schematische Videos ist besser gelöst denn je. Unsere Missionsziele hingegen sind so banal wie eh und je: Finde dies, finde das - große Missionsdesigner waren die Herren von Irrational noch nie.

Would you kindly shut up and take my money?

Bioshock-Fans kann das egal sein. Burial at Sea ist für sie Pflicht, als hätte jemand »Would you kindly« geschrien. Das Download-Duo verschmilzt Elemente aus allen drei Teilen zu einer tollen Erzählung mit einem sehr schön gemachten Finale - weswegen wir uns auch aller näheren Details zur Handlung enthalten.

War die erste Episode von Burial at Sea noch mit 15 Euro für kaum drei Stunden Spielzeit recht heftig bepreist, stimmt diesmal die Preis/Leistung. Je nach Spielgeschwindigkeit und Erkundungsdrang kann man mit Burial at Sea: Episode 2 locker fünf bis acht Stunden zubringen.

Fazit

André Peschke: Burial at Sea ist der beste Singleplayer-Download, den ich je gespielt habe - zumindest erzählerisch. Ich würde mich gar zu der Aussage hinreißen lassen: Wäre Bioshock Infinite so zu Ende gegangen, wie Burial at Sea, hätte die Spielerschaft Ken Levine dafür heilig gesprochen, anstatt sich erst mal zwei Wochen darüber zu streiten, ob das nun alles einen Sinn ergibt.

Es ist ein toller Abschied von der Bioshock-Reihe und Irrational Games, gut portioniert und bietet eine angenehm variierte Spielmechanik. Via Season-Pass ist die komplette Seebestattung nun für 20 Euro zu habe und bietet rund sieben bis acht Stunden Spielzeit. Da kann ich nur sagen: Das bisschen Asche würde ich dafür guten Gewissens ins Meer streuen.

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