Die besten und bisher einzigen VR-Headsets für Konsolen im Vergleich

Lohnt sich jetzt noch die Anschaffung einer PlayStation VR? Ist Nintendos Labo-VR-Set eine günstige Alternative? Wir stellen beide gegenüber.

Zugegeben: Wir würden uns auch wünschen, mehr als nur zwei VR-Headsets für Konsolen miteinander vergleichen zu können. Doch aktuell sind Sonys PlayStation VR und das Nintendo Labo: VR-Set die beiden einzigen VR-Brillen für Konsolen, die zudem schon ein Weilchen auf dem Markt sind. Lohnt sich jetzt noch deren Anschaffung? Wir helfen euch bei eurer Entscheidung.

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PlayStation VR – Die bisher einzig „richtige“ VR-Brille im Konsolenbereich

Pro
  • wohl der aktuell günstigste Einstieg in VR
  • interessante Exklusivtitel
  • sitzt auch nach längeren Sessions bequem
  • geeignet für Brillenträger
Contra
  • mittlerweile veraltete Technik
  • komplizierte Installation und viel Kabelsalat
  • Tracking mitunter ungenau und limitiert im Bewegungsradius
  • nur bedingt mit der PS5 kompatibel
  • Nachfolger steht bereits in den Startlöchern
PlayStation VR Starter Pack bei Media Markt

Einzig echtes VR-Erlebnis für Konsolen

Anders als „Virtual Reality“ für Smartphones – oder eben auch für die Nintendo Switch –, vermittelt die PS VR dank Positions- und Motion-Tracking die wahrhafte Illusion, sich in einem dreidimensionalen virtuellen Raum zu bewegen, bei dem jedes Objekt in lokaler Relation zueinander steht. Wenn ihr VR noch nie ausprobiert habt, werdet ihr Schwierigkeiten haben, euch dessen zum Greifen einladende Plastizität vorzustellen.

Sony hat damit ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Konsolenmarkt. Der Vorteil ist, dass ihr euch die teure Anschaffung eines modernen Gaming-PCs sparen könnt, wenn ihr eine PS4 oder PS5 besitzt und in VR eintauchen möchtet. Zudem kostet das „Starter Pack“ der PS VR gerade einmal um die 200 Euro. Damit ist Sonys VR-Brille die derzeit günstigste Möglichkeit, in VR einzusteigen.

Veraltete Technik

Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die PS VR mittlerweile im Vergleich zu modernen VR-Headsets ein altes Eisen ist. Das liegt nicht am Display. Dank OLED-Technologie und einer soliden Bildwiederholungsrate zwischen 90 und 120 Herz (je nach Spiel) sorgt die PS VR für ein auch heute noch anständig scharfes Bild, trotz der vergleichsweise geringen Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln.

Auch das Sichtfeld ist mit 100 Grad passabel, ebenso wie der Sitz des Headsets, das durch genügend Einstellungsoptionen für Brillenträger geeignet ist und auch nach längeren Spielsessions nicht zu unbequem wird.

Störender ist da schon das komplizierte Anschließen der PS VR, das für reichlich Kabelsalat sorgt. Zudem kann das dicke Kabel am Headset euren Spaß in bewegungsintensiveren Spielen trüben. Besonders nervig ist, dass euer Bildschirm nach dem Anschluss der PS VR kein HDR mehr darstellen kann, da zwischen eurer PlayStation-Konsole und dem Fernseher nun die externe Prozessoreinheit der VR-Brille geschaltet ist.

Die PS VR kommt mit reichlich Kabelsalat daher. Die PS VR kommt mit reichlich Kabelsalat daher.

Überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist das Tracking. Die alte „PS Camera“ erkennt eure Position im Raum durch die äußeren LEDs am Headset. Auch die Bewegungen eurer Hände – die entweder durch den DualShock 4- oder durch die uralten PS Move-Controller simuliert werden – sind auf die LEDs angewiesen. Das schränkt den Bewegungsradius und die Präzision sehr ein.

Häufig kommt es vor, dass die Controller das Headset oder sich gegenseitig verdecken, was euch immer wieder aus der Immersion herausreißen kann. Auch die Steuerung durch die Move-Controller mit ihrer nicht intuitiven Tastenbelegung und dem fehlenden Analog-Stick ist in vielen Spielen hakelig.

Die separat erhältlichen Move-Controller hinken zwei Konsolengenerationen hinterher. Die separat erhältlichen Move-Controller hinken zwei Konsolengenerationen hinterher.

Nur bedingte Anpassung an die PS5

Zudem ist die PS VR nur noch bedingt mit der PS5 kompatibel ist. Zum einen wird der neue DualSense-Controller nicht erfasst. Das heißt, ihr könnt PS VR nur mit euren DualShock-Controllern spielen, was sich wie ein Rückschritt anfühlt. Außerdem wird die neue HD-Kamera der PS5 nicht unterstützt.

Über einen Adapter, den ihr immerhin kostenlos online auf der PlayStation-Seite bestellen könnt, funktioniert die PS VR lediglich mit der veralteten PS Camera. Wenigstens erhalten die abwärtskompatiblen Spiele durch die PS5 einen Hardware-Boost, was sich unter anderem positiv auf die Ladezeiten und Bildfrequenz auswirkt.

Guter Spielekatalog

Eine Stärke von Sony sind seine Exclusives. Das wohl niedlichste und einsteigerfreundlichste exklusive PS VR-Spiel dürfte Astro Bot: Rescue Mission sein, das bei uns zum „Vorzeigetitel für VR-Skeptiker“ gekürt wurde. PS VR unterstützt zudem bis heute die einzige offizielle VR-Version von Resident Evil 7, die es wirklich in sich hat.

Während andere exklusive Titel wie Blood & Truth, Marvel’s Iron Man VR, Farpoint oder die WipEout Omega Collection definitiv einen Blick wert sind, enthält der Spielekatalog der PS VR auch die gängigsten VR-Titel wie Moss, Skyrim VR, Star Wars: Squadrons oder Beat Saber in solider bis richtig guter Qualität.

Astro Bot: Rescue Mission ist wohl das beste PSVR-exklusive Spiel. Copyright: Sony Interactive Entertainment Astro Bot: Rescue Mission ist wohl das beste PSVR-exklusive Spiel. Copyright: Sony Interactive Entertainment

Fazit: Kann sich noch lohnen

Lohnt sich heute noch die Anschaffung einer PS VR? Das kommt auf euren Geldbeutel an. Habt ihr einen modernen Gaming-Computer, empfehlen wir euch eher den Kauf eines PC-VR-Headsets wie etwa die Oculus bzw. Meta Quest 2, die höhere Auflösung, besseres Tracking und mehr Komfort als die PS VR verspricht.

Seid ihr glücklicher Besitzer einer PS5, habt genügend Budget übrig (wir rechnen mit einem Preis von etwa 500 Euro oder mehr) und könnt euch bis 2023 gedulden, raten wir dazu, auf die bereits angekündigte PS VR 2 zu warten.

Seid ihr jedoch als VR-Neulinge knapp bei Kasse und möchtet endlich eure eigene VR-Brille haben? Dann ist die PS VR immer noch eine gute Anschaffung, denn mittlerweile hat ihr Spielekatalog einiges zu bieten und die Hardware macht immer noch jede Menge Spaß – vor allem, wenn ihr den Vergleich zu hochmodernen Headsets noch nicht habt.

Für nur 200 Euro (wobei ihr die Move-Controller noch separat dazu erwerben solltet) könnt ihr mit der VR-Brille von Sony echte Virtual Reality so günstig wie sonst mit keinem anderen Headset erleben.

Nintendo Labo: VR-Set – Netter Spaß aus Pappe, aber nur für kurze Dauer

Copyright: Nintendo of Europe Copyright: Nintendo of Europe

Pro
  • sehr kreativer haptischer Einsatz der Toy-Cons
  • Bastelspaß inklusive
  • viele Minispiele der Labo-Software
  • VR-Modi kostenfrei
Contra
  • kann mit „echter“ VR nicht mithalten
  • sehr pixelig
  • muss ständig vors Gesicht gehalten werden
  • Minispiele nur kurzweilig
  • nur wenige VR-Modi abseits der Labo-Software
Nintendo Labo VR-Set bei Amazon (derzeit nicht erhältlich)

Außerhalb der VR-Konkurrenz

Nintendos VR-Erlebnis kurz zusammenzufassen und mit einem herkömmlichen VR-Headset wie der PS VR zu vergleichen ist schwierig. Das liegt am komplett anderen Ansatz von Nintendo, der sich nicht auf das Erleben einer sich echt anfühlenden virtuellen Umgebung konzentriert.

Vielmehr setzen die familienfreundlichen Japaner mit ihrem Labo-VR-Set auf ein umfassendes Erlebnis des Bastelns, Experimentierens und Staunens, das vor allem Kinder ansprechen soll. Ihr bastelt euch Nintendos VR-Brille aus den vorgefertigten Pappbögen selbst zusammen, schiebt eure Switch-Konsole in das fertige Ergebnis und haltet euch dieses vors Gesicht.

Im VR-Modus wird dann auf dem Bildschirm der Switch für jedes Auge ein separates Bild produziert, die zusammen einen 3D-Effekt erzeugen – gleiches Prinzip also wie bei Google Cardboard. Viel mehr als ein 3D-Effekt kann damit aber auch nicht erschaffen werden, da relationales Tracking fehlt. Das bedeutet, ihr könnt beispielsweise nicht um die Ecke schauen, da eure relative Position in der Raumtiefe nicht erkannt wird.

Zudem solltet ihr euch auf ein recht pixeliges Bild mit gelegentlicher Bewegungsunschärfe gefasst machen. Die Hardware der Switch ist einfach zu schwach auf der Brust, um eine scharfe Auflösung, hohe Bildfrequenz und die aufwendigen VR-Raumberechnungen leisten zu können. Nichtsdestotrotz funktioniert der räumliche 3D-Effekt erstaunlich gut und deutlich besser als sein Google-Pendant für Smartphones, um immerhin einen Vorgeschmack auf Virtual Reality zu liefern.

Mit Nintendo Labo bastelt ihr euch euren VR-Aufsatz selbst. Copyright: Nintendo of Europe Mit Nintendo Labo bastelt ihr euch euren VR-Aufsatz selbst. Copyright: Nintendo of Europe

Verschiedene Toy-Cons

Besonders gut kommt der räumliche Eindruck in den dafür extra entwickelten Spielen zum Einsatz, die Teil des VR-Sets sind. Es gibt mehrere Versionen: das Basispaket, das die Brille und einen „Blaster“ (und damit das unserer Meinung nach beste VR-Erlebnis) liefert sowie zwei Erweiterungspakete, die jeweils zwei sogenannte „Toy-Cons“ beinhalten – also weitere Bastelbögen, die unterschiedliche haptische Spielerfahrungen bieten. Alle Toy-Cons können auch zusammen als „VR-Set“ erworben werden.

Habt ihr Freude am Basteln, dann dürfte für euch bereits der Aspekt des Zusammenbauens der insgesamt 32 Stanzbögen einen großen Teil dieser Erfahrung ausmachen. Je nach Toy-Con kann das bis zu drei Stunden dauern. Die Toy-Cons sind allesamt sehr stabil und nutzen die Joy-Con-Controller der Switch mit erstaunlicher Kreativität.

Da wäre beispielsweise das Elefanten-Toy-Con, bei dem ihr den Controller wie einen Rüssel nutzt, um Physikrätsel zu lösen oder zu zeichnen, wobei der Rüssel bzw. Controller komplett in allen Ebenen des Raumes erkannt wird. Besitzt ihr alle Toy-Cons, dürft ihr insgesamt mehr als 60 Minispiele spielen, die sich auf dem Labo-Spielmodul befinden. Hinzu kommt die Toy-Con-Garage, mit der ihr eigene VR-Applikationen entwickeln könnt.

Der Elefanten-Toy-Con macht durchaus Laune. Copyright: Nintendo of Europe Der Elefanten-Toy-Con macht durchaus Laune. Copyright: Nintendo of Europe

Kommt nicht über den Minispiel-Charakter hinaus

All diese Minispiele sind aber leider genau das, was ihr Name verspricht: kurzweiliger Spaß, der nach einigen Minuten wieder vorbei ist. Keines der Labo-Spiele schafft es, euch über längere Zeit in den virtuellen Raum zu fesseln. Das wird dadurch verstärkt, dass ihr euch Nintendos VR-Headset ständig vors Gesicht halten müsst, was ihr nach einiger Zeit deutlich in den Armen spürt.

Leider verfügen nur äußerst wenige Spiele abseits des Labo-Spielmoduls über eine VR-Anpassung, die immerhin kostenlos daherkommt. Zu den besten VR-Modi gehören Super Mario Odyssey und Captain Toad: Treasure Tracker, die wirklich Spaß machen und beeindruckend sind – die ihr allerdings ebenfalls nach einigen Minuten durchgespielt habt.

Das einzige Spiel, das komplett in VR erlebt werden kann, ist The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Jedoch ist der VR-Modus dermaßen pixelig und das ständige Halten des VR-Sets anstrengend für die Arme, dass dieses Erlebnis über ein „Mal-kurz-Ausprobieren“ wohl selten hinausgeht.

Eines der Physikrätsel, die ihr mit dem Elefanten-Toy-Con löst. Copyright: Nintendo of Europe Eines der Physikrätsel, die ihr mit dem Elefanten-Toy-Con löst. Copyright: Nintendo of Europe

Fazit: Nur für Bastler

Habt ihr VR-Gaming noch nie ausprobiert und würdet mit dem Labo-VR-Set gerne mal reinschnuppern? Dann müssen wir euch leider enttäuschen. Nintendos VR-Brille bietet eher räumliches 3D als echte Virtual Reality und hat zudem keinerlei echte Spiele zu bieten, die über einen kurzweiligen Charakter hinausgehen. Deshalb können wir euch auch die vielen Third-Party-VR-Brillen für die Switch mit Kopfband nur bedingt empfehlen.

Beeindruckender ist der 3D-Effekt zumindest mit der Labo-Software. Zusammen mit den verschiedenen kreativen Toy-Cons macht diese auch für einige Zeit großen Spaß.

Wir empfehlen euch das Labo-VR-Set nur, wenn ihr ebenso viel Freude am Basteln habt wie beim eigentlichen Spielen. Vor allem Kinder dürften ihren Spaß mit den verschiedenen Toy-Cons haben. Und da „echte“ VR nur für Personen ab zwölf Jahren geeignet ist (denn das räumliche Sehen muss sich erst noch im wachsenden Hirn entwickeln), ist Nintendos Papplösung wohl zumindest das VR-Verwandteste, was die Kleinen zwischen sieben und elf Jahren erleben können.

Ein kleiner Hinweis zur Verfügbarkeit: Das Labo-VR-Set ist in Deutschland nur noch schwerlich zu ergattern, da es bei den meisten Online-Händlern nicht mehr zur Verfügung steht. Wir raten euch davon ab, die teils horrenden Preise auf eBay zu bezahlen. Dann doch lieber ein VR-Headset für die Switch von Drittanbietern kaufen, wenn ihr den 3D-Effekt in den wenigen unterstützten First-Party-Titeln unbedingt ausprobieren möchtet.

Der Blaster gehört zu den beliebtesten VR-Toy-Cons. Copyright: Nintendo of Europe Der Blaster gehört zu den beliebtesten VR-Toy-Cons. Copyright: Nintendo of Europe


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