Seite 2: Battlefield 5 - Wie Frauen im Zweiten Weltkrieg wirklich gekämpft haben

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Frauen in der Roten Armee

In der Sovietunion sah die Lage noch einmal ganz anders aus, dort dienten insgesamt 800.000 Frauen in der Roten Armee. Zwar konzentrierte sich ein Hauptteil der Beschäftigten auf medizinische Berufe und stellte mit 40 Prozent der Sanitäter, 43 Prozent der Chirurgen, 46 Prozent der Ärzte, 57 Prozent der Medizinischen Assistenten und 100 Prozent der Krankenschwestern gut die Hälfte des medizinischen Personals.

In der Sowjetunion waren Frauen auf dem Schlachfeld nicht so unüblich (Soldatin im Bild ist kein Teil der Roten Armee). In der Sowjetunion waren Frauen auf dem Schlachfeld nicht so unüblich (Soldatin im Bild ist kein Teil der Roten Armee).

Anders als in Großbritannien waren jedoch auch 200.000 Frauen dekorierte Soldatinnen und dienten als Pilotinnen, Scharfschützinnen, MG-Schützinnen und Panzerfahrerinnen. Obwohl auch die Sowjetunion Frauen zunächst das Kämpfen verbot, war die rote Armee nach Operation Barbarossa so geschwächt, dass der Führungsetage schlicht die Soldaten ausgingen. Dadurch bekamen mehr weibliche Patrioten die Chance, im Krieg zu kämpfen.

Sowjetische Pilotinnen und die Night Witches

Die erste Pilotin der Sowjetunion trat sogar schon vor Beginn des zweiten Weltkriegs an. Marina Raskova, die auch die russische Amelia Earhart genannt wird, war seit 1930 als Pilotin aktiv und rief später als Majorin drei Kampfregimenter für Frauen ins Leben. Damit war die Sowjetunion die erste Nation, die weiblichen Pilotinnen erlaubte, in aktive Kampfzonen zu fliegen. Die drei Regimenter flogen insgesamt über 30.000 Einsätze.

Frauen waren auch in Luftangriffe und Bombardements involviert. Frauen waren auch in Luftangriffe und Bombardements involviert.

Die Mitglieder des 588ten Nachtbomber Regiments (später 46tes Gardefliegerregiment), auch Night Witches (oder Nachthexen) genannt, waren beispielsweise eine nur aus Frauen bestehende Einheit von Pilotinnen, die ab 1942 für die Nachtbomberdivision flogen und unter anderem an der Rückeroberung der Insel Taman den Kämpfen um Sewastopol und den letzten Schlachten um Danzig, Stettin, Köslin und Swinemünde beteiligt waren. Allein das 46te Regiment hatte in der Zeit von 1942 bis 1945 23.672 Einsätze.

Auch die zu Land eingesetzten Scharfschützinnen waren verhältnismäßig stark vertreten. In den Jahren zwischen 1941 und 1945 waren fast 2500 Frauen aktiv, die insgesamt 11.000 Tode für sich beanspruchten. Eine der bekanntesten Schützinnen war Lyudmilla Pavlichenko, die mit 309 nachgewiesenen Toden sogar den aus dem Film Enemy at the Gates bekannten Scharfschützen Wassily Saizew in den Schatten stellt.

Nicht alle Damen blieben zuhause - Manche zog es, wie ihre männlichen Kameraden, an die Front. Nicht alle Damen blieben zuhause - Manche zog es, wie ihre männlichen Kameraden, an die Front.

Die meisten waren jedoch, genau wie im britischen Militär, im medizinischen, administrativen und Luftabwehrbereich tätig. Hier waren die Soldatinnen jedoch, anders als ihre britischen Gegenstücke, auch in direkte Gefechte und Schusswechsel verwickelt.

Später im Krieg erlaubte Stalin Frauen nämlich, in der zweiten Verteidigungslinie zu kämpfen. Somit waren, trotz hoher Verluste, auch am Ende des Krieges noch eine halbe Million Frauen in den Krieg verwickelt.

Partisaninnen im Hinterland

Wem die behördlichen Komplikationen, die der Beitritt zum Militär mit sich brachte, zu viel waren, konnte sich auch den Partisanen anschließen. Die Widerstandsbewegung kämpfte auf sowjetischem Gebiet gegen deutsche Besatzer und hatte entscheidenden Einfluss auf die deutsche und sowjetische Kriegsführung. Die jüngste Partisanin, Zinaida Portnova, war erst 15 Jahre alt, als sie sich der Bewegung anschloss.

Gertrude Boyarski war nur eine der vielen Partisanen, die in der Sowjetunion kämpften. Mehr Informationen gibt es zum Beispiel bei der Jewish Partisan Educational Foundation.

Gertrude Boyarski war mit 22 Jahren zwar ein bisschen älter, aber nicht weniger entschlossen. Zum Beispiel stahl sie mit vorgehaltener Waffe mehrere Eimer Kerosin und zündete damit eine Brücke an, um die Deutschen aufzuhalten. Als der Feind sie dabei erwischte, riss sie mit bloßen Händen brennende Stücke aus der Brücke, um zu verhindern, dass die Deutschen diese retteten.

Vorsicht vor Pauschalisierungen

Wir können also festhalten, dass Frauen nicht an vorderster Front kämpften. Allerdings waren sie in so ziemlich jedem anderen Bereich aktiv, von der Luftabwehr über Einsätze hinter feindlichen Linien bis hin zu Gefechten und direkten Konflikten.

Zu behaupten, Frauen seien an der Front rein gar nicht vertreten, wäre falsch. Zu behaupten, Frauen seien an der Front rein gar nicht vertreten, wäre falsch.

Damit ist die Pauschalaussage, dass Frauen an der Front nicht vertreten waren, so nicht richtig. Die Geschichte einer Frau, die wie im Battlefield 5-Trailer an vorderster Front links und rechts Feinde ausschaltet, wäre aber ein eher unübliches Schicksal.

Auf der anderen Seite sind diese scheinbar unmöglichen Storys jedoch genau die Geschichten, die Videospiele und vor allem Shooter gerne erzählen. In der War Story "The Runner" aus Battlefield 1, nimmt der Australier Frederick Bishop beispielsweise im Alleingang ein ganzes Fort voller Feinde ein. Besonders authentisch ist das nicht, dafür aber sehr unterhaltsam.

Unrealistischer als die Dame an sich ist wahrscheinlich die Möglichkeit, mit einer altertümlichen Prothese punktgenau zu zielen. Unrealistischer als die Dame an sich ist wahrscheinlich die Möglichkeit, mit einer altertümlichen Prothese punktgenau zu zielen.

Realismus sollte also auch in angeblich authentischen Kriegsspielen immer mit einer Prise Skepsis gesehen werden, denn für Entertainment und kreative Freiheit bleibt Authentizität in Shootern wie Battlefield oder Call of Duty gerne Mal auf der Strecke. Auch der Battlefield 5-Producer stellt Spaß vor historische Genauigkeit. Schließlich handeln die großen Abenteuer und Legenden selten von einem Soldaten, der für das britische Heer Aktenordner abgeheftet hat.

Unsere Recherche basiert unter anderem auf von den einzelnen Nationen bereitgestellten Zahlen, Daten und Namen, und wie jede Berichterstattung über Kriege und Konflikte wird diese von dem Land beeinflusst, das sie verfasst. Deswegen kann es sein, dass unterschiedliche Nationen unterschiedliche Zahlen veröffentlichen. Wir haben uns hauptsächlich auf die Fakten Großbritanniens und Russlands konzentriert.

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