Avowed angespielt: Eine große Fantasy-Rollenspiel-Hoffnung, aber nur in der Egoperspektive

Wir durften den Anfang von Avowed anspielen und freuen uns jetzt mehr als zuvor auf den Release des Obisdian-Rollenspiels. Einen Kritikpunkt haben wir aber doch.

Die ersten Stunden von Avowed haben uns enorm gefallen. Hier erfahrt ihr alles dazu. Die ersten Stunden von Avowed haben uns enorm gefallen. Hier erfahrt ihr alles dazu.

Bereits im Sommer konnte Kollege Hannes Avowed auf der gamescom anspielen und knapp drei Monate später hat Obsidian erneut zur Anspiel-Session geladen. Diesmal gab es den Prolog des Spiels, samt Charaktererstellung und das erste große Gebiet Dawnshore zu sehen. 

Besonders spannend für mich: Wie schlägt sich der optionale 3rd-Person-Modus, auf den ich persönlich besonders neugierig war? Wie sich herausstellt, leider nicht so gut wie erhofft, aber das ist gar kein Beinbruch, denn der Rest des Spiels hat mich richtig begeistert.

Der Charaktereditor bietet eine Besonderheit

Mein Ausflug in die aus Pillars of Eternity bekannte Welt beginnt im Charaktereditor, den wir euch aber leider noch nicht in Screenshots zeigen dürfen. Ich wähle aus 24 Presets aus, die ich im Anschluss umfangreich bearbeiten kann. 

Dafür stehen mir neben zahlreichen Schiebereglern, mit denen ich etwa Augen oder Nase bis ins kleinste Detail anpassen kann, auch umfangreiche Optionen für Frisur und Bart zur Verfügung. Außerdem kann ich einen männlichen, weiblichen oder auch non-binären Charakter erstellen.

Lediglich bei den Körperformen hätte ich mir etwas mehr Abwechslung gewünscht - hier bietet das Spiel aktuell vier Optionen, die sich sehr ähnlich sind.

Ein besonderer Hingucker ist aber vor allem der Pilz im Gesicht meines Charakters. In Avowed spiele ich nämlich einen Gottähnlichen, also eine Person, die durch einen Gott gesegnet und deswegen mit speziellen “Verzierungen” gezeichnet ist. Diese reichen von kleinen Punkten auf der Schläfe bis hin zu einem ganzen Strauch aus Pilzen, der uns sogar über die Augen wächst.

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Dazu wähle ich noch einen Hintergrund, der meinen Charakter nicht nur mit einer eigenen Geschichte ausstattet, sondern auch Auswirkungen auf Gesprächsoptionen hat. Zum Schluss verteile ich noch meine ersten Attributspunkte auf Stärke, Konstitution, Geschick, Wahrnehmung, Intelligenz und Entschlossenheit.

Eine Klasse wähle ich übrigens nicht, in Avowed kann ich mich nämlich in alle Richtungen entwickeln und Schwert, Schild und Bogen auch mit Magie kombinieren.

Erste Companions

Bevor ich mich nun in das erste große Open-World-Gebiet stürze, bekomme ich im Prolog noch eine kurze Einführung in die grundlegenden Spielmechaniken und meine ersten Companions an die Seite. 

Da wäre unter anderem der Orlaner Garryck, den ich direkt am Anfang des Spiels treffe, oder aber Ilora, die ich im Prolog aus einer Zelle befreie. Beide lerne ich bereits in den ersten Minuten als vollkommen unterschiedliche Charaktere mit eigenen interessanten Persönlichkeiten kennen.

Während Garryck von Beginn an äußerst loyal ist und schon fast meine Stiefel leckt, macht Ilora von Anfang an kein Geheimnis daraus, dass sie Leute meiner Herkunft nicht mag.

Schon hier deutet sich an: Mit Avowed erwartet uns ein Spiel, das spielerisch enorm an Skyrim erinnert, aber mit den erzählerischen Stärken von Obsidian daherkommen dürfte und uns spannende Charaktere an die Seite stellt.

Avowed kann auch 3rd-Person - aber leider nicht richtig gut

Nachdem ich etwas ins Spiel hineingekommen bin, interessiert mich aber vor allem eines: Avowed spielt sich in der First Person schon sehr gut. Gilt das aber auch für den 3rd-Person-Modus? Ein paar Kämpfe am Wegesrand später möchte ich diesen ausprobieren. 

Die dazu passende Option finde ich im Barrierefreiheits-Menü, da sie wohl für Leute gedacht ist, die etwa wegen Motion Sickness keine First-Person-Spiele zocken können. Wie sich aber schnell herausstellt, wirkt der Modus zumindest aktuell noch ziemlich halbgar. 

Auch wenn er durchaus funktioniert, merke ich an vielen Ecken, dass das Spiel eben nicht von Grund auf dafür konzipiert wurde und sich Avowed trotz umgestellter Kamera weiter wie ein First-Person-Abenteuer spielt.

Wälder Avowed sieht wirklich hübsch aus und bringt uns schnell in Abenteuerstimmung.

Armenviertel Das Armenviertel von Paradis - noch vor den Toren der Stadt.

Hafen Der Hafen von Paradis in der optionalen 3rd-Person-Ansicht.

Mühle Solche Orte wie diese Mühle laden zum Erkunden ein.

Ein Beispiel: Beim Looten bin ich es in der Ego-Ansicht gewohnt, Items direkt anzuvisieren und dann per Knopfdruck einzusacken. Spiele ich hingegen in der 3rd-Person-Ansicht, reicht es bei anderen Spielen in der Regel, wenn mein Charakter neben dem Item steht. Eine genaue Ausrichtung des "Fadenkreuzes" ist normalerweise nicht nötig, in Avowed aber Pflicht, und das fühlt sich sehr frickelig an.

Aber auch die Kämpfe spielen sich weniger gut und wirken in der Außenansicht wesentlich grober und ungenauer sowie weniger immersiv. Das liegt auch an den Animationen, die streckenweise eben nicht so gelungen erscheinen – wahrscheinlich eben, weil sie in der gedachten Form schlicht nicht oder anders sichtbar sind. 

Leute, die mit First-Person absolut nicht warm werden oder schlicht darauf angewiesen sind, werden sich sicherlich trotzdem über die Alternative freuen, müssen aber Abstriche in Kauf nehmen. Als jemand, der normalerweise auch viel lieber in 3rd-Person spielt, habe ich schnell wieder umgeschaltet, weil ich das Spielerlebnis aus der Egoperspektive wesentlich besser fand.

Ein Abenteuer-Sog wie in Skyrim

Aber ganz unabhängig davon: Was ich da gespielt habe, hat mir richtig gut gefallen. Nach einer knappen halben Stunde stehe ich an einem Steg im ersten großen Gebiet. Meine Aufgabe: Das Geheimnis über die Traumgeißel, eine mysteriöse Seuche, aufdecken. 

Die Hauptquest ignoriere ich aber vorerst, um mich in der Spielwelt umzuschauen. Die sieht nämlich zumindest auf dem PC nicht nur richtig hübsch aus, sie steckt auch voller Details. 

Schnell passiere ich eine alte Wassermühle und ein Gefährte stiftet mich dazu an, doch mal hineinzuschauen - immerhin brauchen wir Vorräte. Natürlich hausen darin ein paar Xaurips, die aus Pillars of Eternity bekannten kleinen Echsenkrieger. Aber auch eine Schatzkiste findet sich auf dem eingestürzten Dachboden.

Charakter Wir dürfen zwar noch keine Aufnahmen aus dem Charakter-Editor zeigen, aber unsere darin erstellte Spielfigur wollen wir euch natürlich trotzdem zeigen.

Companions Garryck und Ilora begleiten uns durch den Prolog. Im Dialogfenster könnt ihr erkennen, welche Möglichkeiten durch meinen Hintergrund dazu kommen. (Erschreckt nicht vor den Anzeigen, die sind natürlich noch nicht final)

Ich kann mich gar nicht sattsehen, während ich durch grüne Wälder stapfe, bewohnte Häuser und verwilderte Ruinen entdecke und durch das Elendsviertel der Stadt Paradis streife. Vor allem Fans von Pillars of Eternity erkennen viele Details, wie die aus dem Boden ragenden Adra-Kristalle. 

An denen kann ich Lager errichten, in denen ich nicht nur mit meinen Companios reden, sondern auch auf verschiedene Werkbänke zur Verzauberung oder Verbesserung meiner Ausrüstung zugreifen kann.

Habt Hannes' Preview von der gamescom bisher nicht gelesen, schaut doch mal hier lang:

Auch wenn ich in meiner Spielzeit nicht auf denkwürdige Geheimnisse, wie in einem Shadow of the Erdtree oder Baldur‘s Gate 3 gestoßen bin, hat die Welt direkt eine heimelige Abenteuerstimmung in mir ausgelöst - eben genau wie im großen Rollenspiel-Vorbild Skyrim. 

Fazit der Redaktion

Kevin Itzinger
@aldred138

Ich gehörte bisher zu den Leuten, die Avowed nur beiläufig auf dem Schirm hatten – unter anderem deswegen, weil es bisher gar nicht so viel zum Thema zu lesen oder zu sehen gab. Das Anspielen hat mir aber gezeigt, dass hier ein wirklich spannender Titel auf uns wartet.

Hier bekommen wir – falls das Spiel das Niveau im Spielverlauf hält – ein poliertes Skyrim, das im Gegensatz zu seinem Vorbild aber mit einer spannenden Story und interessanten Charakteren daherkommt – und genau das ist das, was mir in den meisten Bethesda-Spielen immer gefehlt hat. 

Wenn Obsidian den 3rd-Person-Modus noch etwas aufpimpt, wäre das natürlich noch die Sahne auf der Torte, aber nach dem Anspielevent kann ich den Release im Februar kaum noch erwarten – auch falls ich dann in der Ego-Ansicht losziehe.

Freut ihr euch schon auf Avowed und wie wichtig ist euch ein 3rd-Person-Modus bei Rollenspielen mit selbst erstelltem Charakter?

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