Wasser, Erde, Feuer, Luft. Vor langer Zeit lebten alle vier Nationen zusammen in Harmonie. Doch dann erklärte uns die Feuernation den Krieg und alles änderte sich.
Als ich das heute berühmte Intro das erste Mal sah, hatte mich die Serie von Nickelodeon bereits voll in ihren Bann gezogen. Avatar - Der Herr der Elemente fasziniert mich aber auch heute noch mit seinem Universum, Charme und coolen Kämpfen.
Umso erleichterter war ich, als ich nach der letzten Folge der neuen Live-Action-Serie von Netflix meinen Fernseher ausschaltete und dachte: “Sie ist nicht perfekt, aber ich will trotzdem eine zweite Staffel!”
Ernster, aber immer noch mit etwas Humor
Dass die Live-Action-Serie einen etwas ernsteren Ton als sein “kindliches” Vorbild anschlägt, ist kein Geheimnis. Produzent Albert Kim hatte bereits vorab erklärt, so die Zielgruppe erweitern zu wollen.
Was jetzt aber nach viel klingt, entpuppte sich als harmloser, als gedacht. Es fließt weder viel Blut, noch werden Romanzen stärker thematisiert. Humor steckt nach wie vor in der Serie, nur hat sich die Gewichtung hier etwas mehr Richtung Ernsthaftigkeit verschoben. Für mich funktioniert das soweit ganz gut.
Es stört mich zum Beispiel nicht, dass Sokka vor allem zu Beginn den ernsten “Ich trage die Verantwortung und damit auch die Last”-Krieger raushängen lässt, während er im Original viel unerfahrener, überheblicher und damit auch witziger ist.
Aufgelockert wird das etwa durch den beliebten Running Gag mit dem Kohlhändler, der in der Zeichentrickserie schon ständig durch Aangs Abenteuer seine geliebten Kohlköpfe einbüßen muss und vor sich hinschimpft. Und auch dass General Iroh immer mal wieder seinen geliebten Tee auftischen will, während Prinz Zuko ernst drein guckt, kommt mir wohlig vertraut vor.
Coole Kämpfe, aber das Wow-Gefühl fehlt etwas
Was mich bei der Animationsserie mit am meisten fasziniert, sind die fantastisch akrobatisch umgesetzten Kämpfe. Ich kann mich kaum daran satt sehen, zumal jedes Element auf einer anderen Kampfkunst basiert. Während das Wasserbändigen an Tai Chi angelehnt ist, setzt das Feuerbändigen auf Techniken der Shaolin. Da wünschte ich mir direkt selbst eine Bändigerin zu sein.
Bei der Netflix-Umsetzung kommt dieses Gefühl nicht so stark auf. Die verschiedenen Techniken kommen zwar zum Ausdruck und an sich machen die Schauspieler*innen bzw. ihre Stunt-Doubles einen guten Job, aber choreographische Leistungen, wie in den John Wick-Filmen, bleiben aus. Um fair zu bleiben: Diesen Anspruch hatte ich auch gar nicht an die Avatar-Serie, etwas mehr Flow in der Action hätte ich mir aber dennoch gewünscht.
Die Live-Action-Serie hetzt sich durch Staffel/Buch 1
Grundsätzlich wurde die Handlung der ersten originalen Staffel (auch Buch 1: Wasser genannt) verständlich übertragen. Es gibt keine großen Logiklücken und selbst Neulinge dürften zu jeder Zeit verstehen, worum es geht. Allerdings fehlen teils ganze Handlungsstränge und an bestimmten Stellen werden sich Kenner*innen der Zeichentrickserie sicherlich über Abweichungen wundern.
Aang übt zum Beispiel mit Katara kein Wasserbändigen und wir erleben auch nicht die “Grabenkämpfe” (S1F11 im Original) zweier verfeindeter Gruppen. Obwohl ich das Original liebe, hat mich das aber nicht groß gestört oder rausgerissen.
Dafür musste ich wegen einer anderen Sache insgeheim verärgert in die Fernbedienung beißen.
Die Folgen hätten ruhig etwas länger oder zahlreicher sein dürfen, um ein paar Charakteren, allen voran Suki und Prinzessin Yue, mehr Raum zu geben. So wirkt die erste Staffel jedoch an mehreren Punkten gehetzt, was es mir schwerer gemacht hat, eine tiefere Bindung zu Figuren aufzubauen. Entsprechend wirken manche Aktionen zu plötzlich und dadurch unglaubwürdig.
Um mit den Beispielen bei Sokka zu bleiben: Während seine Romanzen in der Originalserie tiefergehend wirken, da sie genug Abstand zueinander haben und wir seine Herzensdamen näher kennenlernen, kommt er in der Netflix-Serie wie ein Aufreißer rüber, der sich in fast jedes x-beliebige Mädchen verguckt.
Dafür wurde die Handlung des Intros, also der Angriff der Feuernation, bei dem Aang all seine Freunde und seine Heimat verliert, in den ersten Minuten gezeigt. Dieser Zusatz hat mir Aang dagegen näher gebracht, als die erste Folge der Zeichentrickserie.
Netflix’ Avatar ist eine nette Ergänzung
Auch wenn Geschichte und Charaktere unter dem zu schnellen Tempo leiden, ist die Live-Action-Serie eine solide Adaption. Sie trifft nicht vollends, aber im Kern den Geist des Originals. Der etwas etwas ernstere Ton fügt sich angenehm ein, ohne dass wir auf Gags wie den Kohlhändler verzichten müssen. So wirkt es, als wäre die Serie mit mir zusammen erwachsener (und damit ernster) geworden, ohne das Kind in mir ganz aufzugeben.
An die Qualitäten des Originals von 2005 kommt die Live-Action-Adaption leider nicht heran, ich kann sie Fans der Animationserie als auch Neueinsteiger*innen aber dennoch empfehlen – ganz anders als die Realverfilmung von 2010.
Die erste Staffel mit 8 Folgen ist bei Netflix ab dem 22. Februar abrufbar.
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