Auf der Suche nach einem neuen PlayStation-Headset bin ich über etliche Reviews zum Audeze Maxwell gestolpert. Darin war von einem herausragenden Klang die Rede, eigentlich sei es viel zu gut für den Preis von immerhin stolzen 400 Euro.
Na dann… Schauen wir doch mal, ob da wirklich etwas an den Lobeshymnen dran ist und wie sich das Luxus-Headset abseits des Sounds schlägt.
Transparenzhinweis: Im Zuge meiner Recherchen habe ich ein Testmuster des Audeze Maxwell in der PS5-Version für knapp zwei Wochen vom Hersteller erhalten. In diesem Zeitraum stand mir das Headset frei zur Verfügung, Auflagen waren nicht vereinbart.
Hervorragende Akustik
Beim Auspacken des Maxwell war ich mir nicht ganz sicher, ob ich hier tatsächlich ein Produkt für Enthusiasten erhalten habe. Viel labbrige Pappe, ein bisschen Schaumgummi, wirklich edel wirkte die Verpackung nicht.
Hersteller wie Beyerdynamic oder Razer kriegen das Erlebnis beim Auspacken mit ihren festen Kartons und Stoffgriffen einfach besser hin.
Das Headset selbst schlägt glücklicherweise in eine ganz andere Kerbe. Die massiven Kopfhörer mit ihren weichen Kunstlederohrpolstern wirken absolut robust und sehen aufgrund ihres schlichten Designs sehr elegant aus.
In den Gehäusen arbeiten 90 mm große Sound-Treiber, die ordentlich Stoff geben, egal mit was sie bespielt werden. Da ich in meinem Arbeitsalltag quasi 8 Stunden lang Kopfhörer aufhabe und Musik pumpen lasse, war eine kleine Rock- und Elektro-Session also auch der erste Punkt auf meiner Review-Checkliste.
Und ja, da kam Freude auf!
Egal, ob schneller Progressive Metal mit verzerrten Gitarren oder der wummernde Groove von neongetränktem 80er-Jahre-Synthwave, der Maxwell bot der Instrumentierung eine gewaltige Bühne.
Zudem löst er extrem fein auf, jede noch so leise Tonspur schoss mir deswegen auffällig durch den Gehörgang. Ein Wunder ist das bei solch mächtigen Klangtreibern aber nicht.
Die Abstimmung des Maxwell hebt diese Stärken trotzdem noch einmal zusätzlich hervor. Er setzt auf sehr prägnante Mitten und Höhen, die auch bei hoher Lautstärke sauber wiedergegeben werden. Darunter zählen zum Beispiel angeschlagene Becken von Schlagzeugen oder das Zersplittern von Glas in einem Action-Film.
Der Bass ist hingegen recht nüchtern, was mir persönlich jedoch ganz gut gefällt. Wenn es dann aber mal knallt, dann scheppert es auch ordentlich!
Das Klangbild lässt sich per Handy-App oder per Doppelklick am Lautstärkeregler umstellen, zum Beispiel, wenn es mehr Bass sein soll oder niedrigfrequente Mitten in Spielen gefragt sind. Etwa, wenn ihr Fußschritte in Shootern klarer hören wollt.
Fast schon zu gute Klang-Performance in Singleplayer-Titeln
Nach dem kurzen "Kopfkonzert" mit Queens of the Stone Age, Kavinsky und Co. ging es in Richtung Gaming weiter, genauer gesagt mit Hogwarts Legacy. Und das hatte einen spezifischen Grund: Beim Wirken von Zaubern löst die Magie ein unheimliches Flüstern aus, das sich mit guten Kopfhörern bis ins Mark fräst.
Diesen Test bestand das Audeze Maxwell problemlos und mit einer überragenden Präzision. Sofort hat sich bei mir eine wohlige Gänsehaut am ganzen Körper eingestellt.
Eben diese Präzision wird dem Maxwell im Harry Potter-RPG an anderer Stelle aber auch ein wenig zum Verhängnis. Ist die Aufnahmequalität eines Spiels nicht erstklassig, bekam ich das auch ungefiltert zu hören.
So ist beispielsweise die deutsche Synchronisation des Titels recht stark komprimiert, jeder Dialog klingt dadurch ein wenig blechern, Zischlaute ließen mich unangenehm zusammenzucken.
Der Maxwell kann die minderwertig abgemischte Tonspur nicht kaschieren, das ist aber auch gar nicht seine Absicht. Am wohlsten fühlt er sich nämlich bei brachialen Akustikfeuerwerken wie in God of War Ragnarök, The Last of Us Part 1 oder dem Remake von Demon’s Souls. Es muss also schon ein Titel sein, der auch einen durchweg hochwertigen Sound mitbringt.
Im Multiplayer nicht immer on point
Als nächstes waren dann ein paar Shooter dran, es ging also unter anderem im Multiplayer von Halo Infinite auf die Jagd nach Kills und Siegen.
"Moment, das ist doch ein Xbox-Spiel!" werdet ihr jetzt sicherlich denken. Das Maxwell für die PlayStation funktioniert aber auch problemlos per Klinkenstecker an der Microsoft-Konsole oder in meinem Fall an einem Mischpult.
Ein paar Worte zur Konnektivität: Das Audeze-Headset kommt je nach Variante mit einem Wireless-Empfänger, der an die Xbox oder PlayStation gestöpselt wird.
Der kurze USB-Stick sendet mit einer geringen Latenz, darüber hinaus kann das Headset aber auch per Klinke und Bluetooth (in der aktuellen Version 5.3) an kompatible Geräte angeschlossen werden. Und das sogar gleichzeitig an zwei Musikquellen.
Klinke und Bluetooth lassen sich also parallel nutzen. Ich konnte daher beispielsweise an der Nintendo Switch zocken und währenddessen Spotify auf meinem Handy laufen lassen. Richtig cool, denn das geht nur mit wenigen Headsets!
So ist der Klang in Multiplayer-Spielen: Schon während meiner ersten Runden war ich ein wenig vom Maxwell enttäuscht, denn es fiel mir mit der Standardeinstellung schwer, Schrittgeräusche zu orten. Sowohl in Halo auf der Xbox als auch später in Warzone 2.0 auf der PlayStation.
Mit der "Footstep"-Equalizer-Einstellung ging das dann deutlich besser, im Vergleich zu meinen WH1000 XM3-Kopfhörern von Sony, die ich normalerweise beim Zocken nutze, bemerkte ich aber dennoch einen spürbaren Nachteil.
Mir ist es sehr schwer gefallen, Gegner herauszuhören, egal auf welcher Plattform und mit welchem Audio-Format. Dabei bin ich aufgrund meines eSport-Backgrounds eigentlich darauf getrimmt und sensibilisiert.
Ein möglicher Grund dafür könnte eine Schwäche beim Stereo-Sound sein, die von der Testplattform RTings gemessen wurde. Das Verhältnis zwischen linker und rechter Ohrmuschel scheint dabei nicht perfekt aufeinander abgestimmt zu sein, weshalb Töne "verschluckt" werden.
Was auch immer die Ursache ist: Für kompetitive Spiele würde ich aufgrund dieses Nachteils eher zu einem Beyerdynamic DT 990 Pro, den bereits genannten Sony-Kopfhörern (nur vielleicht in einer neueren Variante) oder dem Razer Kaira Pro raten.
Sind euch jedoch filmisch inszenierte Singleplayer-Spiele wichtiger, dann überragt das Audeze Maxwell die versammelte Konkurrenz.
Extrem lange Akkulaufzeit, aber auch klobig und schwer
Das Audeze Maxwell hat eine bemerkenswerte Akkulaufzeit, den gesamten Test mit gemischten Verwendungszwecken (Musik, Spiele, Filme, mit Kabel, Wireless oder Bluetooth) konnte ich quasi mit einer einzigen Ladung absolvieren, die ganze 57 Stunden währte.
Ich habe bisher keinen Kopfhörer auf meinem Schädel gehabt, der länger durchgehalten hat, allerdings auch kaum einen, der sich so gewaltig in seinen Ausmaßen anfühlte.
Die Treibergehäuse sind gigantisch und mit fast einem halben Kilo Gewicht ist der Luxushörer auch nicht allzu leicht. Wenig überraschend, dass da so ein großer Akku reinpasst!
Aus dem voluminösen Design ergeben sich natürlich auch Nachteile: Mit der Zeit wurde das Klangmonster schwer und drückte auch leicht am Kopfband. So richtig unangenehm wurde es mir jedoch nie und das hat mich bei der schieren Größe und dem Gewicht positiv überrascht.
Zum Vergleich: Die DT 880 Pro von Beyerdynamic sind 200 Gramm leichter, nach ein paar Stunden hatte ich aber das Gefühl, dass sich meine Brillenbügel und das Lederkopfband des Studio-Kopfhörers unter meine Haut gebohrt haben.
Das Kopfband des Audeze Maxwell, das losgelöst vom eigentlichen Bügel über vier Schrauben und Stecklaschen justiert wird, verteilt die Masse des Kopfhörers also sehr gut und auch der Anpressdruck ist ausgesprochen angenehm.
Also ja, das Maxwell-Headset ist schwer, ich bemerkte es aber erst nach einigen Stunden so richtig, was für einen Kopfhörer mit wuchtigen, planaren Lautsprechern keine Selbstverständlichkeit ist.
So funktionieren planare Kopfhörer: In herkömmlichen, dynamischen Lautsprechern wird eine Membran über eine bewegliche Spule in Schwingung versetzt. Diese sitzt üblicherweise in der Mitte.
Bei planaren Treibern ist hingegen ein magnetischer Faden in die Membran eingearbeitet. Dessen Schwingungen werden via zweier Magneten an jeder Seite erzeugt.
Planare Lautsprecher sind dadurch sehr direkt und lösen Klänge filigran auf, dynamische Lautsprecher vermitteln dagegen mehr Wucht, da sie an den Rändern der Membran stärker ausschwingen.
Perfekt gelöste Bedienung
Das Audeze Maxwell kommt auf eine breite Funktionspalette, darunter:
- die Konnektivität mittels Kabel und zweier Wireless-Standards
- zehn Equalizer-Einstellungen
- eine Sidetone-Funktion, um Umgebungsgeräusche über das Mikrofon einzuspielen
- verschiedene Lautstärkeregler
- eine Steuerung für ankommende Anrufe und Medien-Apps
All das lässt sich bequem per Tastendruck steuern, etwa auf dem Rad für die Master-Lautstärke. Eine angenehme Stimme dient dabei als Feedback und kommuniziert, was gerade umgestellt wurde.
Zusätzlich können in der Audeze-App der Akkustand abgefragt und vier Equalizer-Profile nach eigenen Vorstellungen angepasst werden.
Ein bisschen Einarbeitungszeit ist zwar notwendig, nach einigen Tagen hatte ich einen Großteil der Funktionen jedoch verinnerlicht, da der Aufbau recht intuitiv ist.
Ich finde aber, dass sich das Lautstärkerad im Hinblick auf die Haptik stärker vom Mikrofon-Regler unterscheiden könnte. Nicht selten habe ich beide verwechselt, einfach weil sie in etwa auf einer Höhe hängen und sich nahezu identisch anfühlen.
Was kann das Mikrofon?
Ihr wollt vermutlich noch wissen, wie das biegbare Mikrofon klingt und sagen wir es mal so: Um die Headset-Spitze buhlt das Audeze Maxwell nicht gerade, sondern platziert sich eher im Mittelfeld.
Volumen und Bass gehen wie bei vielen Headsets verloren, meine Stimme erscheint also dünner. Aufgrund eines komprimierten Sounds, der auch sehr dumpf klingt, nimmt darüber hinaus die Verständlichkeit ab, zumindest im Test auf der PS5.
Hier habe ich eine kleine Aufnahme für euch vorbereitet:
Neben der Komprimierung ist mir außerdem aufgefallen, dass leichte Lispler, die ich bei Mikrofonen bekomme, durch das Headset verstärkt wurden.
Positiv hervorzuheben ist jedoch die Geräuschunterdrückung, denn bis auf die eigene Stimme wird die Außenwelt nahezu völlig ausgeblendet. Ihr könnt also auch mit der Chips-Tüte raschelnd vor der Konsole sitzen, niemand sollte es hören – außer ihr kaut so laut wie ein Pferd, versteht sich.
Weitere Mikrofonaufnahmen könnt ihr euch außerdem bei The HEADPHONE Show oder Audeze selbst anhören, um ein klareres Gesamtbild mit von mir abweichenden Stimmlagen zu erhalten.
- exzellenter Klang
- hoher Tragekomfort abseits vom...
- breite Klangkulisse
- eingängige Bedienung
- wertige Verarbeitung
- unzählige Verbindungsoptionen
- schottet komplett von der Außenwelt ab
- Bluetooth und Klinke für Dual-Audio
- App für zusätzliche Einstellungen
- starke Geräuschunterdrückung des Mikrofons
- Ohrpolster und Kopfband können ausgetauscht werden
- alles andere als günstig
- ... ordentlichen Gewicht
- Fußschritte ohne das richtige Profil in Shootern sehr leise
- mittelmäßige Aufnahmequalität des Mikrofons
Meinung der Redaktion
Habt ihr schon vom Maxwell gehört? Ist euch der Preis zu hoch für ein Headset oder achtet ihr vorrangig auf die gelieferte Qualität?
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