"Macht euch die Erde untertan!" scheint an mindestens einer Zimmerwand des sechsköpfigen Teams von System Era Softworks zu stehen, das diesen biblischen Leitspruch mit dem Erstlingswerk Astroneer zutiefst verinnerlicht hat. Dieses SciFi-Abenteuer spielt etwa 600 Jahre in der Zukunft und erzählt die Geschichte eines gigantischen Goldrausches, der die Menschheit auf der Jagd nach dem großen Schatz quer durch die Sternensysteme jagt.
Auch ich bin Teil dieser kapitalistischen Völkerwanderung und finde mich kurz nach Spielstart auf einem Planeten wieder - und hier beginnen auch bereits die ersten Probleme, die nur teilweise auf den Pre-Alpha-Status von Astroneer zu schieben sind.
Abenteuer an der kurzen Leine
Ich lande in einer Astronautenkapsel auf meinem ersten Planeten und komme sogar einige Sekunden vor den ersten Texturen auf der Erdoberfläche an. Kurz darauf werdet ihr von euren neuen besten Freunden begrüßt, die maßgeblich entscheiden dürften, wie euch Astroneer schließlich gefällt: Gemeint sind die Hinweispfeile, die stumm aber unübersehbar ein Ressourcenfeld in der Nähe eures Landeplatzes markieren.
Da es zumindest in der Pre-Alpha noch keine Hilfseinblendungen gibt und sich alle Bedienungsangaben im "Steuerung"-Menü auf Maus und Tastatur statt auf den Xbox-Controller beziehen, watschele ich ein wenig ratlos in Richtung des Pfeils. Auf dem Weg zum Ziel lasse ich die Umgebung auf mich wirken, die sich wohl am besten als No-Man's-Sky-Landschaftsgarten für Sechsjährige beschreiben lässt: Farbenfroh, knallig, aber detailarm.
Achtung: In der Demo-Version sind alle Multiplayer-Features des Spiels deaktiviert, daher kann ich mich nur auf meine ersten Schritte im Solo-Modus beziehen.
Der Zielort entpuppt sich als rötlicher Stein, der mit blauen Kristallen übersät ist. Hier macht mich das Spiel mit dem wichtigsten Werkzeug von Astroneer vertraut: dem Terraformer. Wie in einem sehr zugänglichen Leveleditor kann ich relativ intuitiv das Gelände um mich herum verformen und damit Ressourcen ernten, die direkt in meinem Rucksack landen. Die geernteten Rohstoffe lassen sich per Knopfruck direkt aus dem Rucksack heraus nutzen, um hilfreiche Gadgets wie Energiereserven, Batterien oder anderen Kleinkram herzustellen.
Das klingt in der Theorie alles sehr nett und praktikabel, in der Praxis hingegen war ich den Großteil meiner einstündigen Demo-Erfahrung mit Backtracking beschäftigt. Denn sobald ich mich von meiner Landungskapsel entferne, sinkt mein Sauerstoff-Vorrat - und jedes Mal, wenn ich den Terraformer einsetze, schmilzt der Energievorrat.
Folglich muss ich ständig beide Anzeigen im Blick behalten und entweder rechtzeitig zum Landeplatz zurückzukehren oder am Wegesrand Sauerstoff-Kristalle suchen. Die ernte ich dann in letzter Sekunde mit Hilfe des hoffentlich noch energiegeladenen Terraformers. Oder auch nicht.
Und wenn diese Einschränkungen meine Wanderschaft schon nicht genug einschränkt, so kommen die bereits angesprochenen Hinweisschilder erschwerend hinzu: Da ich keine Scanner oder ähnliche Hilfsmittel besitze, um Ressourcen in der Nähe aufzudecken, habe ich nur die Wahl zwischen einem riskanten, aber kopflosen Marsch querfeldein oder ich folge den Pfeilen und damit dem Weg, den mir das Spiel vorgibt.
Dieser Weg ist keinesfalls schlecht und führt zielsicher zu den nötigen Ressourcen, um die Basis langsam aber sicher aufzubauen, aber von grenzenlosen Abenteuern ist diese Spielerfahrung weiter entfernt als die Sonne vom Mond.
Ein Spielplatz voller Regeln
Aber ist Astroneer nun eine echte Alternative zu No Man's Sky? Lasst es mich so sagen: Wenn ihr im Universum von Hello Games nie so wirklich wusstet, was ihr als nächstes machen oder wo hier hin soll, dann seid ihr bei Astroneer sehr gut aufgehoben. Hier begleiten Hinweispfeile und schnell geleerte Energie-Anzeigen euren Spaziergang, so dass es fast unmöglich scheint, in der Endlosigkeit des Weltalls, das ihr früher oder später auch in Astroneer erkunden dürft, verloren zu gehen.
Die Möglichkeiten zum Basenbau scheinen dabei ausreichend vielfältig und sobald ihr erst einmal verstanden habt, wie das Sammeln und Kombinieren von Ressourcen funktioniert, bastelt ihr recht bald routinierte interessante Gadgets und Basis-Erweiterungen zusammen.
Für mich persönlich aber ist die Philosophie vom Abenteuer an kurzer Leine keine lohnende Alternative zu No Man's Sky: Ich schätze am Spiel von Hello Games sehr, dass mein Abenteuer- und Entdeckerdrang kaum von Gameplay-Mechanismen gezügelt wird und ich Universum um Universum auf genau die Art entdecken kann, die ich für richtig enthalte.
Konntet ihr bereits Astroneer spielen? Wie gefällt euch der SciFi-Baukasten?
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