In Assassin's Creed: Valhalla werden viele NPCs ziemlich beiläufig behandelt. Selbst ein Großteil der Rabenclan-Angehörigen bleibt uns weitestgehend fremd. In dieser Kolumne möchte ich auf fünf spannende Frauen eingehen, die im Spiel zu wenig gewürdigt werden.
Achtung! Diese Kolumne enthält leichte Spoiler zu einzelnen Charakteren aus Assassin's Creed: Valhalla.
5. Svanhild
Svanhild wird in der Questreihe rund um den naiven Hunwald als ungestüme Nordfrau beschrieben, noch ehe wir sie zu Gesicht bekommen haben. Im direkten Vergleich zu ihrem Lebenspartner Hunwald mag Svanhild wohl relativ wild sein, was angesichts Hunwalds naivem Charakters aber auch keine Überraschung ist. Grundsätzlich macht die erste bedeutende Wikingerin in ACV, die keine Modelmaße hat, jedoch einen eher gesetzten, liebevollen sowie ruhigen Eindruck.
Leider ist ihr Charakterbogen auf die Beziehung zu Hunwald limitiert und selbst hierbei wird nicht wirklich erläutert, wie diese überhaupt zustande gekommen ist. Selbst wenn das Paar ins Rabendorf Einzug erhält, bleibt Svanhild blass und wird von Hunwald überschattet, dabei finde ich sie wesentlich spannender als ihn.
4. Soma & Birna
Birna und Soma habe ich hier bewusst auf einen Platz gesetzt, weil die beiden für mich zusammengehören, obwohl ihre Beziehung zueinander kompliziert ist.
Birna ist schon lange vor den Söhnen Ragnars in Englaland angekommen und verdingt sich als Schmugglerin. Sie hat gelernt, Leid zu ertragen und in jeder noch so brenzligen Situationen das Positive zu sehen. Wir finden Birna erstmals laut fluchend in Gefangenschaft vor. Sie sieht gar nicht ein, warum sie sich mit ihren Peinigern gut stellen sollte und kassiert lieber Schläge, als den Mund zu halten.
Eivor hat Mühe und Not, die Kämpferin unbeschadet aus der misslichen Lage zu befreien. Bei einer derart ungestümen Persönlichkeit wie Birnas, überrascht es nicht, dass diese als Kind am liebsten Freya spielte und den Katzen ihrer Mutter Zaumzeug anlegte, um sich wie Göttin Freya von ihnen ziehen zu lassen.
Als Soma und Birna erstmals aufeinandertreffen, erkennt die Statthalterin Grantabrycgs Birnas ungenutztes Potenzial und nimmt sie in ihren Clan auf. Beide hegen eine innige Zuneigung füreinander und lange Zeit schenkt Birna niemandem außer Soma ihr Vertrauen. Es kommt wie es kommen musste: Birna verliebt sich in die Anführerin, doch diese scheint die Gefühle nicht in derselben Form zu erwidern.
Unfähig, auch das Positive in Somas unerwiderten Gefühlen zu finden, will Birna den Clan schon länger verlassen. Aus Loyalität Soma gegenüber und dem Glauben, ihre Herrin würde sie brauchen, bleibt sie jedoch, ehe Eivor ihr anbietet, sich dem Rabenclan anzuschließen. Nur zu gerne habe ich Birna auf mein Drachenboot und in meine Siedlung geholt, obwohl ich nach wie vor schade finde, dass aus ihr und Eivors treuster Verbündeten Soma nichts wird.
Mit Birna und Soma mag es nicht geklappt haben, aber ich war umso dankbarer, Soma weiterhin als starke Allierte Eivors zu wissen. Sie ist eine grandiose Anführerin, die sich trotz ihres hohen Maßes an Professionalität nicht davor scheut, Emotionen zu zeigen. Wie auch Eivor will sie ihren Clan nicht nur anführen, sondern jedes einzelne Mitglied wirklich kennen. Sie, die selbst dem Volk der Sámi entsprungen ist, schätzt Diversität unter ihren Mitmenschen und weiß andere Meinungen stets zu schätzen. Kommt es zu Unstimmigkeiten oder Betrug, nimmt Soma dies schwer mit. Ins Wanken gerät die Wikingerin, die schon früh ihre Eltern verloren hat, dennoch nicht.
3. Rima
Kaum jemand wird noch wissen, wer Rima ist, wenn nicht direkt ihre kurzweilige Aufgabe im Dorf "Vertretung für Schmied Gunnar" mit dazugesagt wird - was schade ist, in Anbetracht ihrer wichtigen Bedeutung in Hræfnathorp. Das Schmiedehandwerk spielt im Rabendorf keine unerhebliche Rolle. Gunnar ist wohl einer der Dorfbewohner, zu denen Eivor mit am meisten Kontakt hat. Deshalb fällt auch sofort auf, dass er eines Tages verschwunden ist und stattdessen Rima am Tresen der Schmiede steht.
Wer sie ist und in welcher Beziehung sie zu Gunnar steht, erfahren wir nicht. Dabei muss sie jemand besonderes sein, denn ansonsten hätte unser Schmied sie nicht mit seiner Vertretung betraut. Doch nichts, kein Kodexeintrag, keine sonstige Erwähnung oder weiterführende Gespräche.
Nachdem Gunnar wieder im Dorf ist, kann Eivor lediglich ein paar Zeilen von Rima an Gunnar finden, die ebenfalls kaum Aufschluss liefern. Als nächstes erblicken wir Rima bei der Hochzeit des Schmieds, ohne sie ansprechen zu können und das war's dann. Ein Unding, wie ich finde, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass es in ACV nur sehr wenige People of Colour (PoC) gibt. Dass dann ausgerechnet, eine der wenigen Personen auf die dies zutrifft und noch dazu mit einer derart wichtigen Funktion im Dorf, so wenig Beachtung geschenkt wird, ist wirklich schade.
2. Ciara
Oh, ich liebe Ciara! Für mich sieht die Rothaarige aus dem DLC "Zorn der Druiden" mit ihren leuchtenden Augen und der kurvigen Figur nicht nur schön und ästhetisch aus. Mir gefällt auch ihre Leidenschaft und dass sie eine Vergangenheit hat, die ihrem Charakter eine überzeugende und dramatische Tiefe verleiht. Die singende, kämpfende Bardin, die noch dazu Druidin ist, scheint alles zu können, ohne viel Aufhebens darum zu machen.
Diese Wirkung übt sie im Spiel offensichtlich auch auf andere aus. So ist sie eine der wenigen, die Hochkönig Flann Sinna beeinflussen können. Dieser wirkt, als sei er über beide Ohren in die Dichterin verliebt, akzeptiert aber, dass sein Begehren ins Leere läuft.
Flann Sinna ist es wichtig, Ciara als Muse und Ratgeberin in seiner Nähe zu behalten und unternimmt trotz seiner hohen Stellung keine Versuche, Ciara für sich zu gewinnen.
Es würde wohl auch nichts bringen, denn was mir an Ciara am besten gefällt: Sie lässt sich nicht besitzen. Von niemandem, auch nicht von ihrem König oder Eivor. Dennoch geht sie offen und selbstbewusst mit ihrem sexuellen Verlangen um. Hier ist kein Platz für Slutshaming. Ciaras Eigenwahrnehmung fühlt sich natürlich und selbstverständlich an. Trotz ihrer Vergangenheit, die ich hier nicht spoilern möchte, lebt sie im Hier und Jetzt. Ich liebe Ciara für ihre Art zu einfach nur zu Sein.
1. Sunniva
Ja, Sunniva. Sie hatte ich schon einmal meiner Kolumne zur suboptimalen Siedlungsgetaltung erwähnt, weil es mich wirklich wurmt, dass diese angebliche Kindheitsfreundin von Eivor so wenig Beachtung im Spiel findet. Aufmerksamen Spielenden könnte die junge Wikingerin aus dem Rabenclan bereits im Dorf aufgefallen sein.
Ich nahm sie jedoch erst in der Snotingahamscir-Questreihe bewusst wahr und war dann etwas perplex, wie mir das Spiel diese scheinbar völlig Unbekannte einfach so als gute Freundin aus Kindertagen präsentiert konnte.
Während der Quests, die sich um das Jarltum drehen, begegnet uns Sunniva immer wieder in kurzen Sequenzen. Je häufiger diese Intermezzi stattfanden, desto mehr ärgerte es mich, dass ich so wenig über diese, mir sympathische Frau erfahren durfte.
Während der Quests, in denen sie ihre kurzen Auftritte hat, habe ich immer wieder darauf gewartet, dass mir als Spielerin endlich zumindest eine kleine Nebenquest geboten wird, die aufschlüsselt, was es mit Sunniva auf sich hat und wie genau ihre und Eivors Bindung aus Kindertagen aussieht. Stattdessen schließt die Questreihe ohne dass wir aus Sunniva schlauer geworden sind. Im Rabendorf können wir sie bei den generischen NPC-Aufgaben beobachten, aber nicht ansprechen. Wirklich schade.
Weitere Frauen, die in Valhalla viel zu kurz kommen
- Brigit: Gunnars Ehefrau, die ein wahres Mysterium ist, weil sie offenbar niemand außer dem Schmied verstehen kann.
- Ljufvina: Eine weitere Stimme aus Eivors Vergangenheit, die an der Hauptquestreihe "Die Stadt der Gier" in Eoforwic beteiligt ist.
- Svala und ihre Tochter Valka: Die Seherinnen des Rabenclans, die in Eivors Geschichte auf ihre Rollen reduziert werden.
- Randvi: Über sie erfährt man kaum mehr, als dass sie Sigurd geheiratet hat, um den Frieden der beiden Stämme zu gewährleisten. Selbst in einer Romanze mit ihr gibt es kaum weitere Informationen für die Spielenden.
- Eivors Mutter Rosta: Klar, sie ist tot, aber das ist Eivors Vater Varin auch, der trotzdem wesentlich häufiger in Rückblenden zu sehen ist.
- Eydis: Hier musste ich erst einmal nachforschen, wie der Name der grauhaarigen Wikingerin vor dem Kriegslager in Hræfnathorp überhaupt lautet. Die gealterte Wikingerin scheint respektiert und angesehen zu sein. Ihre Geschichte hätte mich brennend interessiert.
Dieser Artikel ist Teil unserer Held*innen-Themenwoche, die noch bis zum 8. August 2021 läuft und euch täglich spannende neue Artikel rund um das Thema Videospiel-Charaktere präsentiert. Alle Artikel unserer Held*innen-Themenwoche findet ihr hier in der Übersicht.
Welcher Charakter (abseits von Eivor) ist euer Liebling in AC: Valhalla?
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