Das feindliche Schiff hält direkt auf uns zu, für ein Ausweichmanöver ist es in unserer ersten Anspiel-Kaperfahrt mit Assassin's Creed Rogue zu spät. »Macht ja nichts", denken wir, gestählt durch Hunderte Seeschlachten in Assassin's Creed 4: Black Flag. Kopf einziehen, ein bisschen Schaden kassieren, um dem Gegner dann eine volle Breitseite verpassen.
»Kennen wir ja«, denken wir ... bis wir plötzlich geentert werden, ein Assassine sich über die Reling schwingt und innerhalb weniger Sekunden unsere halbe Crew niedermäht. Nein, das kennen wir definitiv noch nicht! Und es ist typisch für Assassin's Creed Rogue. Es sieht aus wie Assassin's Creed 3 und 4, es spielt sich in weiten Teilen auch so und trotzdem haut es uns eine Überraschung nach der nächsten um die Ohren.
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Auf der dunklen Seite der Macht
Das fängt schon beim Helden an: Wir spielen den jungen Iren Shay Patrick Cormack, der wie gewohnt zwischen die Fronten eines Konflikts gerät - dieses Mal der siebenjähriger Krieg, in dem Frankreich und England zwischen 1756 und 1763 um die Vorherrschaft in den nordamerikanischen Kolonien kämpfen.
Wie gewohnt mischen auch Templer und Assasssinen fleißig mit und wie gewohnt starten wir quasi als Azubi auf Assassinen-Seite. Doch statt nun das übliche Programm abzuspulen, stellt Assassin's Creed Rogue das übliche Programm auf den Kopf. Denn schon früh in der Geschichte wechselt Shay wegen eines einschneidenden Erlebnisses die Seiten und wird zum Templer. Statt nach Freiheit streben wir nach Ordnung, Kodex und Heimlichkeit interessieren uns nicht die Bohne, der Zweck heiligt immer die Mittel.
Was ist mit PC und NextGen?
Offiziell angekündigt hat Ubisoft Assassin's Creed Rogue bislang nur für Xbox 360 und PlayStation 3. Als wir aber einem Entwickler beim Anspieltermin ein Kompliment machen wollen und ihm sagen, dass wir das alles auch gern in einer NextGen-Version spielen wollen, lächelt dieser vielsagend und sagt, dass er dazu leider noch (!) nichts sagen könne. Ein Dementi klingt definitiv anders.
Fakt ist: Das Spiel ist zu hochwertig, umfangreich und damit auch kostspielig, als dass Ubisoft einfach so auf Hunderttausende zusätzliche Verkäufe verzichten würde. Außerdem ist das Technikgerüst das Gleiche wie beim NextGen-erprobten Black Flag, sodass der Portierungs-Aufwand überschaubar sein dürfte.
Tausche Smartphone gegen Flinte
Der Perspektivwechsel äußert sich also vor allem in größerer spielerischer Freiheit. Bei der Befreiung eines kleinen Dorfes von den Assassinen müssen wir gleich mehrere Ziele erfüllen: mehrere Scharfschützen eliminieren, ein Sprengstofflager zerstören und die feindliche Flagge verbrennen. Reihenfolge und Vorgehensweise sind dabei vollkommen uns überlassen. Das Heimlichkeits-Prinzip der Vorgänger funktioniert nach wie vor, wir können aber genauso gut auf Sabotage-Aktionen setzen, rohe Gewalt anwenden oder sämtliche Methoden kombinieren.
Beim Anspielen erinnert uns das in vielerlei Hinsicht an Watch Dogs, nur dass unser wichtigstes Hilfsmittel kein Smartphone sondern einer Art Multifunktions-Flinte ist. Mit ihr verschießen wir nicht nur die bekannten Schlaf- und Berserker-Geschosse bzw. -Granaten, sondern auch Feuerwerkskörper zum Anlocken. Damit lässt sich allerhand kreativer Schabernack treiben, zumal die Umgebungen deutlich interaktiver ausfallen als in den Vorgängern. So entdecken wir in der Nähe der Flagge ein Giftfass. Per Feuerwerkskörper locken wir zunächst die Flaggenwachen in Fassnähe, ein gut gezielter Schuss erledigt den Rest.
Für noch mehr Chaos sorgt ein wildgewordener Braunbär, dessen Wildheit vor allem auf unser Berserker-Geschoss zurückzuführen ist. Weil die Scharfschützen sich ganz auf Meister Petz konzentrieren (und dabei auch den einen oder anderen Kollegen erwischen), können wir sie ungesehen hinterrücks erledige. Beim Sprengstofflager setzen wir dagegen auf die Durchsetzungskraft unseres Säbels, was wegen des kaum veränderten Kampfsystems und der nach wie vor übermächtigen Konter aber kein allzu großes Problem darstellt.
Das Experimentieren mit den vielen Möglichkeiten macht schon jetzt eine Menge Laune, allerdings befürchten wir, dass auch Rogue in schlechter alter Serientradition wieder zu leicht wird. Beim Anspielen waren viele »Fallen« wie Giftfass oder Bär arg offensichtlich. Und selbst wenn wir mal entdeckt werden, kommen wir dank des umfangreichen Templer-Waffenarsenals nur selten ins Schwitzen.
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