Assassin's Creed: Origins - Funktioniert das Action-RPG auch ohne Mord?

Im kommenden Entdeckungstour-DLC zu Assassin’s Creed: Origins macht Ubisoft kurzen Prozess mit Quests und Kämpfen und verwandelt uns von Mördern in Pazifisten.

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Assassin’s Creed: Origins ohne Kämpfe - funktioniert das? Assassin’s Creed: Origins ohne Kämpfe - funktioniert das?

Nach dem Ende von Assassin's Creed: Origins blicken wir vermutlich auf tausende virtuelle Leben zurück, deren Blut jetzt an unseren Händen klebt. Dabei müssen wir uns gar nicht schuldig fühlen. Als Meuchelmörder ist das Töten unser täglich Brot.

Einem Soldaten nach einem Duell das Krummschwert in den Nacken zu schlagen, ist dank der überarbeiteten Kämpfe in Assassin's Creed: Origins sogar noch befriedigender als in den Vorgängern. Und weil sich das Spiel auf ein Questsystem verlässt, haben wir jetzt nur noch mehr Anreiz, alles zu meucheln, was uns Erfahrungspunkte und Beute verspricht. So schön war das Assassinen-Dasein noch nie - und ausgerechnet das will Ubisoft mit der Entdeckungstour wieder begraben.

Die Entdeckungstour erscheint als separater Modus für alle Besitzer des Hauptspiels via Gratis-Update. Das Besondere: Der DLC streicht Kämpfe, Quests und jegliche Story-Inhalte komplett aus dem Spiel. Stattdessen schreibt sich die Entdeckungstour Waffenruhe auf die Fahne und Geschichte auf den Lehrplan. Assassinenmeister wie Altair, Bayek oder Ezio würden sich jetzt vermutlich im Grabe umdrehen, und auch ich alte Meuchelmörder-Veteranin frage mich bei meinem Anspieltermin: Kann Assassin's Creed auch ohne Mord und Totschlag funktionieren?

Im Entdeckungstour-Modus von Assassin's Creed: Origins dürfen wir endlich Aya spielen. Im Entdeckungstour-Modus von Assassin's Creed: Origins dürfen wir endlich Aya spielen.

Museumsbesuche mal anders


Während das Hauptspiel diesmal auf die serientypischen Texttafeln der Animus-Datenbank verzichtet, gibt es mit der Entdeckungstour die geballte Ladung Geschichte. Keine Angst, nicht in Form eines dicken Lexikons, das uns Ubisoft wie ein Lehrer im Geschichtsunterricht in der fünften Klasse aufs Pult knallt. Wie Kleopatra zu einer der mächtigsten Frauen der Geschichte aufstieg und warum Pyramiden eigentlich Pyramiden heißen, eignen wir uns stattdessen interaktiv an.

Dazu dürfen wir an insgesamt 75 Touren teilnehmen, die die historisch wichtigsten Spots des Spiels in ein virtuelles Museum verwandeln. Dabei müssen wir nicht zwingend in den Sandalen von Bayek losziehen. Ganze 25 Charaktere stehen uns zur Auswahl, von Aya bis zum stinknormalen Dorfbewohner.

Was war nochmal die Sphinx? Sowohl ein Erzähler als auch kurze Textboxen verraten uns die Antwort auf diese Frage. Was war nochmal die Sphinx? Sowohl ein Erzähler als auch kurze Textboxen verraten uns die Antwort auf diese Frage.

Wer beispielsweise wissen will, was es mit der Bibliothek von Alexandria auf sich hat, der muss nur zu einem Marker auf der Karte reisen und die Tour wie eine herkömmliche Quest aus dem Hauptspiel starten. Wie bei einer Museumsführung wandern wir dann von Exponat zu Exponat und lassen uns von einer sanften Erzählstimme die wichtigsten Fakten erklären. Wusstet ihr, dass Euclid aka Urvater der Geometrie schon zwischen den Papyrusregalen der Bibliothek zahlreiche Schüler mit knallharter Mathematik quälte? Jetzt seid ihr schlauer.

Alles ist wahr, töten ist verboten

Mit der Entdeckungstour wollen Jean Guesdon und sein Team aus Designern und Historikern Wissen spielerisch vermitteln. Obwohl der Creative Director nicht müde wird zu betonen, dass der DLC kein Spiel in dem Sinne ist, sondern Assassin's Creed: Origins vielmehr um einen neuen Modus erweitert.

Hier gibt es kein spezifisches Regelwerk, das uns gewinnen oder scheitern lässt. Vielmehr soll uns der Modus das größte Maß an Freiheit gewähren, erklärt mir Guesdon. In welcher Reihenfolge wir die Touren starten, ist komplett uns überlassen. Die Tore zur kompletten Spielwelt stehen uns von Anfang an offen. Wir sind nicht einmal dazu gezwungen, überhaupt an den virtuellen Museumsführungen teilzunehmen.

Wir dürfen sogar die alltäglichen Arbeiten der alten Ägypter nacherleben. Wir dürfen sogar die alltäglichen Arbeiten der alten Ägypter nacherleben.

Habt ihr schon einmal ein Brot in einem Lehmofen gebacken? Der Entdeckertour-Modus lädt uns nämlich außerdem dazu ein, die täglichen Aufgaben der Bewohner Ägyptens nachzuerleben. Hierzu stellen wir uns einfach nur auf einen weißen Kreis vor einem bestimmten Aktionspunkt und unser Charakter übernimmt die dazugehörige Animation. Essen, kochen, Wäsche waschen und Leichen einbalsamieren. Der Alltag eines alten Ägypters wird so auf simple Art und Weise veranschaulicht.

Natürlich können wir auch diese Option links liegen lassen und stattdessen einfach seelenruhig durch die Straßen von Memphis bummeln oder auf dem Nil in den Sonnenuntergang schippern. Ganz wie wir wollen. Die Welt liegt uns zu Füßen. Nur in Sachen Gewalt sind uns die Hände gebunden. Wer hier eine Wache schubst, erntet nur einen desinteressierten Blick und darf ohne Angst um seine Gedärme weiterziehen.

Blind im Blutrausch

Wer seine Pazifistenrolle akzeptiert, wird schnell die eigentliche Faszination hinter dem Entdeckungstour-Modus erkennen: das Erkunden der Spielwelt ohne jede Unterbrechung.

Klar, auch im Hauptspiel können wir das alte Ägypten erkunden. Wirkliche Ruhe zum genauen Umschauen und Studieren der Open World haben wir dabei aber nur selten. Assassin's Creed: Origins will uns als Action-RPG nicht nur mit einer schier endlosen Liste an Aktivitäten auf Trab halten, sondern uns auch reich mit Erfahrungspunkten und Items belohnen.

Assassin's Creed: Origins steckt voller Gefahren - und Ablenkungen. Assassin's Creed: Origins steckt voller Gefahren - und Ablenkungen.

Das formelhafte Gameplay des Spiels provoziert es geradezu, dass wir uns irgendwann nur noch wie im Rausch von Quest zu Quest und Kampf zu Kampf hangeln. Die vielen Details, die in den Städten, Gräbern und Landstrichen Ägyptens stecken, gehen beim Spielen oftmals unter. Ignorieren wir unsere Aufgaben im Spiel dagegen, geraten wir früher oder später höchstwahrscheinlich doch in eine Auseinandersetzung. In Assassin's Creed: Origins vergeht kaum eine Bootsfahrt, ohne dass wir nicht zwei Minuten nach dem Ablegen ein wütendes Nilpferd im Nacken haben.

Ägypten im Rampenlicht

Mit dem Entdeckungstour-DLC befreien uns die Macher hingegen komplett von spielerischen Herausforderungen und Gefahren, die das Hauptspiel in ein nahezu pausenloses Action-Fest verwandeln. Wir müssen weder bestimmte Ziele erreichen, noch dürfen wir Belohnungen einstreichen. Es gibt nichts, für das wir kämpfen müssen. Nichts, das uns herausfordert. Es gibt niemanden, den wir töten sollen, und niemanden, der uns töten will. Im Entdeckungstour-Modus haben wir Zeit und Muße, uns voll und ganz der Spielwelt zuzuwenden.

Wer sich auf den waffenlosen Erkundungstrip einlässt und studiert, nacherlebt oder einfach nur beobachtet, der wird sein früheres Meuchelmörder-Dasein schnell vergessen. In Assassin's Creed: Origins steckt mehr als nur ein Action-RPG, das uns kämpfen und töten lässt. Das Spiel entwirft eine glaubwürdige, faszinierende Welt voller Geschichte und Leben, die es Wert ist, vollständig erfahren zu werden. Und der Entdeckungstour-DLC macht das umso deutlicher.

Die Entdeckungstour ist ab dem 20. Februar 2018 kostenlos für alle Besitzer der PS4-, Xbox One- und PC-Version von Assassin's Creed: Origins verfügbar.

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