Vor gerade mal 15 Jahren war es eine gewagte Entscheidung, wenn Entwickler*innen queere Charaktere in ihre Videospiele integrieren wollten, wie unter anderem das erste Mass Effect gezeigt hat. Heute ist die Hürde glücklicherweise oft niedriger und LGBTQIA+-Repräsentation gehört in vielen Spielen zur Normalität, auch wenn sie bei weitem noch nicht perfekt ist.
Eines der Spiele, das von Anfang an sehr offen mit seinen queeren Charakteren umging, ist Respawn Entertainments Battle Royale-Shooter Apex Legends. Wir haben im Interview mit Lead Writer Ashley Reed und Narrative Director Manny Hagopian darüber gesprochen, wie das Team queere Charaktere designt, die sich echt anfühlen und was Repräsentation für die Zukunft der Branche bedeutet.
Kollaboration und ständiger Lernprozess
Apex Legends enthielt bereits zum Release mit Gibraltar, Bloodhound und Mirage drei Charaktere auf dem LGBT-Spektrum. Narrative Director Manny Hagopian erinnert sich, dass die Entscheidung sich natürlich angefühlt hat, auch da das Team bei Respawn divers ist:
Ich war vielleicht damals zu unkundig, aber Gibraltar schwul zu machen war in meinem Kopf keine außergewöhlniche Sache, besonders da ich viele Freunde und Familie in der LGBTQ+-Community habe und auch meine Kollegen bei Respawn. Wir mussten nie checken ob EA oder Respawn der Idee gegenüber offen war, dass wir diverse Charaktere in unser Spiel einbringen wollten.
Trotzdem musste das Team in einigen Bereichen selbst dazulernen, etwa wenn es um die Darstellung nichtbinärer Charakter ging. Wichtig dabei sei besonders gewesen, sich zu informieren und dazuzulernen.
Der Design-Prozess ist dabei für jeden einzelnen Charakter komplex, immerhin dauert es rund ein Jahr eine neue Figur zu erschaffen. Laut Hagopian können inklusive Charaktere nur durch eine Kollaboration verschiedener Stimmen und persönlicher Erfahrungen entstehen und besonders persönliche Erfahrungen seien wichtig:
Sorgfalt ist der Schlüssel in allen Formen von Repräsentation. Wir nehmen oft früh im Entwicklungsprozess Kontakt zu Mitarbeitern, Familie, Freunden und Organisationen auf, um unsere Charaktere richtig auszuarbeiten.
Reed ergänzt, wie wichtig es ist, es nicht einfach nur allen recht machen, eine Quote erfüllen oder Kästchen abhaken zu wollen - letzteres war zuletzt etwa ein Kritikpunkt vieler Fans an Blizzards Inklusions-Grafik für Overwatch:
Sexualität ist dabei nur einer von vielen verschiedenen Faktoren, über die das Team bei der Erstellung eines Charakters nachdenkt - immerhin ist es auch im echten Leben nur einer von vielen Merkmalen, die die Identität einer Person ausmachen:
Die größte Herausforderung beim Schreiben queerer Charaktere ist auch eine der größten Vorteile: Es gibt nicht die eine Art, queer zu sein. Du kannst nie eine queeren Charakter schaffen, der Platons Ideal ist und alle queeren Personen perfekt repräsentieren kann. [...] Wenn du aber versuchst, die beste Version eines bestimmten Charakters zu schaffen, kann das Endergebnis etwas werden, das den Personen viel bedeutet, die sich mit diesem Charakter identifizieren.
Das Genre macht’s
Auch das Genre von Apex Legends trägt laut den Entwickler*innen einen Teil zur Repräsentation im Spiel bei. Das mag erst einmal kontraintuitiv klingen, immerhin lagert Apex Legends als Battle Royale einen Großteil seiner Story auf die Charakter-Biographien und Comics aus, auch wenn natürlich Dialoge und etwa die Designs der Charaktere selbst im Spiel Hinweise geben. Anders als in Singleplayer-Kampagnen wie etwa Respawns Titanfall kann sich ein Multiplayer-Spiel nämlich auf eine größere Anzahl an Charakteren fokussieren. Etwa durch Events lassen sich so dank der Langlebigkeit von Multiplayern über einen längeren Zeitraum mehr umfassende Geschichten innerhalb eines Universums erzählen:
In einem Singleplayer-Shooter mit temporeichen Mechaniken dagegen gibt es ein klares Limit, was wir in Bezug auf Story erzählen können. Wir haben nicht die Möglichkeit, ausgiebig Zeit mit mehr als zehn Charakteren zu verbringen und alles über sie zu lernen.
Falls ihr Lust auf Apex für unterwegs bekommen habt, gibt es hier den Trailer zur Mobile Version:
Auswirkungen auf die gesamte Spielebranche
Queere Repräsentation geht dabei über ein einzelnes Spiel hinaus. Immerhin setzen sie ein Zeichen dafür, dass auch die Stimmen von LGBTQIA+-Entwickler*innen und anderen marginalisierten Personen gehört werden und fördern so mehr Vielfalt in der Spielebranche:
Leute fühlen sich [durch unsere Charaktere] gesehen und repräsentiert. Sie fühlen sich ermutigt, in unsere Branche zu kommen und Chancen in einer Karriere zu finden, die sie vorher vielleicht nie erwogen haben. [...] Je mehr neue und unterrepräsentierte Stimmen wir in die Branche bringen können, desto besser für alle.
Apex Legends ist für PS4, PS5, Xbox One, Xbox Series X/S, Nintendo Switch, PC und neuerdings auch für iOS und Android erschienen. Interessiert ihr euch zwar für die Charaktere, aber seid keine Multiplayer-Zocker, könnte euch das neue Singleplayer-Spiel im Apex-Universum interessieren.
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