In den vergangenen Wochen musste sich Fallout 76 viel Kritik von Fans gefallen lassen, die unzufrieden sind sowohl mit der Richtung als auch der Qualität von Bethesdas Multiplayer-Experiment. Neben technischen Problemen ist gerade die schwache Story etwas, das vielen Fallout-Spielern sauer aufstieß - ähnlich wie bereits zuvor bei Bungies Shared World-Shooter Destiny.
Mit Anthem versucht sich nun auch BioWare an einem Koop-Spiel mit geteilter Welt und muss sich denselben Herausforderungen stellen wie seine Genre-Kollegen. Wir hatten die Gelegenheit, im Rahmen der Video Game Awards mit Lead Producer Mike Gamble über die Story und die Herausforderungen von Anthem zu sprechen und wie sie die Probleme von Spielen wie Fallout 76 vermeiden wollen.
Story ist nicht wichtiger als Gameplay
So erklärt Mike Gamble, dass die Story von Anthem in das "fundamentale Design" und die "DNA des Spiels" integriert wäre. Einmal durch Fort Tarsis als auch durch Verbindungen in die Welt abseits des Hubs. Neue Charaktere können jederzeit hinzugefügt und bekannte Charaktere ausgebaut werden.
Denn obwohl die Handlung nicht wichtiger als das Gameplay sein soll, besitzt Anthem laut Mike Gamble noch immer einen starken Fokus auf traditionelle BioWare-Stärken wie eine spannende Story und Charaktere.
"Wir wollten, dass [Story und Gameplay] Hand-in-Hand gehen. Und das ist eine Herausforderung, besonders in einem Spiel, in dem du dich auf eine kooperative Erfahrung konzentrierst. Die Fähigkeit als ein Teil einer Gruppe von Freelancern und mit meinen Freunden zu spielen, das darf von der Story nicht überschattet werden."
Grafik soll die Story unterstützen
Zudem sei ihnen die grafische Qualität von Anthem extrem wichtig, welche die Story zudem unterstreichen soll.
"Qualitativ hochwertig, wunderschöne, makellose Cutscenes, die tolle Charaktere zeigen, die Tiefe und Emotion haben. Ihr könnt sehen, wie sie wachsen und sich verändern. Das ist außerdem wichtig für etwas, was wir in der Geschichte getan haben. Anthem konzentriert sich stark darauf."
Im Fall von Fallout 76 ist die veraltete Grafik ebenfalls ein großer Kritikpunkt bei Spielern, sowie die Abwesenheit von menschlichen NPCs, die eine Lücke in der Story und Welt hinterlassen haben. Ob Mike Gambles Antwort sich allerdings tatsächlich darauf bezieht, oder ob noch die Kritik an den berüchtigten Animationen und Cutscenes von Mass Effect: Andromeda mitschwingt, lässt sich nicht sagen.
Mike Gamble scheint sich seiner Sache allerdings sehr sicher, dass Genre-Konkurrenten Anthem nicht das Wasser reichen können.
"Wir denken, dass es wirklich wichtig für die Story ist, genug Content zu erschaffen, genug Missionen, genug Momente mit diesen Charakteren und Abenteuer, auf die du wegen dieser Charaktere gehst. Wir haben all das gemacht und hoffen, dass wenn Leute all das zusammen sehen, sie verstehen, dass Anthem diesbezüglich eine besondere Umsetzung ist … bei weitem mehr als andere Spiele in diesem Genre, die trotzdem tolles Gameplay und eine Moment-getriebene Koop-Erfahrung bieten."
Neue Marke statt Multiplayer-Spinoff
Einer der Gründe, warum Fallout 76 bei Fans für so viel Gegenwind sorgte, ist laut Mike Gamble die Tatsache, dass es sich um ein bereits etabliertes Franchise handelt. Das sei etwas, das sie mit Anthem bewusst vermieden hätten.
"Anthem ist nicht Mass Effect, Anthem ist nicht Dragon Age. Wir haben diese Marken aus diesen Gründen noch. Es ist eine wichtige Unterscheidung. Anthem ist etwas komplett Neues, daher wollen wir von Anfang an Erwartungen festlegen, wie Anthem aussieht und wie es sich spielt. Und wir wollen, dass Spieler diesen Unterschied verstehen."
Mit Anthem möchte BioWare nicht nur bereits bestehende Fans des Studios und seiner Marken ansprechen, sondern auch Spieler, die noch nie ein BioWare-Spiel gespielt haben - allerdings ohne dabei Core-Fans abzuschrecken.
Großer Charakter-Fokus
Damit das gelingt, soll Anthem wie bereits erwähnt einen großen Fokus auf Charaktere legen, der immer weiter ausgebaut werden soll.
"Am vielleicht wichtigsten ist, dass Anthem ein Spiel sein soll, in dem wir für eine lange Zeit immer neue Geschichten erzählen können. Und das bedeutet nicht nur neue Gameplay-Umgebungen, sondern außerdem einen Ausbau der Welt und der Geschichte von Anthem."
Das sei laut Mike Gamble etwas, das gerade BioWares traditionelle Solo-Spieler ansprechen sollte, die das als Koop-Erfahrung konzipierte Spiel trotzdem alleine genießen können.
Sollte das gelingen, dürfte Anthem Fallout 76 einiges voraus haben, denn genau das gelang Bethesdas Multiplayer-Ödland bisher nicht. Durch die fehlenden NPCs und repetitives Gameplay schafft die Hauptquest es nicht zu motivieren, weshalb gerade Singleplayer-Fans nicht viel Freude am postapokalyptischen RPG finden. Fallout 76 lebt von seiner Multiplayer-Komponente - und das auch nur bedingt, wie unser Test zeigt.
Anthem erscheint am 22. Februar 2019 für PS4, Xbox One und PC. Spätestens dann sollten wir erfahren, ob dem Shared World-Spiel der Balanceakt zwischen Story- und Gameplay gelingt oder ob es in ähnliche Fallen tappt, wie einige Genre-Kollegen.
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