Anspruchslosigkeit von Game of Thrones - Lame of Thrones – Ist das noch ein Spiel?

Großartige Story, aber keinerlei spielerischer Anspruch: Telltales Game of Thrones spaltet die Spielergemüter – auch in der GameStar-Redaktion. Petra Schmitz und Michael Graf streiten über das Für und Wider spielerischer Einfachheit.

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Bei seiner Ankündigung vor einem Jahr wurde es bereits bejubelt, nun ist Telltales Game of Thrones endlich da - rechtzeitig zum Einbruch des Winters, wie sich's für die Vorlage gehört. Frostig geht's nun aber auch in der GameStar-Redaktion zu, denn unsere Redakteure streiten über die spielerische Vereinfachung der ersten Episode Game of Thrones: Iron from Ice.

Während es in der ersten Staffel von Telltales The Walking Dead wenigstens noch dezente Item-Kopfnüsschen gab, regiert nun nämlich mechanische Monotonie, im Grunde klicken wir uns nur von A nach B. Game of Thrones ist mehr interaktiver Film (oder besser: interaktive TV-Serienfolge) als klassisches Spiel. Petra Schmitz und Michael Graf streiten darüber, ob das gut oder schlecht ist.

Petras Meinung lesen Sie auf dieser Seite, die von Michael auf Seite 2.

Petra Schmitz: »Die Brücke ins Spiel«

Petra Schmitz

Ich gestehe: Ich habe noch keines der neueren Telltale-Adventures komplett durchgespielt. Ich hab's immer nur versucht und dann recht schnell aufgegeben. Weil's mich nicht gereizt hat, hin und wieder mal von rechts nach links zu laufen, ein paar Dialoge zu führen und Quicktime-Events zu überleben. Das gestaltet sich in etwa so fordernd, wie Wasser zu kochen. Selbst unter dem Aspekt, dass ich wahrscheinlich auch Wasser anbrennen lassen kann, ist mir das schlicht zu wenig.

Manchmal komme ich mir deswegen ein bisschen seltsam vor. Alle Welt - so scheint es - dreht durch, wenn mal wieder der erste oder dritte Teil von irgendwas mit Zombies oder Werwölfen erscheint. Ich zucke zunächst die Achseln und denke dann immer: Ach ja, wenn alle Episoden erschienen sind, dann gehe ich es auch endlich mal richtig an. Was bisher nie passiert ist.

The Walking Dead: »Meine Spielerseele fühlt sich von Telltale veräppelt. The Walking Dead: »Meine Spielerseele fühlt sich von Telltale veräppelt.

Jetzt nicht annehmen, ich würde ein Spiel nur als solches gelten lassen, wenn es voll die krassen Supatopcheckerbunny-Skills von mir fordert. Wenn ich also Finger und Hirn verknoten muss, um Erfolg zu haben. Mitnichten, bei solchen akrobatischen Übungen bleibt nämlich ganz schnell der Spaß auf der Strecke. Außerdem: Wenn's etwa um Globalstrategie geht, ist es bei mir mit den Supatopcheckerbunny-Skills jetzt nicht so sonderlich weit her.

Vielmehr ist es genau umgekehrt. Bei Solotiteln gilt bei mir die Devise, dass die Story und die Atmosphäre die Mechanik immer schlagen. Immer! Wenn mich eine Handlung fesselt und eine Welt mich aufnimmt, dann verkrafte ich selbst noch so verkorkstes Spieldesign.

»Große Momente als Belohnung«

Aber dünnes beziehungsweise nicht vorhandenes Spieldesign, das verkrafte ich nur ganz schwer. Ich bin nicht nur Story-Fan, sondern obendrein jemand, der mehr will, als hin und wieder von rechts nach links zu laufen, ein paar Dialoge zu führen und Quicktime-Events zu überleben. Ich will mir meine denkwürdigen Szenen, die Gänsehaut-Momente immer auch ein bisschen erarbeiten. Ich will, dass mich das Spiel damit belohnt und ich will mich selbst damit belohnen.

Meine bis dato ungeschlagene Lieblingsszene ist der grandiose Dialog zwischen Shepard und der Wächter-KI Vigil auf Ilos relativ am Ende vom ersten Mass Effect. Natürlich werde ich einen Teufel tun und hier jetzt ins Detail gehen, sonst kommt die Spoilerpolizei und verhaftet mich. Ich bin mir aber zu 120 Prozent sicher, dass mich dieser Moment nicht so emotional mitgenommen hätte, wenn ich zuvor nicht zig Schlachten geschlagen und mit dem Mako nicht über zig Planeten gekurvt wäre.

Mass Effect: »Es ist die Mechanik, die mich mit einem Spiel verbindet.« Mass Effect: »Es ist die Mechanik, die mich mit einem Spiel verbindet.«

Es ist die Mechanik, die mich einem Spiel verbindet. Sie erst schlägt für mich die Brücke, über die ich in die Welt vor mir hineingehe. Die Brücke der Telltale-Spiele ist für mich keine. Die ist nicht mal ein brüchiger Steg.

Vielmehr fühlt sich meine Spielerseele von Telltale fast schon ein wenig veräppelt. Nach dem Motto: »Tja, wir könnten natürlich jetzt auch echt cooles Zeug einbauen. Rätsel, die den Spieler fordern und für die Lösung belohnen. Aber hey, wir haben hier die echt fetten Lizenzen mit netten Geschichten drumherum. Das wird schon reichen, damit genug Leute zugreifen und zufrieden sind.«

Vielleicht wär alles ein bisschen anders, wenn ich The Walking Dead oder Game of Thrones in der Ego-Perspektive erleben könnte. Kann ich aber nicht. Und so wird wohl auch das Abenteuer in Westeros ohne mich stattfinden. Schade eigentlich, ich mag ja dieses Game of Thrones.

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