Wolltet ihr schon immer einmal den Teufel unter den Tisch saufen, um aus der Hölle zu entkommen? Nein? Zugegeben, wir auch nicht, der Kater danach kann nur höllisch sein. Dass diese Prämisse im neuen Adventure des Indie-Entwicklers Night School Studio aber nicht nur überaus verrückt, sondern auch verdammt spaßig ist, das wird im teuflischen Abenteuer aus der klassischen Seitenansicht schnell deutlich.
Wie bereits in Oxenfree, der letzten kleinen Perle der amerikanischen Entwickler, müsst ihr jedoch in Sachen Gameplay allerhand Abstriche in Kauf nehmen. Rätsel, die sich ihren Namen verdient haben, gibt es nämlich nicht. Ob wir während der recht kurzen Spielzeit von ca. sechs Stunden dennoch unseren Spaß hatten, das verraten wir euch im Test zu Afterparty.
Trinkt den Teufel unter den Tisch
Afterparty erzählt die Geschichte von Milo und Lola, zwei befreundeten jungen Erwachsenen, die soeben das College überstanden haben und sich jetzt auf das "echte" Leben freuen. Soweit so gut, allerdings gibt es da ein klitzekleines Problem. Beide sind nämlich jüngst verstorben und von einer Sekunde auf die andere in Beelzebubs Höllenreich gelandet. Woran sie gestorben sind, und ob das Ganze vielleicht nur ein großes Missverständnis ist, das gilt es herauszufinden.
Hinweis: Afterparty ist komplett auf Englisch. Eine deutsche Synchronisation und deutsche Untertitel gibt es nicht. Das schreckt euch aber hoffentlich nicht ab, die Vertonung der Charaktere ist nämlich allererste Sahne.
Ganz so düster und aussichtslos wie die Lage zunächst für die beiden erscheinen mag, ist sie allerdings nicht, denn es gibt einen Ausweg aus dem ganzen Schlamassel. Um aus der Hölle zu entkommen, müssen sie ein Trinkduell gegen Satan höchstpersönlich gewinnen.
Ihr merkt schon, der in Videospielen oft rare Humor steht in diesem Adventure ganz oben auf der Agenda. Sowohl die Hauptfiguren als auch die größtenteils positiv bekloppten Höllenbewohner erreichen in ihren Dialogen nicht selten Monkey Island-Niveau. Ein Lob, wie es größer kaum sein könnte.
Auch wollten wir während der recht kurzen Spielzeit von gut sechs Stunden immer wissen, wie die Geschichte der beiden Freunde ausgeht, oder welche Wendung uns als nächstes erwartet. Der berühmt berüchtigte Haken an Afterparty liegt jedoch abseits der Geschichte und seinen Figuren vergraben.
Viel Witz, wenig Gameplay
Die spielerische Komponente von Adventures besteht meist aus zwei Säulen:
Ihr löst Rätsel, indem ihr gefundene Gegenstände miteinander kombiniert oder an der entsprechenden Stelle einsetzt.
Und ihr klickt euch durch Dialoge. Afterparty präsentiert sich was das Spielerische anbelangt aber deutlich entschlackter und schickt euch meist von Punkt A nach Punkt B, um dort mit Charakteren zu reden. In diesen automatischen Dialogen ploppen gelegentlich zwei Dialog-Optionen auf, die ein Entscheidungssystem beinhalten. Je nachdem welchen Spruch ihr wählt, verändert sich der Fortgang der Geschichte. Für Wiederspielwert ist damit gesorgt.
Das Sauf-Gimmick: Eine Besonderheit stellt jedoch das Trinken von Alkohol dar. Kippt ihr euch beispielsweise eine Margarita hinter die Binde - die Drinks bekommt ihr kostenlos vom Barkeeper in den zahlreichen Clubs gemischt - werdet ihr redseliger und neue Dialog-Optionen stehen zur Auswahl. Übertreibt ihr es allerdings mit der Sauferei, geht das Gespräch mit eurem Gegenüber vielleicht in eine Richtung, die wenig produktiv ist - genau wie im echten Leben.
Unter dem Einfluss von Alkohol führen Milo und Lola gelegentlich auch Aktionen aus, an die sie nüchtern wohl nicht einmal im Traum gedacht hätten. Oder würdet ihr von einem hohen Geländer aus auf einen Türsteher springen, nur um Zugang zum VIP-Bereich zu gelangen?
Technik-Check: Bei unserem Test auf der PS4 Pro hatten wir mit gelegentlichen Freezes zu kämpfen. So stockte das Bild regelmäßig bei den Übergängen vom einen Ort zum anderen und auch gelegentlich kurz nach Betreten neuer Schauplätze. Hinzu gesellten sich zwei Spielabstürze. Darüber hinaus konnten wir auf technischer Seite keine Mängel feststellen.
Generell ist das Trink-Feature eine überaus witzige Angelegenheit, viel Tiefe steckt jedoch nicht hinter dem System, wodurch es schnell zum netten Gimmick verkommt. Abseits davon habt ihr nämlich im Spiel nur wenig zu tun.
Zwar gibt es gelegentlich kleine Minispiele, in denen ihr zum Beispiel durch das Drücken einer bestimmten Tastenfolge einen Tanzwettbewerb für euch entscheidet oder beim Bier-Pong einen Tischtennisball mittels Analog-Stick in Plastikbecher werft, wirklich spaßig ist das aber nicht. Rätsel, wie ihr sie aus der Deponia-Reihe oder den Lucas Arts-Adventures kennt, gibt es in Afterparty nicht. Alles Entscheidende spielt sich in den Dialogen mit ihren Antwortmöglichkeiten ab.
Ein besonderes Lob zum Schluss: Neben der unverwechselbaren Optik der Night School Studio-Spiele, die zwar leicht angestaubt aber überaus charmant ist, müssen wir abschließend noch den fantastischen Soundtrack hervorheben. Mit treibenden Elektro-Beats bis Hip-Hop-Einlagen im Stile der 90er wird das Spiel in den OST-Spielecharts 2019 gewiss weit oben landen.
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