Es klingt wie Szenen aus einem schlechten Spionage-Film, was Jason West und Vince Zampella im Interview mit der Website GameInformer über ihren ehemaligen Arbeitgeber Activision zu berichten haben. So erklären die im März 2010 unter großem Medienecho gefeuerten Call-of-Duty-Erfinder im Beisein ihres Anwalts Robert Schwartz, dass der Publisher-Riese zu höchst bizarren Maßnahmen gegriffen hat, um ihr Ansehen und ihre Glaubwürdigkeit zu schädigen.
So soll es bei Activision eine interne »Task Force« mit dem Namen »Project Icebreaker« gegeben haben, deren einzige Aufgabe darin bestand, »Leichen im Keller« von West und Zampella aufzustöbern, um damit Munition für die Kündigung des Duos zu haben. Das soll schon vor dem Release von Modern Warfare 2begonnen haben.
Die Icebreaker-Gruppe soll auf direkten Befehl von Geschäftsführer Bobby Kotick gehandelt und unter anderem den internen IT-Experten Thomas Fenady dazu angestiftet haben, sich in die Computer von West und Zampella zu hacken. Weil Fenady letztlich aber am Zugriff auf den Exchange E-Mail-Server von Infinity Ward scheitert, bittet er zunächst Microsoft und danach die IT-Sicherheitsfirma InGuardians um Hilfe. Microsoft lehnt ab, InGuardians war für eine entsprechende Abfindungen und Diskretion seitens Activision aber zu allen Schandtaten bereit. Letztlich klappt aber der Fernzugriff nicht und Project Icebreaker soll bereits geplant haben, während eines inszenierten Feueralarms die Server-Festplatten zu kopieren. Den ganzen Vorfall hat Fenady gestanden.
Laut West und Zampella war es Activision ein Dorn im Auge, dass die beiden Infinity-Ward-Bosse (vertraglich zugesichert) große Kontrolle über die Marken Call of Duty und Modern Warfare hatten. Als die beiden sich nach dem Release von Modern Warfare 1einer neuen Marke zuwenden wollten, pochte Activision darauf, zunächst eine Fortsetzung zum Kassenschlager zu entwickeln. Erst danach sollte es West und Zampella freistehen, neue Projekte anzugehen.
Das gleiche Spiel wiederholte sich dann auch zu Modern Warfare 3, mit dem erneuten Wunsch nach einer neuen Marke wurde es Activision dann aber zu bunt. So brachten die Anwälte schon zu den Verhandlungen über Modern Warfare 3 Papiere mit, die West und Zampella darüber informierten, dass gegen sie wegen »unangemessenem Verhalten« ermittelt wird.
Der Grund dafür: Im Zuge des großen Erfolgs von Modern Warfare 2 hatte John Riccitello, Geschäftsführer von Konkurrent Electronic Arts, West und Zampella zum Essen eingeladen um über ein Job-Angebot zu sprechen. Die Modern-Warfare-Macher lehnten zwar dankend ab, lieferten Activision damit aber Argumente für den Vorwurf, beide hätten seit diesem Treffen versucht, Infinity Ward von innen heraus zu zerstören um anschließend zur Konkurrenz zu wechseln.
Ebenfalls bizarr: Activision wollte Schadensersatz, weil Modern Warfare 3 mit West, Zampella und den über 40 (selbst gekündigten) Infinity-Ward-Kollegen ein besseres Spiel geworden wäre und sich besser verkauft hätte. Deshalb sollten jetzt entweder EA oder West/Zampella bezahlen, weil das Duo mit ihrem »unangemessenem Verhalten« ihren Arbeitgeber quasi zur Kündigung gezwungen haben. Inzwischen haben sich aber zumindest in dieser Klausel beide Parteien darauf geeinigt, das nicht mehr weiter zu verfolgen.
Nach ihrer Entlassung haben Jason West und Vince Zampella zusammen mit vielen anderen Infinity Ward-Kollegen das mit EA kooperierende Studio Respawn Entertainment gegründet.
Der Rechtssteit zwischen Jason West, Vince Zampella und Activision ist noch lange nicht ausgestanden. Der Prozess beginnt nach einer Verschiebung jetzt am 1. Juni vor Richterin Elihu Berle.
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