Activision Blizzard-CEO Bobby Kotick wusste einem Wall Street Journal-Bericht zufolge schon seit Jahren von den Übergriffen innerhalb seines Unternehmens und hat nichts dagegen unternommen. Schlimmer noch: Er soll aktiv verhindert haben, dass Beschuldigte gefeuert wurden, obwohl die Personalabteilung das empfohlen hatte und Angestellte schwerste Vorwürfe gegen sie vorgebracht hatten. Außerdem soll der CEO sogar selbst höchst übergriffiges Verhalten an den Tag gelegt und seinen Untergebenen aufs Ärgste gedroht haben.
Achtung, verstörende Inhalte:
In diesem Artikel geht es unter anderem um (sexuelle) Belästigung, Drohungen, Machtmissbrauch, Gewalt gegen Frauen, Tod und Vergewaltigung.
Activision Blizzard: Neuer Bericht zeichnet noch schlimmeres Bild
Darum geht's: Activision Blizzard steht schon seit Monaten im Mittelpunkt eines ausgewachsenen Skandals, bei dem es um Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz sowie Sexismus, sexuelle Übergriffe und dergleichen geht. Das Unternehmen wurde verklagt, viele Angestellte protestieren und fordern umfassende Veränderungen. Einige davon wurden bereits angestoßen, diverse Mitarbeiter*innen haben die Firma verlassen.
Neuer WSJ-Bericht: Seit Kurzem gibt es noch viel mehr und noch umfassendere Anschuldigungen, die ein noch düstereres Bild der toxischen Arbeitsbedingungen bei Activision Blizzard zeichnen. Das Wall Street Journal berichtet unter anderem, dass CEO Bobby Kotick wohl schon seit Jahren von Übergriffen wusste, die Beschuldigten gedeckt hat und selbst sogar Mitarbeiter*innen bedroht haben soll (via: WSJ-Journalist Ben Fritz auf Twitter).
Bobby Kotick wusste wohl schon 2018 von schwersten Anschuldigungen
Vergewaltigungsvorwürfe bei Sledgehammer: Im Juli 2018 soll der Activision-CEO Bobby Kotick eine Mail erhalten haben, in der es darum ging, dass eine ehemalige Mitarbeiterin des Call of Duty-Studios Sledgehammer Games mehrmals von ihrem männlichen Vorgesetzten vergewaltigt wurde. Nachdem der sie davor unter Druck gesetzt hatte, mehr Alkohol zu trinken, und zwar im Büro und bei Arbeits-Events.
Die Frau habe die Ereignisse der Personalabteilung und anderen Vorgesetzten sowie der Polizei gemeldet, aber nichts sei passiert. In den folgenden Monaten habe Activision eine außergerichtliche Einigung mit der Frau erzielt, nachdem sie mit einer Klage gedroht hatte. CEO Bobby Kotick habe den Activision Blizzard-Vorstand weder von den Anschuldigungen noch von der Einigung in Kenntnis gesetzt.
Blizzards kurzzeitige Co-Chefin Jen Oneal berichtet ebenfalls von Diskriminierung
Neue Chefin nur ein Feigenblatt? Jen Oneal war ab August kurzzeitig die erste Frau an der Spitze von Blizzard, zumindest als Co-Chefin. Mittlerweile ist sie von der Position zurückgetreten und Ende des Jahres will sie Activision Blizzard ganz verlassen. Jetzt wissen wir vielleicht auch, wieso. Sie soll schon im Monat nach ihrem Antritt als Doppelspitze in einer Email Zweifel an der Motivation der Unternehmensführung geäußert haben. Die Prioritäten seien deutlich und nicht auf ernsthaften Wandel gerichtet.
Sie selbst sei in ihrer Zeit bei Activision ebenfalls sexuell belästigt worden und habe weniger Geld als ihr männlicher Mit-Chef an der Spitze von Blizzard verdient, wie das Wall Street Journal schreibt. Jen Oneal habe geschrieben, sie sei lediglich als Token ausgenutzt, marginalisiert und diskriminiert worden.
Zusätzlich berichtet sie von internen Firmenfeiern, bei denen es Stripperinnen gegeben haben soll. Auch habe ein DJ die weiblichen Party-Gäste aufgefordert, mehr Alkohol zu trinken, damit die männlichen Anwesenden eine bessere Zeit haben könnten.
Bobby Kotick soll nicht nur nichts getan, sondern Änderungen aktiv behindert haben und selbst involviert gewesen sein
Sexuelle Belästigung bei Treyarch? Dan Bunting, der Co-Chef des Call of Duty-Studios Treyarch, soll 2017 mehreren Zeug*innen zufolge eine Frau sexuell belästigt haben. Nach einer internen Untersuchung 2019 empfahl sogar die Personalabteilung, Dan Bunting zu feuern. Aber Activision-CEO Bobby Kotick habe interveniert, um das zu verhindern. Woraufhin er dann auch nicht gefeuert wurde. Mittlerweile soll er die Firma aber nun doch verlassen haben, offenbar im Zusammenhang mit den Nachforschungen des Wall Street Journals (via: Axios)
Vorwürfe gegenüber Bobby Kotick: Der CEO soll selbst ebenfalls in diverse Skandale verwickelt sein. Er wird zum Beispiel beschuldigt, eine Frau belästigt und ihr in einer Voicemail gedroht haben, dass er sie umbringen lassen werde. Eine andere Frau soll von Kotick gefeuert worden sein, nachdem sie sich über sexuelle Übergriffe beschwert hatte. Anschließend soll der CEO der Frau gesagt haben, er werde sie "zerstören".
In diesem Video könnt ihr euch über die bisherigen Ereignisse und Skandale informieren, die dem aktuellen Bericht bereits vorangegangen sind:
Activision Blizzard-Arbeiter*innen protestieren und organisieren Walkouts
So reagieren die Angestellten: Die A Better ABK-Workers Alliance ist ein Kollektiv von Arbeiter*innen bei Activision Blizzard, die sich zusammengeschlossen haben, um für bessere Bedingungen einzustehen. Sie versuchen, eine Gewerkschaft innerhalb von Activision Blizzard zu etablieren und umfassende Veränderungen anzustoßen. An ihren Forderungen hat sich durch die neuen Berichte nichts geändert. Sie wurden wohl eher nur darin bestärkt und wollen, dass der CEO Bobby Kotick ersetzt wird:
Link zum Twitter-Inhalt
Vorstand stellt sich hinter Kotick: Angesichts des Berichts wurde ein Statement des Activision Blizzard-Vorstandes veröffentlicht, das nicht unbedingt Hoffnung auf Besserung macht. Darin erklären sie, dass der Vorstand überzeugt davon sei, dass Bobby Kotick angemessen auf Beschwerden am Arbeitsplatz reagiert habe, die ihm berichtet worden seien.
Statement von CEO Bobby Kotick: Auch Bobby Kotick selbst hat ein relativ nichtssagendes Statement veröffentlicht. Darin geht es um die angebliche Neuausrichtung und die vermeintlich mittlerweile aktive Null-Toleranz-Politik. Der Unternehmenschef beteuert noch einmal, dass ihm wirklich daran gelegen wäre, eine sichere, respektvolle Arbeitsatmosphäre und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Es gab zwar in den letzten Wochen einige vielversprechende Ankündigungen in dieser Hinsicht, aber die wirken angesichts der neuen Vorwürfe wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Besonders unglaubwürdig klingen jetzt natürlich die Beteuerungen des CEOs, umfassende Veränderungen anzustreben, wenn er davor so lange untätig beziehungsweise selbst involviert gewesen sein soll.
Alle Infos zu den Vorwürfen gegen Activision Blizzard haben wir für euch in einem ausführlichen Artikel zusammengefasst. Einen Kommentar von GamePro-Chefredakteurin Rae Grimm bezüglich unserer Berichterstattung zum Thema haben wir euch ebenfalls verlinkt.
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