Koop-Spiele schweißen zusammen. Es gibt nichts Schöneres, als ein tolles Spiel gemeinsam mit einem Freund zu zocken - auf einem Sofa, vor einem Fernseher. Und das war in meiner Kindheit dank Splitscreen auch kein Problem. Wir schauten zwar auf unterschiedliche Bildhälften, hatten aber mindestens doppelt so viel Spaß.
Couch Koop-Spiele sind auch heute noch gefragt, nach Splitscreen kräht aber kaum noch ein Hahn. Online-Multiplayer und Voice-Chat haben den geteilten Bildschirm verdrängt. Die Leute versammeln sich lieber in Server-Lobbys und seltener daheim auf dem Sofa.
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Daher finde ich es umso beeindruckender, dass A Way Out im Jahr 2018 den Mut besitzt, komplett auf Splitscreen zu setzen. Das Koop-Spiel belebt damit nicht nur ein totgeglaubtes Feature wieder, sondern definiert das Splitscreen-Erlebnis völlig neu.
Dynamik vs. Übersicht
Der Splitscreen war anfangs nicht mehr als eine gerade Linie - ein vertikaler Schnitt durch die Bildschirmmitte. Dadurch wirkte das Geschehen für jeden Spieler zuweilen aber auch sehr gedrungen.
Irgendwann kamen die Entwickler dann auf die Idee, dass sie den Screen auch horizontal aufspalten können, was sich aber spätestens nach der Etablierung von Breitbildfernsehern als unglücklich herausstellte. Die Perspektive war nicht mehr gedrungen, sondern gestreckt.
Einige Spiele wie Killzone 3 experimentierten daher mit zwei quadratischen Bildausschnitten, Resident Evil 5 probierte es mit zwei versetzten Rechtecken. Doch wie man es auch drehte und wendete, der Splitscreen ermöglichte zwar das Spielen miteinander, musste dafür aber immer Opfer auf dem Altar der Übersicht bringen. Im Koop sah jeder nur einen Bruchteil des Ganzen, im schlimmsten Fall sogar noch von schwarzen Balken verdeckt.
Irgendwann wurde aus der vertikalen oder horizontalen Linie plötzlich eine Diagonale, die sich sogar dem Bildschirm anpasste - der dynamische Splitscreen war geboren. Viele Titel wie die neueren LEGO-Spiele profitierten davon enorm.
Waren beide Spieler getrennt, teilte sich der Bildschirm. Kamen sie sich näher, verschmolzen auch beide Bildschirme. Das schaffte das Übersichtsproblem zwar nicht aus der Welt, das geht bei einem Splitscreen auch gar nicht, brachte aber tatsächlich Dynamik ins Spiel.
A Way Out hebt den Splitscreen aber auf ein komplett neues Level.
Splitscreen 2.0
Das Koop-Abenteuer setzt ebenfalls auf einen dynamischen Splitscreen mit einer vertikalen Trennung, traut sich aber gelegentlich, den zweiten Spieler auch dann aus dem Bild zu schubsen, wenn er nicht in der Nähe seines Mitspielers ist.
Die Trennlinie wandert ständig nach links oder rechts und wird damit zum Regisseur der Bildkomposition. Wenn Spieler A Wache stehen und Ausschau nach Wärtern halten muss, schrumpft der Ausschnitt von Spieler B, der am Zellen-WC die Schrauben lockert, auf ein Achtel. Die Aufmerksamkeit beider Spieler wird also auf das in dieser Situation Wichtigste gelenkt - auf die potenzielle Gefahr durch die Wärter.
A Way Out spielt oft mit dem Bild, teilt es horizontal, vertikal, in mehrere Ausschnitte oder eben gar nicht. Ich habe bislang kein Spiel erlebt, das den Splitscreen so elegant für seine Inszenierung einsetzt.
Natürlich geht das nur bei stark Story-getriebenen Koop-Spielen. Wäre ja auch blöd, wenn in einem Zombie-Shooter der eine plötzlich nur noch blind in den Himmel ballert, weil sein Bildausschnitt zu klein geworden ist.
Ich wünsche mir in Zukunft aber mehr Spiele wie A Way Out, also mehr Koop-Spiele, die tatsächlich eine spannende Geschichte erzählen. Gern auch wieder mit Splitscreen, wenn er so gut umgesetzt ist.
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