Seit der Demo hat Anthem jede Menge Kritik einstecken müssen, die zum Release am Freitag einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Aus dem Höhenflug der durchweg positiven Previews ist ein Sturzflug der negativen Reviews geworden. Damit der nicht in einer kompletten Bruchlandung BioWares endet, muss das Studio noch einmal ordentlich Hand an ihren Games as a Service-Titel legen.
Linda sitzt aktuell an unserem Test zum Action-Adventure, der euch morgen (26. Februar) ausführlich erklärt, was bei Anthem nicht funktioniert (und was dann doch).
Währenddessen habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, wo die größten Schwachstellen des Spiels legen, die noch verbessert werden können.
Weniger Ladezeiten
Im Vergleich zu anderen Games as a Service-Spielen wie Destiny sind die Ladezeiten in Anthem vielleicht nicht länger, dafür tauchen sie aber häufiger auf.
Vom Start einer durchschnittlichen Mission bis zum Ende gibt es in der Regel ein Minimum von vier Ladezeiten. Sogar, wenn wir in die Schmiede wollen, um unseren Javelin anzupassen, müssen wir einen (noch dazu unfassbar lieblosen) Ladebildschirm anstarren.
Hier sollte sich BioWare ein Beispiel an Bungie nehmen. Nicht nur, dass wir unseren Wächter ohne Wartezeit anpassen können, wir können ihn sogar während der Ladezeit bearbeiten - und die Wartebildschirme sind um einiges hübscher.
Bis BioWare sich um das Problem kümmert habe ich ein paar Vorschläge, was ihr derweilen machen könnt:
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Weg mit der Nachbeam-Mechanik
Während es in Anthem keine Möglichkeiten gibt, sich im Freeplay via Schnellreise zum eigenen Squad oder bestimmten Punkten auf der Karte zu teleportieren, wird die Beam-Mechanik im restlichen Spiel zum Überfluss genutzt.
Sind wir mit anderen in einer Gruppe, dann taucht mit jedem Location-Wechsel ein Fenster auf, das uns darauf hinweist, dass wir uns zu weit von unserem Team entfernt haben und in X Sekunden nachgebeamt werden.
Dieser Hinweis erscheint dauernd. Für noch mehr Frust sorgt aber die dann folgende Ladezeit, die uns noch langsamer ans Ziel bringt als wenn wir einfach weitergeflogen wären.
Abwechslungsreichere Feinde
Aktuell gibt es in Anthem nur eine Handvoll unterschiedlicher Gegnerklassen, über die wir wieder und wieder stolpern. Der Grind ist hier vor allem deshalb so ermüdend, weil sie kaum unterschiedliche Herangehensweisen erfordern.
Hier bräuchte BioWare eigentlich nur in die eigene Vergangenheit blicken, um zu wissen, dass es besser geht. Der Multiplayer von Mass Effect 3 bot beispielsweise zwar nur vier unterschiedliche Feindes-Klassen, allerdings waren die Unterklassen sehr abwechslungsreich und forderten verschiedene Taktiken. Von teleportierenden Banshees bis hin zu unsichtbar-werdenden Phantomen mit scharfen Schwertern oder Turret-reparierenden Engineers gab es eine Menge Herausforderungen.
Immerhin: Im Spiel teast BioWare eine weitere Feindesklasse an, die im Live-Service dazukommen dürfte. Hoffen wir, dass sie ein bisschen mehr Variation bringt.
Bessere Waffen
Waffen stehen nicht im Fokus von Anthem. Das verriet BioWare bereits bei meinem Besuch in Austin. Der Ansatz "Ausrüstung über Waffen" ist ein guter, der Anthem potenziell von Destiny abhebt. Leider dient er offenbar aber auch als Rechtfertigung für langweiliges Waffendesign.
Als Shooter funktioniert Anthem nur bedingt, denn das Waffenfeedback ist nicht sonderlich befriedigend und alle Waffen fühlen sich relativ identisch an - und sehen noch dazu ziemlich gleich aus.
Anthem braucht eine bessere Auswahl an Waffentypen und Möglichkeiten, die Waffen zu personalisieren. Was nützt mir der stylischste Javelin, wenn ich eine matschige Durchschnitts-AK an ihm befestigen muss?
Außerdem: Warum haben wir kein Schwert wie General Tarsis, BioWare?
Größere Javelin-Auswahl
BioWare hat bereits bestätigt, dass sie an weiteren Javlins arbeiten. Das ist auch gut so, denn aktuell finden sich in Anthem fast nur Storm- und Colossus-Spieler. Interceptor und vor allem Ranger trifft man im Spiel kaum.
Gerade der Storm hat es vielen Spielern durch seine Spezialfähigkeiten angetan, die sich einzigartiger anfühlen als die anderer Javelins.
BioWare sollte schnell einen Anreiz schaffen, auch mit anderen Klassen zu spielen, damit die Welt von Anthem nicht nur von den Magier-artigen Exo-Suits bevölkert wird. Denkbar wären dabei sowohl Verbesserungen der aktuellen Anzüge als auch komplett neue Javelins.
Auch hier könnte sich das Studio ein Beispiel an Destiny nehmen, die mit stark differenzierten Sub-Klassen für viel Abwechslung sorgten. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Javelin mit Bogen oder Schwert (um noch einmal auf den Punkt Waffen zurückzukommen).
Demnächst kein neuer Javelin: In der Roadmap für die nächsten 90 Tage ist bisher allerdings leider kein neuer Javelin aufgeführt.
Mehr Münzen als Belohnung
Wer den eigenen Javelin anpassen will, muss dafür blechen. Das passiert entweder durch die Ingame-Währung Münzen oder Splitter, die wir mit echtem Geld kaufen können.
Ein neues Anzug-Design kann dabei locker mit 61.000 Münzen oder 850 Splittern (rund 8,50€) zu Buche schlagen. Wer eine Textur will muss mit 12.000 Münzen oder 300 Splittern rechnen, ein Emote kostet 18.000 Münzen/400 Splitter.
Das sind stolze Preise in einem Vollpreistitel, der Anpassung so in den Vordergrund stellt. Vor allem, da sich die Münz-Belohnungen während des Spielens in Grenzen halten. Das Durchspielen der Story (inkl. einiger Nebenmissionen) brachte mir rund 100.000 Gold. Pro Mission gibt es rund 2.000 Münzen, ebenfalls spielende Freunde bringen einen Allianz-Bonus von ca. 2.000 - 3.600 Münzen.
Gerade bei dem abwechslungslosen Grind, den Anthem gerade bietet, ist das zu wenig. Hier sollte BioWare bald Abhilfe schaffen - durch mehr Münzen oder besser noch: durch bessere Quests.
Mikrotransaktionen
Billiger als befürchtet, aber noch immer teuer
Abwechslungsreiche Missionen
Das wohl größte Problem Anthems ist - neben der belanglosen Story, aber das Kind ist bereits in den Brunnen gefallen und da ertrunken - das Missionsdesign. Was in den ersten Stunden gerade durch das fantastische Javelin-Gameplay noch viel Spaß bringt, wird schnell zu einem drögen Grind, wenn bewusst wird, dass alle Missionen nach einem ähnlichen Schema verlaufen.
Im Grunde ist Anthem eine Anhäufung von Fetch-Quests, die gestreckt werden durch weitere Fetch-Quests, eine handvoll Rätsel und jede Menge Fliegen und Töten. Abwechslung suchen wir in den Weiten von Bastion vergebens.
Genau hier hat BioWare aber eine Chance, schnell nachzubessern. Anthem ist ein Games as a Service-Titel und bereits im Vorfeld hat das Studio häufig den Live-Service erwähnt. Dabei sind sie allerdings nie groß auf den Inhalt eingegangen, der uns nach dem Launch erwartet.
Mittlerweile gibt es eine Roadmap für die nächsten 90 Tage. Hier finden sich vor allem neue Freeplay-Events, Missionen und Strongholds - Content, den Anthem dringend benötigt.
Wichtig ist aber, dass diese nicht - wie bisher - ein Remix bekannter Missionen und Ideen gibt, sondern tatsächlich neue Ansätze. Einfach nur "mehr" vom selben kann das aktuelle Inhaltsproblem von Anthem nicht lösen.
Was müsste sich für euch bald in Anthem ändern, um das Spiel zu verbessern?
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