Als »300« im Jahr 2007 die Kinosäle überrollte, war die Kritik außer sich vor Zorn. So ein dummes, von Machophantasien getragenes und vor allem reaktionäres Werk könne man unmöglich gut finden, attestierte sie einstimmig. Die Zuschauer sahen dies jedoch anders. 300 wurde zur Sensation, spielte fast eine halbe Milliarde US-Dollar ein. Gekostet hat er nicht einmal ein Zehntel davon. Vor allem das Internet stürzte sich dankend auf die vielen denkwürdigen Steilvorlagen des Filmes.
Denn 300 war Kino in seiner pursten Form, rein auf Ästhetik und audio-visuelles Erleben getrimmt. Regisseur Zack Snyder, der sich später mit Watchmen als DER Mann für Comicverfilmungen entpuppe sollte, filmte Frank Millers Graphic Novel einfach Panel für Panel ab, behielt die stark stilisierte Bildsprache bei und fügte die in der Post-Matrix-Ära so beliebten Slow-Motion-Fahrten ein - fertig war der Kulthit.
Eine Fortsetzung war seit Langem im Gespräch, nur wollte Niemandem eine Story einfallen. Frank Miller hatte 300 als Einzelband angelegt. Auf Drängen Hollywoods zeichnet er seither an »Xerxes«, dem Nachfolgeband - erschienen ist das Werk bis heute nicht. 300: Rise of an Empire vermeldet in den Credits aber trotzdem lauthals, Millers neue Grahic Novel sei die direkte Vorlage gewesen. Erscheinen soll die irgendwann im Sommer.
Story ohne Anfang und Ende
Wer auch immer nun verantwortlich sein mag, für das, was in 300: Rise of an Empire rund anderthalb Stunden passiert, oder eher NICHT passiert, ist eigentlich vollkommen egal - zu erzählen hat er nämlich ohnehin nichts. Vielmehr ist dieses Sequel, das irgendwie weder Vorgeschichte, noch Weiterführung ist, sondern wie ein unentschlossener Einschub wirkt, nicht viel mehr als der filmgewordene Wunsch, aus dem Original noch möglichst viel Geld herauszuschlagen.
So hat 300: Rise of an Empire weder einen Anfang, noch ein wirkliches Ende. Die Geschehnisse verlaufen teils parallel zu 300. Während Leonidas und seine Muskeltruppe gerade am anderen Ende Griechenlands mit den Schilden rasseln, muss hier nun Themistokles - genialer Feldherr und Männermodel in Personalunion - den wahnsinnigen Gottkönig aufhalten. Große Teile davon unterhält er sich mit seinen Gefolgsleuten jedoch lediglich über den Stand von Leonidas' Feldzug.
Gibt es eine größere kreative Bankrotterklärung, als die handelnden Charaktere wie zum Beweis für die fehlenden Ideen, einfach den Vorgänger nur noch mal Revue passieren zu lassen? Man stelle sich Arnold Schwarzenegger vor, der in Terminator 2 vom Motorrad steigt und dem verdutzten John Connor dann erst einmal in aller Breite erzählt, was denn in Terminator 1 so alles passiert ist. Und dann diesen einfach kopiert.
In Langsam nur langweilig
Denn auch sonst ist 300: Rise of an Empire weitestgehend ideenbefreit. Natürlich lässt sich der ohnehin schon dünnen Handlung um Leonidas und Co. kaum mehr etwas beifügen - ging es doch schon dort weit mehr um den Wow-Effekt. Aber nun einfach nur den Handlungsort zu verschieben, weg vom Festland, hinein ins bitterkalte Nass der maritimen Kriegsführung, ist schon arg plump. Der Rest sind schöne Bilder und ellenlange Zeitlupen, die hier nun nicht selten sogar zu Standbildern einfrieren.
Würde man all die Slow-Motion-Mätzchen und ästhetisierten Zooms weglassen, Rise of an Empire wäre glatt 45 Minuten kürzer. Wie gesagt - das gilt für den Erstling natürlich auch, aber der hatte den Überraschungseffekt auf seiner Seite. Wenn hier nun mitten in einer geschmeidigen Kampfszene das Bild einfriert und literweise CGI-Blut auf die Kameralinse spritzt, dann haben das Fans alles schon einmal gesehen. Zumal der Effekt nach dem x-ten Mal nicht origineller wird.
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