25 Jahre Mega Drive - Das war Mega, Sega!

25 Jahre Mega Drive: Wir erinnern uns an Segas Höhepunkt einer wendungsreichen Unternehmensgeschichte. Und an den erbitterten Konsolenkrieg gegen Nintendo.

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Das Sega Mega Drive wird 25. Das Sega Mega Drive wird 25.

»Genesis does what Nintendon't!« - »Genesis tut, was Nintendo lässt!« Dieser markige Werbespruch belegt, dass Sega in den frühen 1990ern eine seltene Gelegenheit hatte.

Nämlich die Gelegenheit, sich über die Konkurrenz lustig zu machen, in Werbefilmen ein vor Selbstbewusstsein strotzendes Ego zur Schau zu tragen und den Heimkonsolen-Angstgegner Nintendo wenigstens ein Weilchen das Fürchten zu lehren. Was das Mega Drive - in den USA auf den Namen »Genesis« getauft, da der Markennamen Mega Drive bereits registriert ist - jedoch macht und Nintendo nicht, ist zunächst nur eines: auf den Markt kommen.

Während der Konkurrent nämlich wegen blendend laufender 8-Bit-Geschäfte und dem Beschreiten einiger Irrwege (wie einer geplanten Kompatibilität mit NES-Software) bei der Super-Nintendo-Konstruktion mit dem Einläuten der 16-Bit-Ära trödelt, arbeitet Sega unter Hochdruck an einer neuen Konsole, die das global weitgehend unbedeutende Master System beerben soll.

Vorbild Spielhalle

Den Sega-Ingenieuren kommt ihre bereits bestehende 16-Bit-Kompetenz zugute: Ab Mitte der 1980er nutzt Sega in Spielhallen-Automaten Motorolas 68000er-Prozessoren, die auch in Commodore Amiga und Atari ST stecken und als zentrale Bestandteile der Arcade-Hardware Sega System 16 spektakuläre Titel wie Shinobi, Golden Axe oder Alien Syndrome auf den Monitor bringen.

Das Mega Drive erscheint zwei Jahre vor dem SNES - und kommt doch zu spät. Das Mega Drive erscheint zwei Jahre vor dem SNES - und kommt doch zu spät.

Nur ein wenig zurechtgestutzt bildet das Sega-System-16-Board dann auch das Herz des Mega Drive: Neben dem Motorola 68000 arbeitet ein Z80 als Zweitprozessor in der Konsole.

Er ist wie in der Spielhalle für die Kontrolle eines Soundchip-Duos zuständig und sorgt zudem für Abwärtskompatibilität - mittels günstig zukaufbarem Master System Converter, der auf den Mega-Drive-Modulschacht gepflanzt wird, lassen sich Segas 8-Bit-Cartridges und -Cards in die neue Konsole stecken.

In puncto Palette (512 verschiedene Farben) und Sprites (bis zu 80 gleichzeitig) kann das Mega Drive mit den Arcade-Geschwistern (4096, 128) nicht ganz mithalten, sticht dafür jedoch die 8-Bit-Konkurrenz problemlos aus. Nicht aber eine Konsole, die technisch annähernd auf Augenhöhe und in Japan bereits etabliert ist: die PC-Engine von NEC.

Sega macht Superstar Michael Jackson zum kinderrettenden Helden eines Moonwalker-Automaten und einer feinen Umsetzung fürs Mega Drive. Sega macht Superstar Michael Jackson zum kinderrettenden Helden eines Moonwalker-Automaten und einer feinen Umsetzung fürs Mega Drive.

Obwohl das Mega Drive in der Heimat Ende Oktober 1988 und damit mehr als zwei Jahre vor dem Super Nintendo startet, kommt es doch zu spät: Wer das NES zu schwachbrüstig findet, zockt hier schon seit Monaten mit der NEC-Konsole, die sich gut gegen die Nintendo-Übermacht behauptet und dauerhaft auf dem zweiten Platz der Beliebtheitstabelle festsetzt.

Sega macht es der Konkurrenz allerdings auch leicht: Man bietet gerade mal zwei Starttitel, die mit Space Harrier 2 und Super Thunderblade zwar klangvolle Namen tragen und rasante Pseudo-3D-Optik auf den Bildschirm zaubern, an die Automatenvorbilder aber nicht heranreichen und auf Dauer allenfalls flache Action bieten.

Sega Mega Drive - Daten
Hersteller: Sega
Erscheinungsjahr: 1988
Veröffentlichte Spiele: etwa 900
Verkaufte Konsolen: bis zu 40 Millionen
Prozessoren: Motorola 68000-Prozessor mit 7,67 MHz (PAL: 7,61 MHz)
- Zilog Z80 (Soundchip-Steuerung und Abwärtskompatibilität)
- Grafik Video Display Processor (basierend auf Texas Instruments TMS9918)
- 320x224 Pixel (PAL: 320x240) max. Auflösung (doppelte Höhe Interlace-Modus)
- 512 Farben (61 gleichzeitig)
- 80 Sprites
RAM: 64 KB (plus 64 KB Video-RAM)
Spielemedium: Modul, CD-ROM

Vorteil Sega

Dank der massiven Unterstützung von Electronic Arts wird das Mega Drive zwischenzeitlich zur Lieblingskonsole der Amerikaner. Dank der massiven Unterstützung von Electronic Arts wird das Mega Drive zwischenzeitlich zur Lieblingskonsole der Amerikaner.

Während das Geschäft in Japan vor sich hin tröpfelt, nutzt Sega seinen Zeitvorteil und wagt den raschen Sprung in den Westen: Bereits im Sommer 1989 beginnt der Genesis-Verkauf in den USA, Ende 1990 kommt die Konsole schließlich zu uns nach Europa.

Auch in Nordamerika fehlen zunächst die zündenden Titel - die Umsetzung der Antiken-Prügelei Altered Beast ist technisch gelungen und durch weiches Parallax-Scrolling aufgepeppt, spielerisch ist das der Konsole beigelegte Modul aber ebenso dürftig wie die Handvoll weiterer Sega-Startspiele.

Erst im Jahr darauf zieht das amerikanische Mega-Drive-Geschäft massiv an. Zum einen, weil Sega zunehmend aggressiver wirbt, in pfiffiger Weise gegen die Konkurrenz schießt und der Konsole erfolgreich ein cooles und stylishes Image verpasst.

Zum anderen, weil diverse westliche Dritthersteller das Mega Drive ins Herz schließen und für eine breite Software-Unterstützung sorgen. Manche tun das zunächst ohne Lizenz - gegen Accolade (Star Control, Test Drive) führt (und verliert) Sega deswegen einen jahrelangen Rechtsstreit. Auch Electronic Arts lässt durch seine Ingenieure die Kopierschutzmechanismen der Konsole aushebeln.

Collector's Corner
Im Vergleich zum 16-Bit-Kollegen von Nintendo lässt sich beim Sega Mega Drive noch zu vertretbaren Preisen eine ansehnliche Sammlung mit spielerisch und historisch wertvollen Titeln aufbauen. Zusammen mit einer paar Modulen ist die Konsole schon für 30 Euro zu haben, mehr als 50 Euro solltet Ihr für ein originalverpacktes Gerät nicht in die Hand nehmen müssen. Lose Module gibt's reichlich und für Münzgeld, aber auch in Verpackung ist die Auswahl von Spielen für bis zu 10 Euro enorm.

Ultrarare, Hunderte Euro teure Titel gibt's natürlich auch: Mega Man The Wily Wars oder The Death and Return of Superman beispielsweise, zudem geht die Komplettierung der mit rund 40 Titeln recht überschaubaren 32X-Bibliothek ziemlich ins Geld. Auch für Hardware-Fans ist das Mega Drive ein spannendes und umfangreiches Sammelgebiet: In den Hauptmärkten sind jeweils zwei Varianten der Grundkonsole erschienen, daneben gibt's die Addons Mega-CD und 32X, das Mega-Drive-Handheld Nomad oder die Flugzeugkonsole Mega Jet. Schick und teuer ist das Sega Multi-Mega, das Konsole und Mega-CD in Form eines Discman-artigen, tragbaren Geräts kombiniert.

Disney-Spiele: Castle of Illusion Dank eines Lizenzabkommens mit Disney bringt Sega eine Handvoll zuckersüßer Jump&Runs auf seine Konsolen.

World of Illusion Die beiden Spiele Castle of Illusion und World of Illusion gibt es exklusiv nur für auf dem Mega Drive.

Etliche Publisher werden aber schon bald Lizenznehmer, die im Mega Drive eine dankbare Plattform für die Umsetzung ihrer 16-Bit-Heimcomputer-Software finden. Sega profitiert vor allem vom EA-Engagement: Zeitweise sind die Amerikaner für 50 Prozent des Mega-Drive-Spieleumsatzes verantwortlich, neben Umsetzungen von Computerspielen wie Budokan, Populous oder Faery Tale Adventure sorgt Electronic Arts mit virtuellem Road-Rash-Rowdytum oder den isometrischen Helikopter-Actionspielen der Strike-Reihe für einen kontinuierlichen und abwechslungsreichen Software-Strom.

Nicht zu vergessen die EA Sports-Titel, die das Mega Drive zum ultimativen Sportspiel-System machen: Die langlebige NHL-Hockey-Serie debütiert exklusiv auf der Sega-Konsole, PGA Tour Golf, John Madden Football, Bulls vs. Blazers und FIFA International Soccer bilden den Auftakt für das bunte Sportprogramm der folgenden Jahre.

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