Einer der berühmtesten Sprüche über Quantenphysik lautet vermutlich, dass jemand, der behauptet, sie verstanden zu haben, sie nicht versteht. Auch Albert Einstein, einer der berühmtesten Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts, hatte mit Quantenphysik und deren Details seine Probleme.
So war er zwar überzeugt, dass die Ergebnisse und Formeln korrekt waren, konnte sich aber nicht damit abfinden, dass Quantenphysik Effekte hervorruft, die auf Zufall oder auf die Anwesenheit eines Beobachters zurückzuführen sind. Seine Ansicht war: "Gott würfelt nicht".
Verborgene Variablen
Daher war er bis zum Ende seines Lebens davon überzeugt, dass es in der Quantenphysik "verborgene Variablen" geben müsse, die letztlich die seltsamen Eigenschaften der Quantenwelt auf herkömmliche Weise - mit Ursache und Folge wie in der klassischen Physik - erklären könnten.
Ein Beispiel war die Verschränkung von Teilchen, beispielsweise von Photonen oder Elektronen. Hier verhalten sich zwei Teilchen so, als hätten sie einen gemeinsamen, aber bis zu einer Messung nicht festgelegten quantenphysikalischen Zustand.
Wird bei einem Teilchen dann eine Eigenschaft gemessen, zum Beispiel ein bestimmter Eigendrehimpuls (Spin), so steht ohne Zeitverlust fest, dass das andere Teilchen einen entgegengesetzten Spin haben muss. Das gilt auch dann, wenn zwischen beiden Teilen eine Entfernung liegt, bei der eine Informationsübertragung selbst in Lichtgeschwindigkeit zu langsam wäre.
Spukhafte Fernwirkung
Vor der Messung besitzen beide Teilchen aber einen "überlagerten Zustand" beider Spin-Arten und erst die Messung eines Teilchens (und nach manchen Deutungen damit ein Beobachter) legt den Zustand beider Teilchen fest. Wie das andere Teilchen anscheinend überlichtschnell erfährt, dass das erste Teilchen gemessen wurde, gehört zu den Problemen, die Einstein "spukhafte Fernwirkung" nannte und durch verborgene Variablen lösen wollte. Erst 1964 und damit lange nach Einsteins Tod entdeckte John Bell eine Möglichkeit, die Existenz solcher Variablen zu testen.
Die negativen Resultate schienen die Ansicht von Einstein zu widerlegen - doch andere Forscher entdeckten noch eine Möglichkeit, die verborgenen Variablen zu retten. Denn Bells Experiment setzt zufällige Einstellungen von Filtern voraus, die nur Lichtteilchen mit bestimmter Polarisation durchlassen. Doch wenn die "zufälligen" Einstellungen durch unbekannte Variablen bestimmt würden, die den Zufallsgenerator beeinflussen und damit der Zufall keiner mehr ist, könnte Einsteins Ansicht noch immer korrekt sein.
Zufall oder nicht?
Daher setzten Forscher laut Spektrum bei einem neuen Experiment Ende 2016 auf ein Browserspiel, bei dem das abwechslungsreiche Drücken der Zahlen 0 und 1 belohnt wurde. Im Big Bell Test (immer noch aktiv) gab es auch mehrere Level und sogar Endgegner.
In nur zwölf Stunden nahmen rund 100.000 Spieler an diesem Test teil. Die gedrückten Tasten wurden als 0 und 1 an Forschungszentren übertragen, die den Datenstrom dann für ihre Zufallsgeneratoren nutzten. Die Experimente bestätigten erneut, dass es keine verborgenen Variablen geben kann und widerlegten Einstein mit der Hilfe von 100.000 Gamern.
Videospielsucht
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Allerdings ist es in der Wissenschaft üblich, dass auch neue Ergebnisse immer wieder angezweifelt werden, um eine als widerlegt geltende Theorie zu retten - solange dafür Schlupflöcher entdeckt werden. Nach dem Gamer-Experiment bleibt aber nur noch die Möglichkeit, dass irgendjemand oder irgendetwas die Tastendrücke aller Gamer exakt vorab festgelegt und damit auch den Datenstrom bestimmt hätte.
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