Bislang waren Mircosofts Xbox-Konsolen und Windows-PCs weitgehend eigenständige Ökosysteme. Wie der Guardian berichtet, hat Xbox-Chef Phil Spencer auf einem Presse-Event in San Francisco in der vergangenen Woche angekündigt, dass sich das in Zukunft drastisch ändern wird. Die beiden Plattformen sollen über die so genannte »Universal Windows Platform« (UWP) vereint werden, gleichzeitig könnte es für die Xbox-Konsole wesentlich häufiger als bisher neue Hardware-Generationen geben.
"»Ein komplettes Spiele-Ökosystem für Universal Windows Apps aufzubauen ist unser klarer Fokus.«"
So Spencer. Dass der PC und die Xbox sich näherkommen sollen, ist dabei schon länger bekannt und in Teilen auch schon von Microsoft umgesetzt worden, etwa in Form der Xbox App für den PC, die unter anderem das Streamen von Xbox-Spielen auf einen Windows 10-Rechner erlaubt. Bislang mussten Programmierer aber immer noch verschiedene Versionen ihrer Spiele für den PC und die Konsolen oder auch für Mobilgeräte veröffentlichen (beziehungsweise fertige Versionen entsprechend anpassen), und genau das soll sich mit den Universal Windows Apps (UWA) in Zukunft ändern.
PCs können allerdings bekanntermaßen aus völlig unterschiedlichen Komponenten bestehen und sie werden mit der Entwicklung neuer Hardware wie Grafikkarten und Prozessoren potenziell von Jahr zu Jahr immer schneller, während eine Konsolengeneration normalerweise viele Jahre lang auf exakt identische Hardware setzt, deren Nutzung nur softwareseitig optimiert wird. Damit die Xbox dennoch mittel- und langfristig mit dem PC bei der Handhabung von Universal Windows Apps mithalten kann, dürfte eine deutlich schnellere Iteration neuer Konsolen-Generationen unumgänglich sein, wobei gleichzeitig die Kompatibilität zu alten Spielen dank UWAs gewährleistet bleiben soll.
"»Wir glauben, wir werden mehr Hardware-Innovationen im Konsolen-Bereich sehen als jemals zuvor. Wir werden innerhalb einer Generation neue Hardware herausbringen und Spiele können dank UWAs sowohl auf den alten als auch auf den neuen Geräten laufen.«"
Gleichzeitig betont Spencer, dass der PC dabei eine sehr wichtige Rolle einnimmt – schließlich würden 40 Prozent aller Windows 10-Nutzer auch Spiele spielen. Bislang tun sie das allerdings größtenteils über Spieleplattformen wie Steam, Origin oder Uplay, was im Fall der UWAs nicht mehr möglich sein wird: Ihr Vertrieb soll nach aktuellem Stand ausschließlich über den Windows Store laufen, da sie an dessen Universal Windows Plattform gebunden sind. Wie gut das Spielen darüber funktioniert, haben die Kollegen der GameStar bereits anhand des Beispiels Rise of the Tomb Raider in einem ausführlichen FAQ-Artikel näher beleuchtet - und sind dabei auf einige störende Einschränkungen wie begrenzten Zugriff auf die Spieldateien und erzwungenes V-Sync gestoßen.
Hier gelobt Spencer zwar für die Zukunft klar Besserung und erwähnt dabei auch konkret das V-Sync-Problem, ob das aber mögliche Vorbehalte gegenüber dem Windows Store in Anbetracht anderer negativer Beispiel wie der laut Berichten im Internet auf dem PC mehr schlecht als recht laufenden Ultimate Edition von Gears of War aus der Welt schaffen kann, darf bezweifelt werden. Für Xbox-Spieler dürfte dagegen die deutlich drängendere Frage sein, wie häufig die Konsolenhardware sich ändert und vor allem, zu welchem Preis ein Wechsel jeweils möglich sein wird.
Auch für die Entwickler hat das Konzept der UWAs weitreichende Folgen. So können sie ein Spiel einerseits für eine einzige Plattform entwickeln, die auf vielen verschiedenen Endgeräten läuft. Andererseits ist es aber nicht mehr wie bei den bisherigen Xbox-Konsolen möglich, sich darauf verlassen zu können, für exakt identische Hardware zu programmieren. In diesem Punkt wird die Xbox in Zukunft wohl eher an Valves Steam Machines erinnern, die ja ebenfalls aus unterschiedlicher Hardware bestehen können und die mit Steam gleichzeitig primär auf eine zentrale Vertriebsplattform setzen.
Die Entwicklung von Universal Windows Apps stellt Microsoft dabei jedem offen, entsprechende Tools und Anleitungen können über http://dev.microsoft.com ohne Lizenz oder eine explizite Genehmigung heruntergeladen und genutzt werden. Wer seine App allerdings vertreiben will, der muss sich registrieren und den Windows Store mitsamt seinen Nutzungsbestimmungen verwenden.
Das klingt nach einem sehr geschlossenen System, was sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringen kann. So soll es reichen, ein Spiel für ein Gerät wie die Xbox oder den PC zu kaufen – spielen darf man es auf allen Windows Store-kompatiblen Plattformen. Auch gemeinsames Spielen über verschiedene Geräte (»cross-platform«) ist ein denkbarer Pluspunkt, allerdings dürften Microsofts Pläne mit den Universal Windows Apps bei vielen eher unangenehme Erinnerungen an das gescheiterte »Games for Windows«-Programm hervorrufen.
Wann diese Zukunftspläne konkret in die Tat umgesetzt werden, ist noch nicht bekannt, die ersten exklusiv für den Windows Store reservierten Spiele wie Quantum Break werden aber bereits im Laufe des Jahres erscheinen.
Quelle: The Guardian
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