Wie kürzlich berichtet (The Legend of Zelda - Netflix plant angeblich TV-Umsetzung als Realfilm-Serie), arbeitet der amerikanische Streamingriese Netflix an einer TV-Serie zu The Legend of Zelda. Klar, das gab's schon in den 80er-Jahren, doch diesmal soll es kein billig produzierter Samstagmorgen-Cartoon werden, sondern eine Realserie. Netflix möchte offenbar ein familienfreundliches Game of Thrones auf die Beine stellen.
Und warum sollte man sich durch Dutzende von Fantasyromanen und Comics quälen, um eine geeignete Vorlage zu finden, wenn man dafür eine weltweit so bekannte und zugkräftige Lizenz wie Zelda ergattern kann? Angeblich arbeitet Netflix eng mit Nintendo zusammen, um die Serie dicht an der Vorlage zu halten. Doch mal ganz ehrlich: Kann das wirklich gut gehen, wenn man sich vor Augen hält, was den Reiz der Spielereihe eigentlich ausmacht?
Hier werden relativ simple Geschichten erzählt, deren Inhalt Stoff für maximal fünf TV-Folgen liefert. Die Faszination liegt im Erkunden der Spielwelt und dem Lösen von Rätseln. Der Spieler erobert nacheinander neue Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die er clever einsetzen muss, um die Hürden zu überwinden, die ihm in den Dungeons (und in der Oberwelt) in den Weg gestellt werden. Wie soll man das in einer Serie einigermaßen packend umsetzen?
Düster-Fantasy statt Comicwelt?
Logisch: Um eine Zelda-Serie anschaubar zu machen, muss man sich komplett auf die Fantasythematik konzentrieren. Dem Helden dabei zuzuschauen, wie er durch Tempel hüpft und Schalterrätsel löst, wird nämlich sicher keine Einschaltquoten bringen. Doch um aus den simplen, beinahe nebensächlichen Geschichten des Zelda-Universums eine spannende Serie mit zusammenhängenden Folgen zu machen, muss man das Konzept umstricken.
Das bedeutet, im Prinzip alles über Bord zu werfen, was die Spiele spielenswert macht und die Story großzügig auszuschmücken. Ob dieses Prinzip funktionieren könnte, darf jeder anhand der ähnlich gelagerten Resident-Evil-Kinoreihe selbst entscheiden. Auch der kunterbunte Look der Vorlage wird bei einer TV-Serie sicher nicht ohne weiteres machbar sein, ohne entweder billig oder unfreiwillig komisch auszusehen.
Was wäre hier der logische Schritt? Klar: Netflix könnte sich von den düsteren Fantasywelten eines Der Herr der Ringe oder Game of Thrones inspirieren lassen. Doch passt so eine (im weitesten Sinne) geerdete Welt zu Nintendos märchenhafter Action-Adventure-Reihe? Nein, keine gute Idee, wie ich finde.
Spielmechanik kommt vor Story
Etwas Ähnliches hat Nintendo bereits in den 90er-Jahren mit der arg düster geratenen und meilenweit von der Vorlage entfernten Kinoadaption von Super Mario Bros. versucht und ist damit gehörig ins Fettnäpfchen getreten. Nintendospiele und Realverfilmungen passen einfach nicht zusammen, weil Big-Ns Spiele dankenswerterweise eben sehr darauf bedacht sind, einfach nur Spiele zu sein.
Das zeigt sich ja schon beim Namen des Helden: Link ist das englische Wort für Bindeglied. Die Heldenfigur in Zelda ist also nichts anderes, als die weitgehend profillose Verbindung des Spielers in die Spielwelt. Zudem gibt es in beinahe jedem Teil der Reihe eine völlig neue Inkarnation des grüngewandeten Bübchens, deren Aufgabe es ist, uns durch die für neue Spielmechaniken und Rätsel entworfene Welt zu führen.
Wie will man so eine Figur in der Verfilmung charakterisieren? Nintendo legt einfach mehr Wert auf perfekt funktionierende Spielmechaniken, statt sich wie andere Publisher darin zu verzetteln, audiovisuelle Erlebnisse zu schaffen. Eine Geschichte, die man verfilmen könnte, ist deshalb meist nur rudimentär vorhanden.
Und falls meine Argumente gegen eine Zelda-Serie noch nicht reichen, bleibt immer noch Nintendos Totschlagargument, mit dem man bis heute das Fehlen von Sprachausgabe in den Zelda-Spielen erklärt: Was, wenn der Fan sich Links Stimme (oder im Fall der TV-Verfilmung sein Aussehen) ganz anders vorgestellt hat und dann enttäuscht ist? Deshalb gilt im Zweifel: lieber bleiben lassen!
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