Ob nun PlayStation 5 oder Xbox Series X - Die Vorbestellerkontingente der Next-Gen-Konsolen sind rasant abverkauft. Und selbst wenn ihr es unter die wenigen glücklichen Erstkäufer schafft, ist eine pünktliche Lieferung am Erscheinungstag nicht gewährleistet. Offenbar wurde ein Ladenverkauf seitens Sony sogar verboten, da die Nachfrage schlicht nicht abgedeckt werden kann.
Wir kennen das schon: Diejenigen, die bereits in der Vergangenheit Konsolen-Launches miterlebt haben, werden diese News-Headlines schon kennen. Die kommende Next-Gen unterscheidet sich da nicht großartig von den Generationen zuvor. Zumindest bis auf eine kleine Ausnahme: Microsofts Xbox Series S, die durchgängig bei allen großen Versandhändlern verfügbar ist.
Produktionsengpässe: Gibt es genug Next-Gen-Konsolen für alle?
Vor einiger Zeit berichtete Bloomberg, dass Sony bei der Produktion der PS5 Einschnitte hinnehmen muss. Maßgeblich dafür verantwortlich soll die APU von AMD sein, deren Fertigung wohl Probleme verursacht. Ein Dementi folgte prompt, allerdings besagt die jahrelange Erfahrung auch, dass eine Korrektur der erwarteten Produktionszahlen nach unten ein relativ gewöhnlicher Vorgang wäre, denn neue Chip-Architekturen stellen die Lieferanten immer wieder vor Herausforderungen.
Insbesondere die Grafikeinheit rückt in den Fokus, da es sich um kein Massenprodukt handelt. Weder bei PC-Hardware, noch bei mobilen Endgeräten ist die RDNA2-Architektur erprobt. Im direkten Vergleich zum Vorgänger hat sich darüber hinaus einiges getan. Dedizierte Ray-Tracing-Einheiten arbeiten in den Rechenkernen der GPU, das Leistungsniveau pro Watt ist sprungartig angestiegen und moderne Features, wie das Streamen von Assets direkt von der NVMe-Festplatte, wurden implementiert.
Die Series S als Ass im Ärmel bei Chip-Engpässen
Prozessoren entstehen in hochgradig komplexen Verfahren, bei denen, vereinfacht ausgedrückt, eine Maske der Schaltkreise auf eine Siliziumscheibe (Wafer genannt) gedruckt wird. Die überstehenden Ränder werden danach herausgeätzt. Es folgen noch unzählige weitere Fertigungsschritte, aber schon hier entstehen feinste Ungleichmäßigkeiten, die dafür sorgen, dass eine hohe Anzahl der produzierten Chips nicht verwendet werden kann.
Die Ausbeute pro Wafer wird mit jedem weiteren Schritt geringer und bereits der kleinste Makel kann zum Ausfall eines Rechenkerns oder sogar des gesamten Prozessors führen - schlecht, wenn hier eigentlich High-End-Geräte produziert werden sollen.
Cleveres Prozessor-Recycling: Im Gegensatz zu einer CPU besteht eine GPU aus zigtausend Rechenkernen, deren Verbund (bei AMD "Compute Units" getauft) sich deaktivieren lässt, sollten sie mängelbehaftet sein. Hier kommt das Konzept der Xbox Series S ins Spiel. Fallen während der Produktion der Series-X-GPU Chips ab, die keine 52 vollfunktionalen CUs bereitstellen, landen diese nicht wie üblicherweise im Müll, sondern können weiterverwendet werden, denn die Series-S-Mindestanforderungen fallen deutlich geringer aus.
Auf 20 funktionale Compute Units sowie 1,565 GHz Basistakt muss es ein Chip bringen, um in Betracht gezogen zu werden. Letzteres hängt ebenso von der Fertigungsqualität ab. Die Vermutung liegt also sehr nah, dass Microsoft mit diesen Spezifikationen einen Punkt gefunden hat, der nicht nur ausreichend Performance für Full-HD und 1440p gewährleistet, sondern auch gleichzeitig die Ausbeute verwendbarer Chips je Silizium-Wafer immens ansteigen lässt, so dass deutlich mehr Series-S-Konsolen in den Umlauf gelangen als Series-X-Exemplare.
Bestätigt die Leistung der CPU die Probleme mit RDNA2? Einen weiteren Hinweis darauf, dass die GPU der Knackpunkt in der Produktion sein könnte, liefert das verwendete CPU-Chiplet der Series S gleich mit. Dieses taktet nämlich nur 200 MHz niedriger als ihr Series-X-Pendant und verfügt ansonsten über exakt dieselben Leistungsdaten. Da die Hersteller seit über einem Jahr mit der Zen-2-Architektur vertraut sind, erscheint es logisch, dass eine hohe Qualität hier mittlerweile Standard ist.
Gesonderte Produktionslinie als Alternative:
Selbstverständlich könnte Microsoft für den Chip der Series S auch eigene Fertigungskapazitäten bei den Fabriken von TSMC gebucht haben. Ein kleineres Chiplet mit weniger Compute Units würde dafür sorgen, dass mehr Exemplare auf einen Wafer passen, da die Abmessungen nach unten skalieren würden. Im Umkehrschluss sinkt dann allerdings auch wieder die prozentuale Ausbeute, da weniger Spielraum für Fehler vorhanden ist. Ein Blick auf verbaute Hardware oder konkrete Daten zur Series-S-APU würden eine genauere Einschätzung ermöglichen, bisher gibt sich Microsoft aber schweigsam.
PS5: Geringe Chip-Ausbeute für Sony
Die Hardware der PlayStation 5 ist ebenso komplex wie die der Xbox Series X. Zwar werden "nur" 36 Compute Units bei der GPU eingesetzt, jedoch muss der Prozessor einen garantierten Takt von 2,23 GHz halten, damit er verwendet kann. Stromführende Komponenten werden davon so stark belastet, dass es extrem schwierig ist, das System stabil zu halten. Dementsprechend engmaschig fällt die Selektion der Grafik-Chiplets aus.
Bei der PlayStation 5 müssen wir daher davon ausgehen, dass die Chip-Ausbeute in den ersten Produktionsmonaten eher gering ausfällt. Zumal ja auch die "Digital"-Variante mit hocherlesenen Chips bestückt werden möchte. Eine "Ausweich-Konsole" wie die Series S hat Sony dabei nicht. Wenn PS5 und Xbox Series X also in Produktionsschwierigkeiten geraten, gibt es dann immer noch die Series S als Nutznießer, die die Lücke füllt.
Überbrückungskonsole oder echte Alternative?
Derweil könnten sich viele potenzielle Käufer, die nicht unbedingt einen der PS5-Exklusivtitel zum Launch spielen wollen, für die Series S entscheiden. Besonders in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation in den USA während der anhaltenden Corona-Krise und den attraktiven Abo-Modellen seitens Microsoft, könnte eine leise 300 Euro-Konsole, die genug Leistung für gängige Jugendzimmer-TVs bereitstellt, genau den Nerv der Zeit treffen.
Was haltet ihr von der Series S? Erwägt ihr den Kauf der günstigen GamePass-Konsole?
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