Microsoft: Eingeknickt
Böse Menschen bezeichnen die Xbox One inzwischen als Xbox 1080, benannt nach der dreifachen Drehung mit dem Skateboard, die selbst absolute Profis nur selten erfolgreich »stehen«. Tatsächlich kann einem bei den häufigen Kehrtwendungen der Microsoft-Strategen leicht schwindelig werden. Egal ob Onlinezwang, Gebrauchtspiel-Verbot oder eben jetzt Kinect-Wegfall - stets stellten sich die Verantwortlichen zunächst breitbeinig hin und verkündeten ewige Wahrheiten, nur um dann unter dem Druck der Spielerschaft einzuknicken.
Special: Die gestrichenen Features der Xbox One
Obwohl: Im Fall von Kinect dürften es eher die sehr guten Verkaufszahlen der PlayStation 4 gewesen sein, die Microsoft zum Handeln - also zu einer Preissenkung - gezwungen haben. Ohne Kinect kann auch die Xbox One unter die magische 400-Dollar-Schwelle gedrückt werden, damit ist sie hoffentlich konkurrenzfähig mit Sonys Wunderkiste.
In genau diesem vermeintlichen Gleichstand liegt jedoch nun das große Risiko für Microsoft: Der Xbox One ohne Kinect fehlt die Abgrenzung zur PlayStation 4. Beides sind NextGen-Konsolen, beide haben die gleichen Multiplattform-Titel, beide liefern ungefähr dieselben Zusatzangebote (z. B. Video-Apps), beide kosten sie knapp 400 Dollar bzw. Euro. Dass die Xbox One technisch etwas schwächer als die PlayStation 4 aufgestellt ist, dürfte bei dieser Gegenüberstellung zudem nicht gerade hilfreich sein.
Für welche Konsole man sich als Spieler nun entscheidet, hängt in Zukunft einzig und allein von den Spielen ab. Auf welchem Gerät sehen Multiplattform-Projekte am besten aus? Und - noch wichtiger - wo gibt es die besten Exklusivtitel? Reicht ein Halo 5 oder ein Forza Horizon 2, um den Kauf einer Xbox One zu rechtfertigen? Oder hat Microsoft noch weitere Software-Asse im Ärmel, die auf der E3 2014 gespielt werden?
Fazit
Markus Schwerdtel: Dass ich als Launch-Käufer der Xbox One vor gerade mal einem halben Jahr zwangsweise 100 Euro für einen Kinect-Sensor bezahlt habe, den ich in Zukunft auch einfach weglassen kann - geschenkt, so ist das nun mal bei uns Early Adoptern.
Allerdings fällt es mir langsam schwer, den Aussagen von Microsoft noch Glauben zu schenken. Haben die mir nicht eben grade noch erzählt, dass die Zukunft des Spielens eng mit Kinect verbunden ist? Und jetzt geht es plötzlich auch ohne? Und warum hat man nicht schon viel früher, am besten noch vor dem Start der Konsole, auf die Spieler gehört und gleich eine Kinect-lose Version angeboten, wenn es doch nun offenbar ohnehin wurscht ist? Da haben wohl unerwartet schlechte Verkaufszahlen die Microsoft-Oberen von ihrer leicht arroganten »Wir wissen was gut für euch ist«-Taubheit geheilt.
Dabei ist die Kinect-Streichung meines Erachtens ja keineswegs logisch und unvermeidbar. Vielmehr hätte man alle Ressourcen (Entwickler! Geld!) auf dieses Alleinstellungsmerkmal werfen müssen und endlich, endlich ein vernünftiges, echtes Spiel für den Sensor präsentieren sollen. Mit einer richtigen Killer-Application kann man auch 100 Euro teure Zusatz-Hardware an den Mann bringen.
Ja, wenn Microsoft seine Karten richtig gespielt und mehr Durchhaltevermögen gezeigt hätte, dann wäre die Xbox One vielleicht das geworden, was die Wii in der letzten Hardware-Generation war - nämlich extrem erfolgreich dank ungewöhnlicher Konzepte. Allerdings hat Microsoft das nicht geschafft und sich offensichtlich dazu entschlossen, die Konsole als Gegenspieler zur PlayStation 4 zu positionieren. Ob das klug ist, wage ich zu bezweifeln.
Denn nun kommt es umso mehr auf die Spiele an, die Microsoft und Sony auf der E3 2014 präsentieren werden. Bei nahezu gleichen Startpositionen in Technik und Preis sind es am Ende die Exklusivtitel, die über Wohl und Wehe einer Konsole entscheiden. Und da muss Microsoft nun schon besonders gute Karten auf den Tisch legen, um den Vorsprung von Sony noch einzuholen.
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