Die Xbox-Erfolge bekommen eine Neuerung, die auch bei PS4/PS5-Trophäen dringend nötig ist

Gamerscore und Trophäen gibt es dank schundiger Spiele im Xbox- und PlayStation-Store beinahe zum Nulltarif. Microsoft will dem Treiben nun Einhalt gebieten.

Auf der Xbox bekommt ihr bald nicht mehr (so viel) Gamerscore hinterhergeschmissen. Auf der Xbox bekommt ihr bald nicht mehr (so viel) Gamerscore hinterhergeschmissen.

Schrottige Shovelware, also schlecht entwickelte Spiele, mit denen wir (beziehungsweise die virtuellen Schaufenster von Xbox- und PSN-Store) zugemüllt werden, gibt es quasi wie Sand am Meer. Sie können innerhalb kürzester Zeit zusammengebastelt werden und haben eigentlich kein wirkliches Verkaufsargument.

Mit Ausnahme des leichten Freischaltens von Gamescore und Platintrophäen.

Microsoft hat sich diesem nervigen Phänomen nun angenommen und neue Richtlinien entworfen, die den Gamerscore-Köderern den Garaus machen sollen.

Neue Regeln sollen Gamerscore-Schleudern verhindern

Mit der Xbox 360 hat die spielübergreifende Jagd nach Erfolgen damals so richtig angefangen, Spieleentwickler*innen habe sich aber lange mit dem überschwänglichen Freischalten von Erfolgen als "Spielinhalt" zurückgehalten.

In jüngster Zeit schafften es jedoch immer mehr Titel in den Xbox Store, die sich primär über den Gamerscore-Boost verkauften, zum Teil sogar ohne, dass Eingaben seitens der Käufer*innen vorgenommen werden mussten.

Ein Beispiel wäre etwa Aabs Animals, ein… naja, sagen wir mal großzügig "Spielchen", in dem Gamerscore-Jäger*innen lediglich eine schlecht animierte Katze für 1.000 Sekunden anstarrten.

Das war’s – Plop, 1.000 Gamerscore.

Mehr gibt es in Aabs Animals nicht zu sehen. Mehr gibt es in Aabs Animals nicht zu sehen.

Ein anderer Publisher vertrieb Spiele mit per Tastenkombination aufrufbaren Level-Skips, die allesamt jeweils 100 Gamerscore einbrachten. Gespielt werden musste also nicht.

Diese Möglichkeit wurde jedoch gepatcht, womöglich aufgrund neuer Richtlinien, wie die Gamerscore-Seite True Achievements in Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet. Die am Indie-Programm von Xbox teilnehmende Person verriet, dass Microsoft die Regularien für Erfolge um folgende Kriterien erweitert hat:

  • Alle Erfolge dürften nicht mehr innerhalb von Minuten nach dem Spielstart freigeschaltet werden
  • Das Freischalten von Erfolgen setzt voraus, dass der Spielinhalt erkundet wird und Spieler*innen sich damit auseinandersetzen
  • Erfolge dürfen nicht mehr ohne oder mit minimalen Tasteneingaben errungen werden, es sei denn, das Kern-Gameplay des Spiels verlangt es

Erfüllt ein Spiel einen der aufgelisteten Punkte, fällt es beim Zertifizierungsprozess durch. Eine quasi von selbstablaufende Visual Novel wie Weeping Willow (bei der sich der Text auch noch extrem beschleunigen lässt) dürfte demnach nicht mehr mit freischaltbaren Erfolgen erscheinen. Ein kurzes und simples Puzzle-Game wie Peachy Boy hingegen schon.

Peachy Boy schmeißt euch auch innerhalb von Minuten 1.000 Gamerscore entgegen, bietet aber immerhin ein bisschen Jump n Run-Gameplay, könnte also auch länger gehen. Ein mögliches Schlupfloch? (Bildquelle: CheevoGuides Youtube) Peachy Boy schmeißt euch auch innerhalb von Minuten 1.000 Gamerscore entgegen, bietet aber immerhin ein bisschen Jump 'n' Run-Gameplay, könnte also auch länger gehen. Ein mögliches Schlupfloch? (Bildquelle: CheevoGuides / Youtube)

Mit ein bisschen Aufwand dürfte es also immer noch leicht sein, den Gesamt-Gamerscore im Profil innerhalb kürzester Zeit (und entsprechenden Budget) zu boosten, komplette Graupen ohne jegliche Form von Gameplay werden wir aber wohl nicht mehr sehen.

Wie sieht es aktuell auf PS4 und PS5 aus?

Der PlayStation Store wird noch immer mit Shovelware überflutet, die nur dafür existiert, euch schnell eine Platintrophäe zu verleihen. Und das ungeachtet der Tatsache, dass Sony einen umfangreichen Katalog an Sanktionen für duplizierte Inhalte ausgearbeitet hat, die aber scheinbar nur rudimentär greifen.

So fanden wir auf Anhieb zahlreiche Neuerscheinungen, in denen es einzig darum ging mit wiederholten Tastendrucken Bieber, Pferde und Katzen zu streicheln beziehungsweise Döner, Donuts und Co. springen zu lassen.

Ach, Leute, wie kann der ganze Streichelkram denn über den Strokes sein!? Ach, Leute, wie kann der ganze Streichelkram denn über den Strokes sein!?

Immerhin sind wir seltener auf identische "Nitro" und "Turbo"-Kopien gestoßen. Ein kleiner Fortschritt, der aber kaum verdecken kann, wie stark der Status einer hohen Anzahl an Platintrophäen eingebüßt hat.

Wie viel ein riesiger (natürlich auf ehrliche Weise erarbeiteter) Platin-Count in der Realität wert wäre, haben wir übrigens hier herausgefunden:

Was, wenn Microsofts Regeländerungen auch nichts bringen?

Auf der Xbox könnte es natürlich genauso laufen wie auf der PlayStation, sprich: Die Studios, die sich über Gamerscore-Shovelware finanzieren, werden Schlupflöcher finden. Dann dauert das Freischalten eben keine fünf Minuten, sondern zwanzig.

Wie absurd schnell bereits jetzt ein hoher Score angesammelt werden kann, zeigt ein "Speedrunner", der versucht, innerhalb kürzester Zeit die Million zu knacken.

800.000 Punkte hat er laut Statistik innerhalb von zwei Monaten mit belangloser Shovelware gehamstert. Ihr seht also: Können steckt mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr hinter einem hohen Score, sondern wenn überhaupt nur noch hinter prestigeträchtigen, einzelnen Spielen.

Hand aufs Herz: Habt ihr euch schon einmal ein Spiel gekauft, um euren Gamerscore zu boosten?

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