Eine der größten Überraschungen der diesjährigen Game Awards war die Ankündigung eines Wonder Woman-Spiels von Monolith, dem Entwicklerteam von Mittelerde: Schatten von Mordor und Mittelerde: Schatten des Krieges
Es wird höchste Zeit, dass die Amazone endlich ihr eigenes Spiel bekommt. Und die perfekte Vorlage für ein Wonder Woman-Spiel gibt es ja bereits: God of War. Wir schauen, warum Wonder Woman sich einiges vom Götterepos rund um Kratos abschauen sollte, welche Abenteuer der Amazone wir gerne spielen würden und wie das Ganze überhaupt aussehen könnte.
Ein Wonder Woman-Videospiel? Das wurde aber auch Zeit!
Wonder Woman hat es nicht leicht: Nach zahlreichen Abenteuern wurde die übermenschlich starke Amazone in All-Star Comics #12 (August 1942) endlich in die Justice Society, den Vorläufer der Justice League, aufgenommen – als Sekretärin. Kein Scherz.
"Zum Glück sind diese Zeiten längst vorbei!", will man rufen - aber stimmt das? Wonder Woman hat noch immer Probleme, aus den Schatten ihrer Superkollegen zu treten: Als Spider-Man, Batman und Co. schon lange in den Kinos erfolgreich waren, überlegte man bei Warner Bros. noch, ob die Welt für einen Wonder Woman-Film wirklich bereit sei. Da flimmerten die Guardians of the Galaxy mit ihren sprechenden Waschbären und Baummännern übrigens schon längst über die Leinwand. Aber klar, eine weibliche Superheldin ist wirklich zu gewagt.
Lukas Elstermann
@ThatLukasElster
Lukas ist begeisterter Comicfan und unterrichtete die Geschichte des frühen amerikanischen Comicbuchs, in der Wonder Woman natürlich eine wichtige Rolle spielt, auch ein Semester lang an der Humboldt-Universität. Auf das Wonder Woman-Spiel ist er besonders gespannt, da Wonder Woman eine vielschichtige und vor allem, vielseitige Figur ist. Ihre Entstehungsgeschichte wurde im Laufe der Zeit immer wieder umgeschrieben, das Spiel könnte also in viele verschiedene Richtungen gehen. Außerdem ist Wonder Womans Heimat Themyscira einer der spannendsten Orte, der sich in Superhelden-Comics finden lässt - wieso durften wir dort nicht schon früher hinreisen?
Dabei ist Wonder Woman eine fantastische Figur. Besonders großartig: Sie hat keine “Origin Story”, also keine gesetzte Entstehungsgeschichte. Bei Spider-Man gibt es Onkel Bens Tod, bei Batman den Mord an seinen Eltern, aber Wonder Woman fehlt dieser eine Schicksalsmoment, der ihren Weg zur Heldin fortan bestimmt. Das macht sie als Figur so vielseitig: Sie lernt ständig Neues über ihre Vergangenheit, kämpft für ihre Heimat und auch für die Welt der Menschen, ist also nicht an eine einzelnen Schauplatz wie Gotham oder New York gebunden. Ihre Geschichten sind abwechslungsreich, fantasievoll und drehen sich eben nicht immer um den “einen schlimmen Tag, an dem… “.
Außerdem wird es höchste Zeit für ein Videospiel mit einer waschechten Superheldin. Spiele mit Superheldinnen sind nämliche seltener als ein Lächeln von Batman. Schon seltsam, wenn wir bedenken, wie viele schlechte Spiele mit männlichen Helden es gibt - zum Beispiel Superman 64, eines der schlechtesten Spiele aller Zeiten – und wie viel Potential mit Wonder Woman bisher liegen geblieben ist.
Wie könnte ein Wonder Woman-Spiel aussehen?
Wer ist Wonder Woman, wo lebt sie und was kann sie eigentlich? Diana, wie Wonder Woman eigentlich heißt, ist eine Amazone von “Paradise Island”, einer vom Rest der Welt abgeschotteten Insel, auf der sich verschiedene mythologische Figuren vereinen. Seit ihrem ersten Auftritt traf Wonder Woman auf so ziemlich jeden Gott des griechischen Pantheons und kämpfte mit ihrem “Lasso der Wahrheit”, der wichtigsten und bekanntesten Waffe der Superheldin, auch in den Kriegen der Menschenwelt.
Mit ihrer Geschwindigkeit und Kraft ist ein Kampfsystem wie in den Batman: Arkham-Spielen naheliegend. Das System, bei dem Gegner gleichzeitig angreifen und ihr zwischen Attacke und Ausweichmanöver wählt, hat Monolith Games für die Mittelerde-Spiele übernommen, und auch Wonder Womans Kampfstil würde sich dafür eignen.
Das Lasso der Wahrheit hat gleich doppeltes Potential. Als Fortbewegungsmittel wie bei Spider-Man (Wer würde nicht gern wie Diana in den Comics mit einem Lasso durch die Luft schwingen?) und zum anderen, um Informationen von Gegnern zu bekommen; wen das Lasso berührt, der muss schließlich die Wahrheit sagen.
Wonder Womans Schwert und Schild könnten für spektakuläre Kombinationsmöglichkeiten sorgen. Wir könnten Gegner mit dem Schild aus der Ferne treffen und mit dem Schwert nachlegen. Auch hier macht God of War es vor: Im jüngsten Teil der Reihe (2018) verbinden wir Kratos´ altbewährte Chaosklingen mit seiner neuen Waffe, der Leviathan-Axt. Und natürlich würden wir in einem Videospiel auch endlich selbst Projektile mit Dianas Armreifen abwehren und zurückschleudern können. Ein Traum!
Ihren unsichtbaren Jet wollen wir nicht vergessen. Dieses unauffindbare Flugzeug ist sicher eines der seltsameren Fortbewegungsmittel im Superhelden-Genre, gehört aber zu Wonder Woman wie das Batmobil zu Batman, und könnte für Fast Travel-Optionen im Spiel nützlich sein.
Worum es in einem Wonder Woman-Spiel gehen könnte
Genug Theorie: Schauen wir uns Dianas Welt genauer an und überlegen, welche Geschichten sich für ein Spiel eignen würden.
Die Anfänge - Wonder Woman im Zweiten Weltkrieg
Wonder Woman wurde 1941 vom Psychologen-Ehepaar William Moulton Marston und Elizabeth Holloway (ihr Beitrag wird oft unterschlagen) erfunden. Wonder Womans Lasso der Wahrheit ist übrigens von einer anderen großen Erfindung des Ehepaars inspiriert: dem Lügendetektor!
In den ersten Geschichten des “Golden Age”, dem Goldenen Zeitalter der Comics (1938-1956), legt der amerikanische Offizier Steve Trevor auf “Paradise Island” mit seinem Flugzeug eine Bruchlandung hin. Diana wird auserkoren, den menschlichen Neuankömmling zurück in seine Welt zu bringen. Dort kämpft sie gemeinsam mit der US-Armee gegen die Nazis.
Wonder Woman ist also eine Verbindung zwischen zwei Völkern. Der Kontrast zwischen paradiesischer Fantasywelt und Kriegseindrücken wäre in Superhelden-Spielen etwas Neues: In Spider-Man verlassen wir Manhattan nie, auch die Batman: Arkham-Spiele bleiben in Gotham. Wir würden in einem Wonder Woman-Spiel gern zwischen der Amazonen- und Menschenwelt hin und her springen. Eine Spielwelt könnte zum Beispiel wie bei The Witcher 3 in mehrere Bereiche gegliedert sein.
Wonder Woman in den 80ern - Im Wunderland der Götter
In den späten 1980er Jahren nahm sich der Comicautor und -zeichner George Perez der Figur an. Er verwandelte Wonder Womans Heimat in ein Zauberland mit wundervoller Architektur, fantasievoller Flora und Fauna und – vor allem – festen Regeln. Bis dahin war “Paradise Island” eine recht freie Interpretation der griechischen Sagenwelt ohne einheitlichen Look. Unter George Perez wurde die Insel zu “Themyscira” und Bösewichte wie Ares und Cheetah zu vielschichtigen Figuren. Perez ist sozusagen der Architekt von Wonder Womans Welt, wie wir sie heute kennen.
Ein Videospiel, das sich weniger der Menschenwelt und mehr der Amazoneninsel widmet, könnte keine bessere Vorlage finden als seine Zeichnungen. Kena: Bridge of Spirits hat bereits gezeigt, wie eine solche Götterwelt aussehen könnte: einfallsreich, farbenfroh, aber gleichzeitig geheimnisvoll und voller Gefahren.
Wonder Woman im 21. Jahrhundert - Neongrelle Götter-Action
Brian Azzarellos Neuerfindung der Figur, die 2011 begann, ist ein gefeiertes Superhelden-Epos und einer der besten Superhelden-Comics überhaupt. Azzarello erzählt eine düstere Geschichte, in der die griechischen Götter als brutale Naturgewalten auftauchen. Das Wunderbare dabei: Die Götter sind echte Persönlichkeiten, sie eifersüchtig, schadenfroh, grausam und sarkastisch sind; selten war Mythologie so lebendig.
Zeichner Cliff Chiang erschafft eine neongrelle und punkige Götterwelt mit fantastischen Charakteren, rasanter Action und einer gehörigen Portion Anarchie. Hades hat im letzten Jahr bereits mit seinen launischen Version der Götter überzeugt, und Azarellos und Chiangs Wonder Woman ist die perfekte Vorlage für eine solche dynamische Götterwelt.
Wonder Woman - Das God of War der Comicspiele?
Aber vor allem wollen wir uns in einem Wonder Woman-Spiel wie eine echte Amazone fühlen. Wonder Woman ist eben kein Mensch mit Superkräften oder einem Superanzug, sondern eine übermenschliche, fast gottgleiche Erscheinung. Das wollen wir spüren. Hier liefert God of War das Vorbild.
In God of War fühlen wir uns wie ein echter Gott mit unermesslicher Kraft. Selbst im neuesten Teil der Reihe, in dem Kratos im Vergleich zu seinen früheren Abenteuern deutlich älter und träger ist, spüren wir seine Stärke, sein Gewicht, seine ganze göttliche Aura. Das liegt an der Autorität in seiner Stimme, an der Spannung in seinem kampferprobten Körper. So wollen wir das auch für Diana, die Kratos an Stärke übrigens in nichts nachsteht.
Aber es gibt noch mehr Parallelen: Wonder Woman beginnt nämlich viele Geschichten als Amazone und erfährt, genau wie Kratos, nach und nach von ihrer göttlichen Herkunft. In manchen Geschichten lernt sie beispielsweise, dass sie die Tochter von Zeus ist und nicht, wie angenommen, aus Tonerde erschaffen wurde. Dieses Entdecken ihrer Kräfte ist perfekt geeignet für einen Fähigkeitenbaum, der Spieler*innen (und Diana selbst) immer wieder mit neuen Kräften überrascht.
Die Spiele um Kratos haben die griechische Sagenwelt bereits erfolgreich als Videospiel-Setting genutzt und aus den Göttern komplexe und lebendige Figuren gemacht. Hier könnte sich Wonder Woman gern das ein oder andere von God of War abschauen.
Was würdet ihr euch von einem Wonder Woman-Spiel wünschen und welche Abenteuer der Amazone würdet ihr gerne einmal spielen?
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