Der Ego-Shooter Wolfenstein: The New Order musste für den deutschen Markt aus rechtlichen Gründen angepasst werden, die internationale PC-Version lässt sich zudem aus Deutschland heraus nicht aktivieren. Die Kollegen bei GameStar sprachen mit dem verantwortlichen Publisher Bethesda über die Änderungen, über die rechtlichen Rahmenbedingungen und über Gleichbehandlung von Filmen und Spielen.
Report und Interview in GameStar 06/2014
Das komplette Interview und einen umfangreichen Hintergrundbericht zum Thema nationalsozialistische Symbole in Spielen gibt's in der nächsten GameStar-Ausgabe, die am 28. Mai erscheint.
GameStar: Wolfenstein: New Order erscheint in Deutschland in einer angepassten Verison ohne verfassungsfeindliche Symbole. Bei Filmen wie Indiana Jones sind solche Schritte nicht notwendig. Betreiben die Entwickler hier Selbstzensur?
Bethesda: Leider hält sich scheinbar hartnäckig das Gerücht, dass es sich hier um freiwillige Selbstzensur handelt. Dem ist nicht so: Stand heute ist es eine Straftat, Videospiele in Deutschland mit »Nazi-Symbolen« anzubieten, mit all den Konsequenzen die damit verbunden sind. Die Rechtsprechung sah das Thema bisher immer sehr kritisch, weil sie Computerspiele dem Bereich von Spielzeug statt von Medienkunst zugeordnet hat. Das Ganze ist also alles andere als ein simples Kavaliersdelikt.
Persönlich sind wir allesamt der Meinung, dass Spiele längst als »Kunst« akzeptiert sein sollten und eine unterschiedliche Regelung im Vergleich zu Unterhaltungsfilmen nur schwer verständlich ist. Aber es liegt leider nicht an uns, das zu ändern. Ein solcher Prozess dauert zudem potenziell Jahre und der Ausgang ist ungewiss - auf dieser Basis kann kein Publisher planen.
Dazu kommt noch: Die USK ist laut ihren Statuten gar nicht berechtigt, ein Videospiel mit verfassungsfeindlichen Inhalten zu bewerten. Somit würden wir auch Probleme bei dem hiesigen Prozess zur Altersfreigabe bekommen.
Dennoch haben wir von unserer Seite alles getan, dass Spieler in Deutschland ein Spiel in den Händen halten können, das im Vergleich zum Rest der Welt keine spielerischen Unterschiede aufweist und das ist das eigentlich Entscheidende aus unserer Sicht. Wie ihr ja auch schon festgestellt habt, ein paar Hakenkreuze sollten keinen Riesenunterschied machen, solange die gesamte Atmosphäre unangetastet bleibt. Es ist ja nicht so, dass unsere Frau Engel plötzlich im rosa Tütü umherspringt.
GameStar: Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) bewertet Filme mit verfassungsfeindlichen Symbolen danach, wie sie mit dem Thema umgeben. Inglorious Basterds wäre demnach ein Film, der sich kritisch mit Faschismus auseinandersetzen würde. Wie setzt sich New Order damit auseinander?
Bethesda: Wir haben zumindest von zahlreichen unabhängigen Experten wie u.a. der USK, bestätigt bekommen, dass das Spiel die nationalsozialistische Verbrechen weder trivialisiert noch glorifiziert. Und das ist uns auch sehr wichtig gewesen!
GameStar: Sind hier auch die Interessenverbände (BIU, G.A.M.E.) gefragt, damit Spiele als Kulturgut auf einer Ebene mit Filmen behandelt werden?
Bethesda: Das Thema allgemein ist sicherlich interessant für die Lobbyingarbeit . Man muss aber auch verstehen, dass ein Anspruch à la »wir wollen endlich auch Hakenkreuze in Videospielen haben« sich auf einer politischen Agenda nicht wirklich gut macht. Da gibt es potenziell klügere Wege, Gleichbehandlung einzufordern.
GameStar: Wie schwierig ist es eigentlich, solche Anpassungen für spezielle Märkte während der Produktion vorzunehmen?
Bethesda: Von Anbeginn der Entwicklung war es klar, dass wir unter anderem für den deutschsprachigen Markt Adaptionen vornehmen müssen. Trotz aller Vorplanung ist dieser Prozess allerdings sehr komplex und mit Sicherheit kein Standardverfahren. Es benötigt dabei Experten aus diversen Disziplinen und alle Assets sind mehrfach durch die Hände verschiedener Kontrollinstanzen inklusive lokaler juristischer Beratung gelaufen.
Wir sind uns sicher, dass kaum jemals so viel Arbeit in eine entsprechende Lokalisierung gesteckt wurde. Und dabei ging es uns nicht ausschließlich um die rechtliche Absicherung. Wolfenstein: The New Order ist kein typischer Egoshooter - Machine Games haben unglaublich viele Details und Hintergrund in das Spiel gepackt um eine extrem dichte Atmosphäre zu schaffen. Und wir sind uns sicher, dass es uns durch unsere gemeinsamen Anstrengungen gelungen ist, genau diese Qualitäten auch in die deutsche Fassung unbeschadet zu transferieren.
Neben der besagten strafrechtlichen Dimension, reizt die Gewaltdarstellung in Wolfenstein: The New Order sicherlich die Möglichkeiten des hiesigen Jugendschutzes voll aus - wir sind extrem stolz darauf, dass wir gerade bei diesem Punkt unserer »Uncut«-Linie der letzten Jahre treu bleiben konnten. Die expliziten Grafikeffekte sind auch in der hiesigen Fassung ungeschnitten!
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