Was war das nur für eine globale Freudensymphonie. Auf der Gamescom 2014 hatte ein kleines Studio namens 7780s mit P.T. ein Horrorspiel im Stile von Amnesia: The Dark Descent angekündigt. Eines, dessen Trailer im Rahmen der Sony-Pressekonferenz am 12. August den anwesenden Journalisten durchaus ein leichtes Raunen entlockte, aber in den Stunden danach neben Call of Duty, Battlefield und anderen Großproduktionen schnell wieder vergessen war.
Jedoch landete zeitgleich eine Demo dazu im PlayStation-Store – exklusiv für PlayStation 4. Eine Einladung zum Probespiel, der viele zu Hause folgten. Noch am gleichen Abend explodierte das Internet. Denn die P.T.-Demo war gar keine. Stattdessen verbarg sich hinter der Horror-Version von The Stanley Parable ein »playable Teaser« für nichts Geringeres als Silent Hills: ein spiritueller Neustart der Survival-Horror-Saga Silent Hill.
Verantworten würden diesen Metal-Gear-Solid-Erfinder Hideo Kojima und der »Pan’s Labyrinth«-Regisseur Guillermo del Toro. Nun jedoch scheint alles aus. Am 27. April 2015 hat das japanische Unternehmen Konami bekannt gegeben, dass Silent Hills nicht länger in der Entwicklung ist. Nur zwei Tage darauf wurde P.T. aus dem PlayStation Store getilgt. Nicht ohne Grund. Denn Entwicklerikone Hideo Kojima wird wohl Ende dieses Jahres seinem langjährigen Arbeitgeber den Rücken kehren. Und das nicht gerade in aller Freundschaft.
Das Zirpen der Grille
Vor fast drei Dekaden, im Jahre 1986, hatte Hideo Kojima bei Konami sein Vorstellungsgespräch. Vor allem für den damals in Japan beliebten Heimcomputer MSX und das noch frische Nintendo Entertainment System wurde bei der Spieleschmiede entwickelt, die dem 23-Jährigen trotz mangelnder Programmierkenntnisse eine Chance gab. Anfänglich eine Hilfskraft landete er mit seinem Erstlingswerk Metal Gear jedoch einen Überraschungshit, dessen Nachfolger ihn in der Firma rasch nach oben katapultierten.
Als er den Erfolg wieder und wieder reproduzierte, ließ Konami dem eigensinnigen Kreativkopf viel freie Hand. Der Publisher ließ ihn eigene Studios unter seinem Namen aufziehen und ernannte ihn im April 2011 gar zum Vizepräsidenten der Videospielsparte Konami Digital Entertainment. Eine ideale Partnerschaft. Über viele Jahre zumindest. Jedoch scheint es über den Jahreswechsel 2014/2015 zum Zwist gekommen zu sein.
Ende März äußerte nämlich ein Insider, dass den Führungskräften von Kojima Productions die Rechte beschnitten wurden. Leitende Entwickler dürften, so hat Konami der japanischen Seite Gamespark bestätigt, nicht mehr frei auf das interne Firmen- und Telefonnetz zugreifen. Ebenso ist ihnen das Privileg entzogen, eigenständig für Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain zu werben und darüber zu sprechen.
Zeitgleich verschwand der Schriftzug »A Hideo Kojima Game« von den Metal-Gear-Websites und den vorläufigen Covern. Auch das Kojima-Productions-Logo war nicht mehr auffindbar. Das für Metal Gear Online verantwortliche Kojima Productions Los Angeles wurde gar in Konami Los Angeles Studio umgetauft. Und sogar der bis dato offizielle Metal-Gear-Twitter-Account wurde von twitter.com/kojima_pro_live auf twitter.com/metalgear_en verlegt.
Ein Schlag ins Gesicht
Hart traf es nicht zuletzt die sonstige Belegschaft, die der 51-jährigen Videospiellegende unterstellt ist. Sie sei nicht länger unbefristet angestellt, sondern habe begrenzte Zeitverträge erhalten. Ein Machtkampf zwischen der Konami-Führung und dem Kreis um Hideo Kojima soll zu diesen radikalen Schritten geführt haben. »Nachdem wir Metal Gear Solid 5 fertig haben, werden Herr Kojima und das obere Managementteam (von Kojima Productions) Konami verlassen«, erklärte die Quelle den US-Kollegen von Gamespot.
»Sie sagten, ihr Vertrag endet im Dezember.« Informationen, die Kojima, um die Unruhe zu dämpfen, am 20. März nur sehr indirekt ansprach. »Ich will versichern, dass ich weiterhin zu 100 Prozent in der Arbeit an Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain beteiligt bin«, erklärte der Japaner. »Ich bin gewillt, es zum besten Spiel zu machen, dass ich bisher entwickelt habe.«
Noch am gleichen Tag hat Konami angekündigt, »einen neuen Metal Gear Titel« zu produzieren, und gleichsam um Personal dafür geworben – denn die Rechte an der Serie liegen bei Konami, nicht Kojima. Ein für viele Fans zu diesem Zeitpunkt respektloser Schritt. »Das ist, als würde man ein Kind vor den Augen seiner Mutter an eine neue Familie geben« und »Eine widerwärtige Machtdemonstration. Die sollten sich schämen!« lasen sich etwa Kommentare auf Twitter.
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