»Hey, Angry Birds im Ersten Weltkrieg!« denken wir kurz, als wir das ungewöhnliche 2D-Action-Adventure Valiant Hearts: The Great War das erste Mal sehen. Denn da wirft einer der Entwickler gerade eine Stabhandgranate auf eine deutsche MG-Stellung, die hinter einer Stahlplatte mit Sehschlitz eine Brücke sichert.
Beim Zielen erscheint nämlich wie bei den Aggro-Flattermännern eine gepunktete Flugbahn vor dem amerikanischen Soldaten, der die Granate dann auch brav folgt. Dummerweise prallt sie von der Stahlplatte ab und detoniert harmlos. Die Sichtscharte ist einfach zu schmal.
Beim zweiten Versuch zielt der Ubisoft-Mann deshalb deutlich höher: Auf einen Stapel Gerümpel bei einer Leiter auf dem Brückengeländer über dem MG-Nest. Die Granate explodiert, die Leiter rutscht runter. Der Angreifer wartet, bis der Deutsche nachlädt, stürmt vor, klettert hoch, hinweg über das MG, um hinter ihm wieder herabzusteigen. Dort läuft eine Patrouille, und als sie sich umdreht, flitzt der Amerikaner noch einen Stock tiefer, hin zu einem Zünder, der die mit Sprengsätzen verkabelte Brücke in die Luft jagt.
2D mit Tiefe
Valiant Hearts ist schon auf den ersten Blick ein ungewöhnliches Spiel. Der 2D-Grafikstil setzt zum Beispiel alte Techniken wie das Parallax-Scrolling ein - Objekte im Hintergrund bewegen sich also langsamer als solche im Vordergrund, was eine räumliche Tiefe vorgaukelt (die noch verstärkt wird, weil weiter entfernte Objekte und Figuren blasser dargestellt sind). Menschen und Landschaften sind handgezeichnet, bei der Präsentation in Paris konnten wir zuschauen, wie ein Grafiker am Tablet neue Levels zeichnete.
Dabei erleben wir das Spielgeschehen zwar grundsätzlich von der Seite, aber gelegentlich wechselt die Kameraperspektive. Dann blicken wir zum Beispiel von oben auf die Schlachtfelder, über die ganz unten Kompanien unter Granatfeuer aufeinander zustürmen, während knapp unter uns Doppeldecker und Zeppeline kreisen - und wir merken, dass wir nur ein kleines Rädchen in der Kriegsmaschinerie sind.
Fünf Protagonisten steuern wir im Spielverlauf. »Lucky Freddie«, der Handgranatenschleuderer von gerade, ist ein amerikanischer Kriegsfreiwilliger. Der Brite George gibt sich zwar als Pilot aus, kann aber nicht wirklich fliegen. Sanitäterin Anna kümmert sich in den Schützengräben um die Verwundeten, der Deutsche Karl kämpft nicht nur gegen die Alliierten, sondern auch um seine große Liebe. Nämlich Marie, die Tochter des fünften spielbaren Charakters Emile.
Dessen Rolle im Weltkrieg ist eher profan: Der französische Kriegsgefangene schält deutsche Kartoffeln. Und sabotiert nebenbei die Pickelhauben-Armee.
Der beste Freund des Soldaten
Der eigentliche Held, der alle Figuren miteinander verbindet, hat nicht mal einen Namen. Dafür aber vier Pfoten - es ist ein Hund. Bei der Vorführung konnten wir miterleben, wie er Lucky Freddy beim Rätseln hilft; zum Beispiel Wippen betätigt, damit sein Teilzeit-Herrchen eine Lore zu einem Granaten-Aufzug schieben kann. Der Rettungshund findet aber auch verborgene Gegenstände, erreicht ansonsten unerreichbare Stellen und ist überhaupt ein ganz knuffiger.
Valiant Hearts spielt über die komplette Kriegszeit von 1914 bis 1918 an verschiedenen Schauplätzen der Westfront - die furchtbaren Schlachten an der Marne und der Somme sind ebenso dabei wie »friedlichere« Abschnitte in der Etappe, die auch den Alltag im Schützengraben zeigen. Der Clou der Story: Sanitäterin Anna und die drei Soldaten der Westmächte helfen dem Deutschen Karl, seine große Liebe Marie zu erobern.
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