Ubisoft - Bericht offenbart tiefgreifende Sexismus-Probleme im Unternehmen

Ein neuer Bericht des Bloomberg-Journalisten Jason Schreier zeigt, dass Sexismus und Frauenfeindlichkeit offenbar fest in Ubisofts Unternehmenskultur verankert sind.

Ubisoft sieht sich weiterhin schweren Sexismus-Vorwürfen ausgesetzt. Ubisoft sieht sich weiterhin schweren Sexismus-Vorwürfen ausgesetzt.

Update vom 23. Juli, 16:20 Uhr: Mittlerweile hat sich Ubisofts CEO Yves Guillemot zu den Sexismus-Vorwürfen geäußert.

"Jedes Mal, wenn wir auf ein Fehlverhalten hingewiesen worden sind, haben wir harte Entscheidungen getroffen und sicher gestellt, dass diese Entscheidungen einen klare und positive Auswirkung hatten. Jetzt ist klar geworden, dass bestimmte Personen das Vertrauen, das ich in sie gesetzt habe, ausgenutzt haben und Ubisofts Werte nicht eingehalten haben. Ich habe meine Werte nie aufs Spiel gesetzt und werde das auch niemals tun."

Als weitere Maßnahme wurde bekannt gegeben, dass Ubisoft einen neuen Global Head of HR suchen wird. Diese Person wir Cécile Cornet ersetzen, die sich nach den Vorwürfen entschieden hat, von ihrer Position zurückzutreten.

Originalmeldung

Im Rahmen der aktuellen Debatte um Sexismus in der Gaming-Branche sieht sich insbesondere Videospielpublisher Ubisoft massiven Vorwürfen ausgesetzt. Ein Bericht des Bloomberg-Journalisten Jason Schreier (ehemals Kotaku) zeigt jetzt: Sexismus und Frauenfeindlichkeit sind dort offenbar noch stärker verankert - und geduldet - als bislang angenommen.

Schreier sprach für seinen Artikel mit etwa drei Dutzend ehemaliger und aktueller Ubisoft-Mitarbeiter*innen. Deren Aussagen machen deutlich, dass die feindselige Atmosphäre gegenüber Frauen im Unternehmen teilweise schon struktureller Natur ist.

Besonders schwer wiegen die Vorwürfe gegen den Chief Creative Officer Serge Hascoet, von dem sich Ubisoft nach den ersten Berichten getrennt hat. Mehrere Frauen sagen unter anderem aus, dass Hascoet und sein Team Meetings in Stripclubs abgehalten habe. Wer daran nicht teilnehmen wollte, musste um die eigene Karriere fürchten. Außerdem machte Hascoet offenbar mehrfach sexuell anzügliche Kommentare gegenüber Kollegen*innen.

Beschwerden liefen oft ins Leere

Hascoet war schon früh von den Gründern des Unternehmens, den Guillemot-Brüdern, eingestellt worden und genoss bei Ubisoft offensichtlich (insbesondere in den letzten zehn Jahren in seiner übergeordneten Machtposition) größtenteils Narrenfreiheit. Er konnte Spielen grünes Licht geben oder sie nach seinen Vorstellungen überarbeiten lassen. Beschwerden über ihn gab es demnach zwar mehrfach, diese verliefen bei der Personalabteilung aber im Sande.

Weitere Aussagen der Mitarbeiter*innen betreffen die Studios in Sofia und Toronto, wo es ebenfalls zu rassistischen und sexuell expliziten Aussagen und sogar Übergriffen gekommen sein soll. Auch hier lässt sich aus Schreiers Bericht lesen, dass es zwar Beschwerden bei den jeweiligen Abteilungen gab, diese aber ignoriert oder gemeldete Personen gar befördert wurden. Die Konzernspitze wusste also über die Vorfälle Bescheid, handelte aber entweder gar nicht oder nicht angemessen.

Den kompletten Bericht von Jason Schreier könnt ihr auf Bloomberg nachlesen. Dort gibt es neben weiteren Berichten von Betroffenen auch eine tiefgreifende Analyse der Problematik.

Ubisoft hatte schon erste Konsequenzen gezogen

Angesichts der schwerwiegenden Vorwürfe hatte das Unternehmen schon vor dem Bloomberg-Bericht erste Schritte eingeleitet und sich von hochrangigen Mitarbeiten getrennt, darunter auch wie bereits erwähnt Serge Hascoet. CEO Yves Guillemot hatte sich nach den ersten Vorwürfen in einem offenen Brief an die Belegschaft gewandt und betont, dass man die Angelegenheit sehr ernst nehmen werde. Angesichts des aktuellen Berichts kommen an dieser Aussage natürlich deutliche Zweifel auf.

Denn offenbar liegen die Probleme viel tiefer. Kim Belair, die für Ubisoft als Narrative Designerin gearbeitet hat, ist wie viele ehemalige als auch aktuelle Ubisoft-Angestellte noch skeptisch. Im Bloomberg-Bericht sagt sie deutlich:

"Das komplette Mindset des Unternehmens muss sich ändern."

Ubisoft hat sich bislang nicht zu dem Artikel und den jüngsten Entwicklungen geäußert.

Sexismus in der Gaming-Branche: Auch in Deutschland ein Thema

Aktuell häufen sich die Berichte von von Sexismus betroffenen Personen aus der Gaming-Branche. Und das ist kein Thema, welches sich auf die englischsprachige Gaming-Landschaft bezieht. Wie es diesbezüglich in Deutschland aussieht haben unsere Kolleginnen Elena und Marilyn von der GameStar recherchiert und mit zwei Branchen-Expertinnen gesprochen.