Auf die Frage, weshalb seine Filme den Zuschauer oft wie ein Güterzug überrollen würden, statt sich auch mal Zeit für leise Zwischentöne zu lassen, antwortete Michael Bay in einem Interview, er habe für derlei Nichtigkeiten einfach weder Zeit noch Platz in seinen Filmen. Es gäbe da schließlich ein Publikum, das schnellsmöglich unterhalten werden will. »Ich mache eben Filme für große Jungs - soll das etwa ein Verbrechen sein?«
Ja Michael, um ehrlich zu sein ist es genau das. Transformers: Ära des Untergangs ist eine drei Stunden lange Zumutung, ein Angriff auf den gesunden Menschenverstand und vollbringt das Kunststück, noch dümmer, seelenloser und banaler zu sein als die stumpfen Vorgänger. Aber gehen wir kurz noch mal zwei Schritte zurück, genauer - zum Abend der Premiere von Transformers 2.
Zerstörte Gehirnzellen
Da ließ Michael Bay noch verlauten, er wolle erst einmal keine großen Produktionen mehr drehen - das würde ihn auslaugen. Sollte Transformers irgendwie weitergeführt werden, dann ohne ihn. Nur sechs Monate später fällt die erste Klappe von Transformers 3. Regie: Michael Bay. Als der dann im Kasten war, meinte Bay, das Thema sei nun endgültig durch, die Trilogie abgeschlossen, die Geschichte der Transformers erzählt.
Was soll man sagen. Entweder hört sich der gute Michael selbst beim Reden nicht zu oder er hat es nicht so mit verbindlichen Aussagen. Hier ist er nun jedenfalls: der Film von dem man glauben müsste, er habe eine derart großartige Geschichte, dass sie Bay abermals zum Umdenken bewegt hat. »Ära des Untergangs« klingt tatsächlich auch im ersten Moment durchaus vielversprechend, nach Apokalypse, nach großer Bedrohung und viel Zerstörung.
Wer sich erst mal durch die drei Stunden Filmlänge gequält hat, muss sich allerdings schon wundern - die geweckten Erwartungen des Titels werden nie eingelöst, ausgelöscht wird hier jedenfalls nichts, abgesehen von ein Paar Gehirnzellen. Tatsächlich dauert es fast eine volle Stunde, bis Transformers 4 überhaupt so etwas wie einen roten Faden findet bzw. einen Antagonisten vorstellt.
Bilder aus dem Reisekatalog
Bis dahin darf die neue Darstellerriege um Mark Wahlberg und Miss Unterwäschekatalog 2013 ein paar Sätze aus dem Einmaleins für Vater/Tochter-Beziehungen aufsagen und dabei alle Klischees durchleben, für die sich jeder andere Regisseur schämen würde. Papi ist arm und alleinerziehend, Töchterchen hat Papi aber trotzdem lieb, auch wenn er ihr verbietet, Jungs zu daten. Weil zuerst muss sie schließlich noch ihren Doktor in molekularer Quantenbiokosmetik machen...oder so.
Dabei ist die Handlung, die scheinbar irgendjemand aus dem Kaugummiautomaten um die Ecke gezogen hat, noch das geringere Übel. Gefilmt werden diese Szenen grundsätzlich alle gegen das Sonnenlicht, Darsteller und Umgebung sehen stets wie geleckt aus, die Farbsättigung der Bilder ist im unnatürlichen Kontrastbereich und wenn mal jemand auf die Veranda tritt, dann schwirrt tatsächlich auch noch eine Sternschnuppe am Himmel entlang. Hach...wie im Reisekatalog.
Jedes einzelne Bild ist hier so knallhart auf Werbeästethik getrimmt, auf die Befriedigung niederster visuelle Reize, dass man ob der Penetranz schreien möchte. Dass Michael Bay die anwesenden Damen in seinen Filmen alle direkt aus dem Victorias Secret-Katalog herauscastet, ist ja bekannt. Dass er ihnen aber alle fünf Minuten auf den Arsch filmt und die männlichen Darsteller in jedem zweiten Bild in einer anderen statischen Werbepose verharren, das ist neu.
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