Keine Regel ist keine gute Regel
Das Absurde an Transcendence ist dabei nicht einmal das grobmaschig zusammengeschusterte Drehbuch, sondern die offen ausgestellte Widersprüchlichkeit des Films. Science Fiction darf natürlich sehr wohl die Grenzen der uns bekannten Logik sprengen - sollte sich aber möglichst an die im eigenen Film aufgestellten Regeln halten. Pfisters Mentor Nolan hat diese Grundlage in Filmen wie Inception beherzigt.
Transcendence verpasst aber das Aufstellen solcher Regeln. Schlimmer noch: Irgendwann wird das ursprüngliche Thema, Künstliche Intelligenz und ihre Folgen, aufgelöst und zu einer Nummer mit fliegenden Nanorobotern und - nun - weitaus abgehobeneren Ideen.
Inmitten dieses Unfugs wirken die Darsteller beinahe nebensächlich. Johnny Depp fällt ohnehin nur durch seine Stimme auf, erscheint darüber hinaus aber fast ausschließlich als Projektion auf einem Monitor. Seine Rolle als KI füllt er mit beachtlich viel Un-Leben.
Der Rest wird zu Stichwortgebern degradiert, selbst große Kaliber wie Morgan Freeman oder Paul Bettany können da nur mit Mühe gegen anspielen. Viel zu sagen hat Transcendence aber ohnehin nicht.
Zum Schluss gibt es als Belohnung fürs Durchhalten noch ein unbefriedigendes Ende, das die vorangegangenen Stunden sogar völlig ad absurdum führt. Aber da dürften die meisten Zuschauer wahrscheinlich ohnehin gedanklich längst in die rettende Kinolobby transzendiert sein.
Fazit
David Hain: Es heißt, Johnny Depp habe für Transcendence eine Traumgage von 20 Millionen US-Dollar erhalten, umgerechnet fast 20 Prozent des gesamten Filmbudgets. Eine absurde Summe, die umso erschreckender wirkt, wenn man den Film dann mal gesehen hat. Depps Rolle reduziert sich relativ schnell auf die emotionale Intensität eines Nachrichtensprechers, was zwar zur Handlung passt, aber diesen aufgeblähten, unterkühlten Sci-Fi-Koloss nur noch seelenloser wirken lässt.
Dass die Handlung dabei völlig überraschungsfrei verläuft - geschenkt. Dass Regisseur Wally Pfister aber darüber hinaus auch keinerlei Einfälle bietet, ist in diesem Genre eine Todsünde. Selbst die Bilder sind gemessen an der Vergangenheit des Mannes unspektakulärer Durschnitt, die mauen Schauspielleistungen seiner Darsteller fast schon typisch für unerfahrene Regisseure, die ihre Protagonisten nicht richtig führen können.
Am Ende bleibt eine höchst mittelmäßige, teils belustigend schlecht geschriebene Vorstellung, die man bereits wieder vergessen haben dürfte, wenn man auf dem Kinoparkplatz steht. Was umso tragischer erscheint, wenn man bedenkt, wie brisant der Handlungsansatz eigentlich ist. Vielleicht wäre es besser gewesen, für die Hauptrolle einen unbekannten Darsteller zu wählen und die 20 Mio. Dollar lieber in Schauwerte zu investieren. Oder ein vernünftiges Drehbuch.
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