Ende 2012 musste der Publisher THQ relativ überraschend Insolvenz anmelden und wurde in den folgenden Monaten komplett zerschlagen und in seinen Einzelteilen an diverse Konkurrenz-Unternehmen verkauft. Allerdings: Nicht alle Projekte fanden am Ende einen Käufer. Einige wurden schon vorher komplett eingestellt und verworfen oder verschwanden einfach so in der Versenkung. Wohl prominentestes Beispiel: Warhammer 40.000: Dark Millennium Online.
Was aus diesem und weiteren Projekten in der Endphase von THQ geworden ist, darüber hat sich nun mit Danny Bilson der ehemalige Core-Games-Chef des Unternehmens gegenüber vg247.com geäußert.
Warhammer 40.000: Dark Millennium Online
Bezüglich Warhammer 40.000: Dark Millennium Online ließ sich Bilson etwa entlocken, dass das Online-Rollenspiel gleich zwei Mal auf Sparflamme geschaltet wurde: Einmal für Darksiders und einmal für Darksiders 2. Vor allem zur Veröffentlichung des Letztgenannten habe sich das Warhammer-MMO bereits »auf einem guten Wege befunden«, so Bilson.
Seinen ersten Schiffbruch erlitt das Projekt dann gegen Ende 2011 - damals habe das uDraw-Debakel zum Verlust von unglaublich viel Geld bei THQ geführt und man habe Einsparungen vornehmen müssen. Und da Online-Rollenspiele in der Entwicklung immens teuer und risikobehaftet seien, habe es damals eben Dark Millennium Online erwischt. Ebenfalls eine Rolle hat laut Bilson aber auch die Tatsache gespielt, dass sich das MMO-Business während der Pausierung des Projekts zugunsten der Darksiders-Reihe geändert habe. Man sei quasi mitten in den Übergang von Abo-Modellen zum Free2Play-Konzept geraten, so Bilson.
Auch aufgrund des schlechten Abschneidens von Star Wars: The Old Republic als Pay2Play-MMO habe man sich dann dazu entschieden, nicht mehr auf das Online-Rollenspiel-Konzept setzen zu wollen, führt Bilson weiter aus.
Im Anschluss an diese Entscheidung habe man das Konzept dann hin zu einem Inquisition genannten Koop-Actionspiel im Stile von Borderlands umgemodelt, so der ehemalige Core-Games-Chef von THQ, der sich von einigen Design-Elementen sichtlich begeistert zeigt. Besonders hervor hebt er etwa ein Konzept, das Spielern den Besitz von eigenen Basisschiffen erlaubte, in denen sie dann Quartiere an ihre Freunde verpachten konnten. Sowohl Schiffe als auch Quartiere hätten sich dann mit Mitbringseln von den erlebten Abenteuern individualisieren lassen, so Bilson weiter.
Doch dazu kam es nicht: Der ursprünglich für Sommer 2013 angepeilte Release als Free2Play- oder Low-Price-Titel mit zukaufbaren Inhalten wurde von den Entscheidungsträgern bei THQ abgeblasen. Eine Entscheidung, die Bilson eigenen Aussagen zufolge sehr enttäuscht hat.
InSane
Ein weiteres Projekt, zu dem sich Bilson im Verlauf des Interviews geäußert hat, ist InSane vom Hollywood-Regisseur Guillermo del Toro. Zwar wisse er nicht, welche Pläne der Filmemacher mit dem Spiel verfolge, allerdings habe er selbst einige Ideen, wie es mit dem Konzept weitergehen könne, so Bilson.
Das Spiel selbst bezeichnet der ehemalige THQ-Manager als Action-Adventure mit großartigen Umgebungen, Storyabschnitten und Charakteren. Mehr möchte Bilson, der auf eine Fortführung der von Volition geleisteten Arbeiten durch del Toro hofft, allerdings nicht verraten.
Red Faction: Armageddon
Ebenfalls zu sprechen kam Bilson auf Red Faction: Armageddon - offenbar eines der Spiele, die am Ende zur Insolvenz von THQ geführt haben. Laut Bilson wurden bei der Entwicklung und Konzeptionierung des Spiels gleich mehrere Fehler begangen. So habe man etwa eine bessere Grafik-Qualität als beim Vorgänger Red Faction: Guerilla haben wollen - und das habe schließlich dazu geführt, dass man das Konzept der offenen Spielwelt verworfen habe.
»Der große Fehler war es, Guerrilla verbessern zu wollen. Ich denke, dass wir uns deutlich besser geschlagen hätten, wenn wir eine weitere offene Welt erstellt hätten - eine Art Saints-Row-Guerrilla-Spiel. Was wir dann am Ende hatten, war ein Korridor-Shooter der vergleichbar mit anderen Singleplayer-Shootern war. Die Leute dachten dann nicht mehr über die coolen Physik-Effekte nach, sondern darüber, wie sich das Spiel mit anderen First-Person-Shootern vergleichen lassen würde.«
Am Ende sei das Projekt dann von vielen als Dead-Space-Konkurrent angesehen worden - ein Vergleich, den das Entwicklerteam so nie beabsichtigt habe und dem das Spiel selbst nicht habe standhalten können, so Bilson.
Evolve, 1666, Devil's Third & South Park
Darüber hinaus hat sich Bilson aber auch noch zu weiteren Projekte geäußert, die sich einst bei THQ in der Entwicklung befanden und nun neue Besitzer und Geldgeber haben. So kommt er etwa auf das mittlerweile pausierte 1666: Amsterdam von Assassin's-Creed-Schöpfer Patrice Désilets zu sprechen. Dessen Rechte gingen auf Ubisoft über - und der französische Publisher stampfte das Projekt laut Bilson offenbar ein, weil THQ dem Game-Designer vertraglich zu viele Freiheiten gewährt hatte.
Nur gutes hat Bilson hingegen bezüglich Evolve und Turtle Rock Studios zu berichten. Das Spiel habe bereits vor einigen Jahren fantastisch ausgesehen und es mache heute erst recht »super viel Spaß«. Er freue sich ungemein für das Entwicklerteam.
Abschließend tritt der ehemalige Core-Games-Chef von THQ noch Spekulationen entgegen, dass die Verschiebung von South Park: Der Stab der Wahrheit aufgrund von Fehlern und Bugs vorgenommen worden sei. Viel mehr seien Trey Parker und Matt Stone einfach akribische Arbeiter und er sei sich sicher, dass es zum Ende der Entwicklung hin einige Überarbeitungen der Story und der Dialoge gegeben habe, damit das Spiel dem Serien-Vorbild habe gerecht werden können.
Zu Devil's Third soll es übrigens demnächst eine offizielle Ankündigung geben. Laut Bilson arbeitet Tomonobu Itagaki derzeit mit seinem eigenen Entwickler-Unternehmen Valhalla Game Studios weiter an der Fertigstellung des Spiels und plant noch 2014 eine unabhängige Veröffentlichung.
»Report: Aufstieg und Niedergang eines Publishers - Die THQ-Story
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