Subtiler Horror
The Last of Us spielt viel mit Kontrast und wechselt so radikal seine Stimmung. Gerade noch zeigt die Kamera Blätter, die sanft im Wind wehen, und eine kräftig strahlende Sonne, wie man sie jeden Tag in Santa Monica erlebt. Dann beginnt ganz langsam die Kamerafahrt, schieben sich Wolken vor die Szenerie und wird das Licht gedimmt. Wir sehen ein Fenster, auf dem sich Moos festgesetzt hat. Die Kamera fährt weiter, fängt eine Wand ein, von der Putz abgebröckelt ist. Und darauf ist ein Blutfleck. Nur wenige Meter darunter liegt ein Mann mit aufgeschnittenen Pulsadern. Er hat offensichtlich versucht sich mit der blutenden Hand an der Wand festzuhalten, ist dann auf einem Sofa zusammengebrochen und verblutet.
Schritte nähern sich. Es ist Ellie. Sie hat einen Schrei gehört -- war das Joel? Sie wird schneller, rennt die Treppe hoch und geht mit ihrem kleinen Klappmesser vor einer Tür in Stellung. Joel erschlägt gerade einen Plünderer, die beiden nehmen sich in den Arm, wirken sehr vertraut. Doch da ist es wieder: dieses Hecheln und Keuchen. Die Musik schwillt leicht an, aber nicht so extrem wie in Actionfilmen kurz vor dem großen Bang. Der Soundtrack des zweifachen Oscar-Gewinners Gustavo Alfredo Santaolalla (»Babel«, »Brokeback Mountain«) bleibt eher im Hintergrund, unterstreicht die ohnehin gruselige Stimmung, in der man eine Schraube zu Boden fallen hören würde.
Das Keuchen wird lauter, »Lauf!« schreit Joel, packt Ellie am Arm und zieht sie in den nächsten Raum. Mit ängstlichem Blick erwartet er den Feind, die Mutierten. Stark, wie gut hier die Mimik rüberkommt: Dieses nervöse Blinzeln eines Mannes, der offensichtlich schon lange nicht mehr geschlafen hat. Die Texturen sind knackscharf, deutliche Falten ziehen sich durch sein Gesicht, wir können jede Hautunreinheit sehen, jeden Bartstoppel. Das Spiel dürfte die PlayStation 3 Ende 2012 mit einem Knall in den Ruhestand verabschieden.
Angriff ist nicht immer die beste Verteidigung
Waffen und Munition sind rar in dieser Welt. Zu Beginn hat nur Joel einen Revolver, Ellie muss sich mit einem Messer begnügen. Später finden die beiden eine Schrotflinte sowie ein Scharfschützengewehr, eine Mosin Nagant. Aber die Munition wird immer knapp bleiben, das zeigen etliche Szenen. Beispielsweise wenn Ellie einen Toten durchsucht und sich wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum über die paar Patronen freut. Um Munition zu sparen, nutzen die beiden wann immer es geht irgendwelche Gegenstände: Eine Stuhllehne als Knüppel, ein Brett als Schutzschild.
Erstaunlich ist, wie hart Ellie wirkt: Die 14-Jährige sticht mit voller Wucht zu, rammt ihr Messer ohne zu zögern in Plünderer und Mutanten. Zwar will Naughty Dog auch hierzu nicht zu viel preisgeben, doch folgender Satz der jungen Protagonistin lässt tief blicken: »Das ist was wir tun -- jeden Tag, jede Nacht. Kämpfen und Fliehen, um zu überleben. Joel hat mir erzählt wie die Menschen früher über diese Straßen flaniert sind – muss schön gewesen sein.« Sie hat also offensichtlich nie das normale Leben kennengelernt. Es wird spannend sein, zu erleben, wie Joel ihr die USA vor der Epidemie erklärt.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.