Die Flucht aus der Zone
Warum passiert all das? Weil alle versuchen, zu überleben. Die Angreifer wollten Nahrung, Wasser, Medizin. Nicht die Geldbörse oder Kreditkarte -- die zählt 20 Jahre nach einer tödlichen Viren-Epidemie nicht mehr.
Ein Pilzvirus hat die Menschheit befallen, lässt seinen Opfern eklige Sporen und Eitergeschwüre aus Kopf, Rücken und dem ganzen Körper wachsen. Der Präsident sieht keine andere Möglichkeit sein Volk zu schützen, als das Kriegsrecht auszurufen.
Die amerikanische Nationalgarde errichtet »The Zone«, eine militärisch stark gesicherte Quarantänezone in Boston. Die Menschen wohnen hier streng überwacht, doch die Überlebenschancen sind gering. Weil alles von dem Pilz befallen sein könnte, lässt das Militär nur geprüfte Lebensmittel ins Lager.
Die Leute hungern. Um irgendwie durchzukommen, schmuggelt Joel Nahrung, Drogen und Alkohol. Ellie hingegen ist erst 14 Jahre alt und sammelt verrottende Relikte unserer heutigen Zeit: Comics, CDs, Zeitungen, Magazine. Sie will wissen, wie die Welt vor der Epidemie war.
Aus Gründen, die Naughty Dog noch nicht verraten will, muss Ellie aus der Zone verschwinden. Joel lässt sich anheuern, sie rauszuschmuggeln, doch das Militär jagt die beiden. In einer Szene will Joel den Teenager zurücklassen, doch er weiß: Ohne ihn überlebt sie nicht. So nimmt er sie mit auf eine Reise durch die USA, von Boston über Pittsburgh weiter gen Westen, Richtung San Francisco. Warum genau? »Das ist das große Geheimnis«, orakelt Straley.
Endzeit-Thriller statt Action-Inferno
Alles ist hier ein bisschen anders als gewohnt. Die Kampfszenen werden nicht im rasanten Tempo eines Actionfilms inszeniert: Wo in Uncharted 3ein LKW explodiert, hier Granaten fliegen, da Kugeln durch die Luft surren und wir von allen Seiten beschossen werden, passiert in The Last of Us alles erstaunlich langsam.
Als Joel in der Einleitungsszene das erste Mal mit dem Kopf auf die Motorhaube knallt, verschwimmt das Bild leicht, wir hören nur noch das Hallen von Ellies ängstlicher Stimme. Dann zoomt die Kamera auf die 14-Jährige, wir sind voll drin, überlegen was wir tun können, reagieren, schalten den ersten Angreifer aus und schlagen dem zweiten die Tür vor den Latz. Das läuft beinahe ab, wie in Trance.
Während Nathan Drake instinktiv auf Angriffe reagiert, ist Joel nicht der typische Abenteuerheld, muss erst überlegen wie er Ellie retten kann. Auch die Musik ist anders: keine schnellen Töne oder aufbrausender Rock, um aufs Gefecht einzustimmen.
Die Melodie schwimmt eher mit der Handlung mit, setzt Akzente durch einen einzelnen Schrei von Ellie. »Wir wollen viel mit wenig erreichen, ähnlich wie bei Filmen wie No Country for Old Men«, erklärt Phil Kovatz, Audio-Chefdesigner von Naughty Dog, der vorher für die Klänge beim PSN-Indiehit Flowbei thatgamecompany verantwortlich war.
»Das Quietschen einer Tür, das Röcheln eines Infizierten, das Hallen eines einzelnen Schusses wirkt doch viel bedrohlicher, als wenn sich Explosionen, Schreie und die Kugeln einer ganzen Armee überlagern.«
In mehreren Beispielen zeigt er uns, wie Naughty Dog den Sound beinahe schon als Spielelement versteht. Etwa, als wir nach der Flucht abseits der Straße und dem Ort des Überfalls Schutz in einem verlassenen Diner finden. Wir gehen hinter der Bar in Deckung, doch dieses blöde Radio da hinten auf dem Tresen nervt.
Machen wir es aus, alarmiert das den Feind, und die Schergen schwärmen aus, um uns zu finden. Unser größtes Problem ist aber Munitionsarmut. Und vielleicht noch das schlechte Licht. In diesem Diner gibt es nur ein kleines Fenster, durch das Sonnenstrahlen einfallen. Wir können den Feind kaum erkennen, müssen auf einen Schatten feuern.
Die Situation packt den Spieler unwillkürlich: Was ist, wenn der Schuss daneben geht? Wir haben nur drei Kugeln für sechs Gegner. Ist die Munition leer, müssen andere Hilfsmittel her. Beispielsweise einen Holzstuhl schnappen und dem Finsterling gegen den Kopf hauen. Oder eine Eisenstange gegen die Brust schmettern. Je nach Materialbeschaffenheit gehen die Waffen natürlich kaputt, wobei die Eisenstange länger durchhält als der Stuhl aus Pressholz -- und außerdem üble Kopfwunden verursacht!
Das Blut spritzt, Narben, Risse an der Wange oder ein Schnitt an der Lippe werden extrem realistisch dargestellt. Und wenn Ellie sich auf die Lippe beißt, um nicht vor Schreck zu schreien, oder Joel versucht, mit übertrieben lässigem Blick seine Angst zu überspielen, erinnert die Qualität der Mimik an L.A. Noire. Naughty Dogs The Last of Us hat das Zeug dazu, die liebgewonnene PlayStation 3 mit einem beeindruckenden Grafik- und Spielspaß-Feuerwerk in Rente zu schicken und die nächste Generation einzuläuten.
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