Mit The Evil Within kehrte Resident Evil-Schöpfer Shinji Mikami 2013 in die Welt des Survival-Horrors zurück. Zu kämpfen hatte ich dabei aber nicht nur mit Tentakel-Mutanten und maskierten Hackebeilschwingern, sondern auch mit altbackenen Designentscheidungen, der ermüdend trägen Steuerung und einer verwirrenden Geschichte, aus der ich nicht schlau wurde.
Entsprechend skeptisch war ich bezüglich des Nachfolgers The Evil Within 2, der am 13. Oktober 2017 auf den Markt kommt und die Geschichte von Sebastian Castellanos fortsetzt. Nachdem ich mich aber auf der gamescom 2017 in das zweite Kapitel des neuen Spiels von Tango Gameworks stürzen durfte, bin ich positiv überrascht. Nach einer knappen halben Stunde Anspielen kann ich zumindest behaupten, dass mich The Evil Within 2 wesentlich mehr anspricht als Teil eins - obwohl sich am wesentlichen Gameplay nur wenig geändert hat.
Mehr:The Evil Within 2 - Mehr Entscheidungs- & Anpassungsmöglichkeiten
Held Sebastian steuert sich nach wie vor behäbig und wie Teil eins setzt das Spiel auf einen Mix aus Third Person-Action und Stealth. Zwar sollen uns diesmal neben linearen Abschnitten auch offenere Areale erwarten, in denen wir uns entscheiden können, ob wir lieber kämpfen oder schleichen - die nur kurze gamescom-Demo bot mir aber leider keine Gelegenheit, die neuen Freiheiten einmal selbst auszukosten. Während mich The Evil Within 2 spielerisch also noch überzeugen muss, hat mich die Geschichte und die neue Art des Horrors bereits angefixt.
Vater sucht Tochter, Vater trifft Nerv
Lily, die Tochter des Protagonisten Sebastian, ist im Vorgänger bei einem Hausbrand tragisch ums Leben gekommen - ein Irrglaube, wie sich zu Beginn von The Evil Within 2 herausstellt. Von seiner alten Kollegin Juli Kidman erfährt der ehemalige Polizei-Inspektor, dass Lily in einen Ort in einer Parallelwelt namens Union entführt worden ist. Drei Jahre nach den Ereignissen aus Teil eins begibt sich Sebastian erneut in einen Albtraum voller Monster und Dämonen, um sein eigenes Fleisch und Blut zu retten.
Übrigens: Um in The Evil Within 2 einzutauchen und den Konflikt und das Setting verstehen zu können, brauchen wir kein Vorwissen aus The Evil Within. Ein paar Hintergrundinfos helfen hier und da bestimmt, aber im Grund dürfen wir ahnungslos in die Horrorwelt der Sequels stolpern.
Die Prämisse spinnt sich aus einem in der Popkultur viel verwendeten Trope zusammen, das wir bereits aus Filmen wie 96 Hours oder anderen Spielen wie The Witcher 3 kennen, in dessen Hauptquests Hexer Geralt für seine Ciri die gesamten Nördlichen Königreiche durchstreift. Weniger wirksam ist der Aufhänger von The Evil Within 2 deshalb aber nicht: Er reichert die Geschichte um eine emotionale Komponente an, die mir die nötige Motivation verschafft, mir den Horror überhaupt anzutun.
Und damit meine ich nicht nur zahlreiche neue Ekelgestalten, die aus dem Kopf von Shinji Mikami gehüpft sind und im Spiel Hände (oder Tentakel) reibend im Dunkeln auf uns warten - vor allem meine ich den psychologischen Horror, dem uns The Evil Within 2 verstärkt aussetzen will. Zwar sollen Gore-Fans ebenfalls auf ihre Kosten kommen, wie Director John Johanas während einer Live-Fragerunde Anfang des Monats verriet. Jedoch erwartet uns diesmal eher ein Mix aus Survival-Horror und Psycho-Thriller, verwoben in eine persönliche Geschichte des Helden, die sich um seine Verlust- und Existenzängste dreht.
Haut und Knochen
Einen kleinen Vorgeschmack darauf erhielt ich während meiner Anspielsession. Nachdem ich zu Beginn des zweiten Storykapitels einen Raum voller von der Decke baumelnder Körper erkundete, anschließend vor einer entsetzlichen Kreatur mit Kreissägenhand flüchtete und mit etlichen Fragezeichen im Kopf durchzuatmen versuchte, folgte ein abrupter Szenenwechsel, wie er eigentlich nur in Träumen passieren kann. Oder passender: Albträumen.
Plötzlich fand ich mich in einem zerfallenen Städtchen wieder. Union, der Ort, in dem sich Sebastians Tochter aufhalten soll. Ich wanderte die leere Straße entlang, bis ich ein Haus erreichte. In der Hoffnung, Anhaltspunkte für den Aufenthalt von Lily zu finden, betrat ich es und wurde Zeugin einer verstörenden Szene: Am Küchentisch saß ein Junge, vielleicht zwölf Jahre alt. Daneben stand seine Mutter, die ihn zu füttern schien.
"Haut und Knochen. Du musst essen. Haut und Knochen…"
Immer wieder krächzte die Mutter ihrem Sohn diese Worte ins Ohr, stopfte ihm einen Löffel ominöser (Menschen?)-Paste nach dem anderen in den Mund, bis sie seinen Kopf packte und ihn manisch auf den Tisch schlug. Nachdem er sich nicht mehr regte, bemerkte sie mich; ich blickte in ihr zombiefiziertes Gesicht, sie stürmte auf mich zu. Panik. Flink griff ich zur Pistole und schoss sie nieder.
Ein Horror-Abenteuer mit mehr Fleisch
Es folgte eine Zwischensequenz, in der Sebastian seiner Kollegin Kidman über Funk aufgebracht entgegenbrüllte, seine Tochter unbedingt finden zu müssen. Denn mit dem schrecklichen Bild einer Mutter vor Augen, die ihren eigenen Sohn erst grausam misshandelt und dann ermordet, folgt nach der anfänglichen Verwirrung erstmals Klarheit: Das mysteriöse Städtchen Union ist nicht das, was es scheint, und Lily befindet sich in noch größerer Gefahr, als zunächst vermutet.
Danach endete die Demo für mich und ich nippte selbst etwas aufgewühlt an meiner Wasserflasche. Das war ein kurzer aber aufregender Horrortrip, der Lust auf mehr macht. Gelingt es The Evil Within 2, die diesmal viel greifbarere, menschliche Geschichte und den spannungsgeladenen Psycho-Horror durchgängig so gekonnt miteinander zu verbinden, dann steht uns im Vergleich zum Vorgänger eine viel intensivere Spielerfahrung bevor, weil wir mit Sebastians Tochter Lily nun einen emotionalen Anker haben, an den wir uns klammern, und daher gemeinsam mit dem Helden leiden können, wenn er sich durch innere wie äußere Dämonen kämpft.
The Evil Within 2 erscheint am 13. Oktober 2017 für PS4, Xbox One und den PC.
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