Wer nur einen kurzen Blick auf Ubisofts The Crew Motorfest wirft, könnte es leicht mit einem neuen Forza Horizon verwechseln. Musik-Autofestival im sonnigen Urlaubssetting? Check! Frei befahrbare Spielwelt mit zahlreichen Rennen und Nebenaufgaben? Check! Modifizierbare Autos und vernachlässigbare Story? Check!
Und auch wir mussten uns bei unserem Anspieltermin mit dem Titel, den Ubisoft auch auf der Ubisoft Forward vorstellte, gleich mehrfach die Augen reiben, so groß sind die Parallelen zum Xbox-Renner in vielen Punkten. Und dennoch haben wir auch einige Besonderheiten entdeckt.
Was konnten wir spielen?
Im Rahmen einer Remote-Session konnten wir vor knapp einer Woche sowohl den Anfang von The Crew Motorfest, als auch ein paar Eindrücke aus einer Renn-Playlist sowie der Open World sammeln. Die komplette Spielzeit belief sich dabei auf ungefähr 30 Minuten.
Hier könnt ihr euch den Trailer von der Ubisoft Forward anschauen:
Geschrumpfte Spielwelt
The Crew 1 und The Crew 2 überwältigten in Sachen Spielwelt vor allem mit Gigantomanie und fuhren jeweils eine komplett befahrbare USA als Schauplatz auf. Motorfest gibt sich hier deutlich zurückhaltender und überschaubarer, denn hier donnern wir “nur” über einen amerikanischen Bundesstaat, nämlich Hawaii.
Lauschige Strände, dichte Dschungel, brodelnde Vulkane und die Hauptstadt Honolulu bilden die stimmungsvolle Kulisse für das namensgebende Motorfest-Festival, an dem wir als Fahrer*in teilnehmen.
Welches Thema darfs denn sein?
Wichtigste Kontaktperson auf dem Festival ist PR-Dame Malu, die uns auch direkt mit einer der Besonderheiten von The Crew Motorfest vertraut macht. Denn auch hier bekommen wir zwar zahlreiche Events und Rennen vorgesetzt, allerdings bündelt das Spiel diese nach thematisch unterschiedlichen “Playlists”. Folgende Varianten konnten wir schon sehen bzw. kurz ausprobieren:
- Made in Japan: Mit japanischen Fabrikaten geht es im Stil von Fast & Furious: Tokyo Drift durch die mit Neonreklamen beleuchteten Straßen von Honolulu
- Offroading Addicts: Mit Trucks, Jeeps und ATVs donnern wir abseits der Straßen quer durchs Gelände
- Motorsport: Wettfahrten auf Rundkursen in hochmotorisierten Rennautos wie Formel-Wagen, Pit-Stops und Reifenabnutzung inklusive
- Vintage Garage: Lässt uns hinters Steuer alter Klassiker (z.B. amerikanische Straßenkreuzer oder die AC Shelby Cobra)
- Lamborghini: Eine Playlist extra für Fahrzeuge der italienischen Edelmarke, der neue Revuelto ist zudem Cover-Auto des Spiels
Aktivieren wir eine Playlist, werden entsprechende Punkte auf der Karte freigeschaltet, zu denen wir dann fahren können, um ein Event auszulösen bzw. ein Rennen zu bestreiten.
Die Playlists dürften vor allem dank der breit gefächerten Fahrzeugkategorien (Formel-Autos!) für Abwechslung sorgen, ebenso wie die vielen teils stündlich wechselnden Events auf der Karte, auf die wir im Menü aber nur einen kurzen Blick erhaschen konnten. Als Boni für eine abgeschlossene Playlist winken dann besonders starke Karren.
Viel zu tun auf Hawaii
Die Playlists sind ein wichtiger Eckpfeiler des Spiels, wir können aber auch einfach durch die Gegend gurken und uns an Nebenaufgaben versuchen. Bei unserer Ausfahrt im Umland von Honolulu pulsierte beispielsweise unser Radar, was Schatzkisten in der Nähe anzeigt. Außerdem gibt es wie schon in den beiden Vorgängern zahlreiche Herausforderungen "on the fly", etwa Slalomfahrten oder die Flucht vor einem sich ausbreitenden roten Kreis.
Zusammen mit dem für eine gewisse Lebendigkeit sorgenden Zivilverkehr auf den Straßen machte die Open World auf uns schon einen ziemlich soliden Eindruck und hat definitiv das Potential, eine ähnliche Sogwirkung zu entfachen wie das offensichtliche Vorbild.
Aufgrund der begrenzten Anspielzeit konnten wir lediglich ausgiebiger in eine Playlist reinspielen, wir entschieden uns für die Made in Japan-Liste. Und die versprühte in den nächtlichen Straßenschluchten der hawaiianischen Hauptstadt ziemliche Need for Speed Underground-Vibes, nicht zuletzt wegen des einsetzbaren Nitros. Das Fahrverhalten empfanden wir als ziemlich arcadig und solide, wir hatten keinerlei Probleme, unseren japanischen Hochleistungsboliden durch die Kurven zu zirkeln.
Große spielerische Unterschiede zwischen den Fahrzeugkategorien konnten wir im Intro hingegen noch nicht feststellen. The Crew Motorfest setzt hier offenbar voll auf Zugänglichkeit, auch wenn sich im fertigen Spiel sicher diverse Fahrhilfen und Assistenzen akti- bzw. deaktivieren lassen.
Import von The Crew 2-Autos
Auf dem Preview-Termin wurde bestätigt, dass Besitzer*innen von The Crew 2 ihren bestehenden Fuhrpark in Motorfest importieren können. Details dazu gab es allerdings noch nicht.
Wieder ein Auto-Rollenspiel?
Generell funktioniert die Progression im Spiel wie schon in den ersten beiden Teilen über in Rennen oder mit waghalsigen Manövern gesammelten Erfahrungspunkten, die euch bei Levelaufstiegen dann neue Bauteile für eure Fahrzeuge in unterschiedlichen Wertigkeitsstufen bescheren, welche sich dann auch im Auto verbauen lassen.
Wie tiefgreifend diese Mechanik tatsächlich ist – im ersten The Crew nahm sie immerhin schon fast rollenspielartige Züge an – können wir nach unserer knappen Anspielzeit aber noch nicht ausreichend beurteilen. Hier hätte Motorfest definitiv die Chance, sich von Forza Horizon abzusetzen.
Auch zur Technik können wir bislang nur wenige Aussagen treffen. Die Remote-Anspielsituation sorgte nämlich unter anderem für eine deutlich niedrigere Auflösung, zahlreiche Grafikartefakte und Eingabeverzögerungen, die es im fertigen Spiel so natürlich (hoffentlich) nicht geben wird.
Was wir bislang vom Spiel sahen, machte aber trotzdem Lust auf mehr. Hawaii scheint detailverliebt und abwechslungsreich nachgebildet zu sein, die Fahrzeugmodelle samt Cockpitperspektive für jedes Auto machten einen guten Eindruck und es gab schon einige nette Lichteffekte (bei tiefstehender Sonne) sowie zahlreiche zerstörbare Objekte am Straßenrand zu sehen. Vermisst haben wir dagegen ein Schadensmodell, es kann aber sein, dass das in unserer Version noch deaktiviert war.
The Crew Motorfest erscheint am 14. September 2023 für PlayStation 5, Xbox Series X/S, PlayStation 4, Xbox One und den PC.
Einschätzung der Redaktion
Tobias Veltin
@FrischerVeltin
"Gut geklaut ist besser als schlecht selbst gemacht". Vielleicht tue ich Ubisoft jetzt Unrecht, aber exakt dieser Satz driftete während nahezu der gesamten Anspielzeit durch mein Hirn. The Crew Motorfest könnte von seiner ganzen Anmutung auch ohne Probleme ein neues Forza Horizon sein, hier erinnert nahezu alles an die Racer von Playground Games. Schlimm ist das allerdings nicht, im Gegenteil. Denn zumindest meinen allerersten Eindrücken nach dürfte es auch in Motorfest genügend Rennen, Events und Nebenaufgaben geben, um über längere Zeit zu motivieren. An Inhalten und Abwechslung – vor allem dank der thematisch unterschiedlichen Playlists – dürfte es nicht mangeln.
Fraglich ist aber noch, ob das Kern-Gameplay über diese Spielzeit trägt, begeistert war ich von der Fahrphysik jedenfalls noch nicht. Generell war meine Zeit im virtuellen Hawaii aber derart begrenzt, dass ich mich mit Aussagen zu Qualitäten und möglichen Schwächen noch zurückhalte, bis ich mehr vom Spiel gesehen habe. Der erste Eindruck ist jedenfalls solide und ich freue mich auf die nächste Preview, dann muss mir Motorfest aber zeigen und beweisen, dass es eine Existenzberechtigung neben Forza Horizon hat.
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